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Die rheinischen Karnevalshochburgen Aachen, Bonn, Düsseldorf und Köln sind sich einig. Die kommende Session 2020/2021 findet statt, wird sich aber wegen des Coronavirus deutlich anders präsentieren als in den Vorjahren. Der Schutz der Gesundheit der Jecken genießt höchste Priorität. Der Fokus richtet sich auf die soziale Kraft des rheinischen Brauchtums. Gefragt sind kreative Lösungen, um die Vereinbarkeit von gesundheitlich relevanten Abstandsregeln in Zeiten von Corona und dem gelebten Brauchtum unter einen Hut bringen.
Es scheint ein Ding der Unmöglichkeit: Das von der Geselligkeit geprägte rheinische Brauchtum und die momentan noch geltenden Abstandsregeln stehen sich unversöhnlich gegenüber. Einerseits dicht gedrängte Menschenmassen auf den Sitzungen in den Sälen und bei den Feiern im Straßenkarneval. Auf der anderen Seite Regeln und Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, von denen die Distanzbestimmungen zwischen den Menschen wohl die schwerstwiegenden Richtlinien sind.
Hinter den Kulissen jedenfalls machen sich die Verantwortlichen der rheinischen Karnevalshochburgen bereits jetzt Gedanken. Es gilt, das rheinische Brauchtum und die derzeit geltenden sinnvollen Abstandsregeln miteinander in Einklang zu bringen. Zu diesem Zweck trafen sich die Präsidenten der Komitees des Aachener, Bonner, Düsseldorfer und Kölner Karnevals, die gemeinsam den als immaterielles Kulturerbe anerkannten Rheinischen Karneval bilden.
“Das wird nicht einfach, denn der Karneval lebt von Nähe und Gemeinsamkeit”, betont Christoph Kuckelkorn, Präsident des Kölner Festkomitees. “Dennoch sind wir uns sicher, dass es eine Session auch im kommenden Jahr geben muss und wird. Der Karneval ist hier in der Region ein Jahrhunderte altes Brauchtum mit einer hohen sozialen Relevanz. Menschen brauchen solche Traditionen und Verbindungen gerade in Krisenzeiten, um daraus auch Stärke und Mut zu ziehen. Das hat uns die Vergangenheit oft genug gezeigt.”
Session 2020 / 2021: Zurück zum Karneval im Veedel und hin zu digitalen Lösungen

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Dabei besteht zwischen allen Vertretern der Hochburgen Einigkeit. Konkret lässt sich noch nicht sagen, wie genau die kommende Session ablaufen wird. Noch vermag niemand zu beschreiben, welche gesundheitlichen Vorsichtsmaßnahmen in der nahen Zukunft bei Veranstaltungen gelten werden. “Ob wir Sitzungen und Umzüge wie gewohnt durchführen können, ist völlig unklar, denn natürlich geht der Schutz der Gesundheit immer vor”, erklärt Frank Prömpeler, Präsident des Aachener Festausschusses. “Vielleicht wird dies eine Session zurück zu den Ursprüngen. Im kleinen Kreis in den Veedeln feiern statt auf den Bühnen der großen Prunksitzungen. Auch digitale Lösungen sind möglich. Hier sind auch die Künstler und unsere Mitgliedsgesellschaften gefragt, um möglicherweise neue Formen des Frohsinns zu organisieren und positiv zu begleiten.”
Einig sind sich die Präsidenten der Festausschüsse in allen vier rheinischen Hochburgen: Auf die Tollitäten soll nicht verzichtet werden. “Zurzeit planen wir alle die Session wie gewohnt”, so Marlies Stockhorst, Präsidentin des Festausschusses Bonner Karneval. “Die Auswahl der jeweiligen Tollitäten, die Planung der Umzüge, die Vorbereitung der Sitzungen: All das läuft erst einmal weiter, bis es klare gesetzliche Regelungen gibt. Für die Session braucht man auch für die kleinen Feiern ein Prinzenpaar oder Dreigestirn, das die Jecken durch die Session führt. Wir haben uns darauf verständigt, die Tollitäten erst nach der Sommerpause bekannt zu geben.”
Kreative Ideen sind jetzt gefragt

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“Uns ist bewusst, dass es heute dringendere Themen gibt als den Karneval”, betont Michael Laumen, Präsident des Comitees Düsseldorfer Carneval. “Aber gerade in schwierigen Zeiten – wie etwa in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit – hat das Fest stets eine wichtige Funktion erfüllt, um Menschen auf andere Gedanken zu bringen. Die Umstände lassen nun auch in der kommenden Session eine ganz besonders wichtige Funktion zukommen. Wir möchten uns der Herausforderung gemeinsam stellen, den Menschen trotz aller aktuellen Probleme auch etwas Fröhliches zu bieten.”
Was es jetzt braucht sind ohne Zweifel kreative Ideen, so das Kölner Festkomitee. Zu wichtig ist das närrische Treiben für die eh durch die Corona-Krise bereits gebeutelte Wirtschaft, wie die Gastronomie, die Hotellerie und nicht zuletzt für die beteiligten Künstler. Dem immateriellen Kulturgut Karneval muss auch in der kommenden Session ein angemessener Platz eingeräumt werden. Eine Session ohne Touristen wäre jedenfalls ein herber weiterer Rückschlag für die Wirtschaft in den jecken Hochburgen.
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