UPDATE 20.12.2021: Proklamation sowie TV- und Hörfunksitzungen abgesagt
Das Festkomitee Kölner Karneval hat am 20. Dezember 2021 alle Saalveranstaltungen für die kommende Session, bei denen es selbst als Veranstalter auftritt, abgesagt. Das betrifft die Proklamation des Kölner Dreigestirns und des Kinderdreigestirns sowie alle Fernseh- und Hörfunk-Sitzungen. Zugleich wird derzeit mit Hochdruck an Alternativformaten gearbeitet, die ein wenig kölsches Fastelovendsjeföhl zu den Menschen nach Hause bringen sollen.
“Im vergangenen Jahr gab es trotz Lockdown eine ganze Reihe von karnevalistischen Momenten, die wir als Fernsehfilm, Videobotschaft oder TV-Bühnenformat den Kölnern nahebringen konnten”, erklärt Christoph Kuckelkorn. “Das war natürlich kein Ersatz für das Gemeinschaftsgefühl, dass ein persönliches Treffen im Gürzenich oder in anderen Sälen bietet, hat aber gezeigt, dass der Karneval selbst in schweren Zeiten lebt. Wir werden uns immer wieder an die aktuelle Situation der Pandemie anpassen müssen und neue Formate entwickeln. Daran arbeiten wir jetzt Tag und Nacht. Klar ist aber auch: Es wird in dieser Session keinen Sitzungskarneval wie wir ihn kennen, geben können. Denn auch im zweiten Jahr der Pandemie gilt: Die Kölner feiern nicht um jeden Preis Karneval – Sicherheit und Gesundheitsschutz für alle bleiben die obersten Gebote.”
Planungssicherheit für Vereine im Kölner Karneval durch finanzielle Unterstützung bei Absagen
Wie bereits 2021 werden wohl auch in 2022 im Kölner Karneval keine Veranstaltungen in Innenräumen stattfinden können. Das ist das Ergebnis eines Spitzengesprächs zwischen Vertretern der nordrhein-westfälischen Landesregierung und der großen Karnevalsverbände aus NRW am 14. Dezember 2021. Partys, aber auch klassische Sitzungen und Bälle in Innenbereichen bzw. engen Sälen seien angesichts der aktuellen Corona-Lage sowie der extremen Belastung der Krankenhäuser nicht vertretbar. Selbst für Geimpfte oder Genesene unter Einhaltung hoher Schutzmaßnahmen (wie z.B. 2G+) sei die Teilnahme nicht bedenkenlos möglich. Dass sich an der derzeitigen Lage bis Weiberfastnacht Ende Februar 2022 grundlegend etwas ändert, bezweifelten die Teilnehmer der Runde.
Maßgeblich bei der zukünftigen Bewertung seien die Verbreitung der neuen Omikron-Variante sowie Fortschritte bei den Booster-Impfungen. Wie Klaus-Ludwig Fess, Präsident vom Bund Deutscher Karneval, erklärt, habe die Sicherheit oberste Priorität. “Daher wird der organisierte Karneval selbstverständlich seiner Verantwortung im Rahmen der gemeinsamen Anstrengungen zur Bewältigung der Pandemie gerecht”, so Fess.
Für die Vereine und Gesellschaften, die meist ehrenamtlich geführt werden und häufig gemeinnützig sind, ist schnellstmögliche Planungssicherheit äußerst wichtig. Daher hat die Landesregierung in Abstimmung mit der Bundesregierung finanzielle Unterstützung für die Betroffenen bei pandemiebedingten Absagen sichergestellt. Dies betrifft vor allem Veranstalter und Künstler, aber auch Technik- und Hilfspersonal sowie Saalbetreiber.
Vereinswesen im Kölner Karneval unterstützen und erhalten
Der Bund stellt den Vorgenannten hierfür den Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen zur Verfügung. Für diesen müssen sich Veranstalter allerdings bis spätestens 23. Dezember 2021 angemeldet haben. Auf Landesebenen existiert das Förderprogramm des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBG) Neustart miteinander. Ziel des Programms ist es, eingetragene Vereine zu unterstützen, die ehrenamtlich organisierte, öffentliche Partys, Bälle, Sitzungen oder ähnliches durchführen.
Eins ist sowohl beim Fonds des Bundes als auch beim Förderprogramm des Landes sicher: Beide springen unter Umständen auch dann mit Ausfallzahlungen ein, wenn private Veranstalter bzw. Gesellschaften ihre Events pandemiebedingt freiwillig absagen. Das letztendliche Ziel der Landesregierung und der Vertreter des organisierten Fastelovends soll sein, das Vereinswesen mit seiner Vielfältigkeit zu erhalten und durch die kommenden Herausforderungen zu bringen.
Festumzüge werden vorerst nicht abgesagt, Lage wird beobachtet
Weiterhin einig waren sich die Teilnehmer des Spitzengesprächs über den Umgang mit dem Fastelovend auf den Straßen und den Festumzügen. Da diese Events erst Ende Februar stattfinden, erschien es den Vertretern der Verbände und des Landes noch zu früh, diese abzusagen. Ein wichtiger Aspekt dabei war die Tatsache, dass das Infektionsrisiko außerhalb geschlossener Räume wesentlich geringer ist. Hier soll das Infektionsgeschehen insgesamt in den nächsten Wochen sehr genau beobachtet werden. Ende Januar soll dann erneut über die Durchführung der Umzüge beraten werden.
Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval dazu: “Zur anstehenden Session gibt es noch viele Fragen, von denen nur einige heute beantwortet werden konnten”. Was die Events in engen Sälen angeht, erläutert er: “Wir sind aus den vergangenen Monaten der Corona-Pandemie viele staatliche Einschränkungen gewöhnt. Erhebliche Rechtseingriffe sind angesichts einer glücklicherweise immer größer werdenden Anzahl geimpfter Menschen aber immer schwieriger. Daher kommt es auf die Eigenverantwortung jedes einzelnen, aber auch von Vereinen und Veranstaltern an. Auch wenn das für viele eine völlig neue Situation ist. Der Fastelovend nimmt diese Herausforderung an, indem Verantwortliche Saalveranstaltungen auf breiter Front absagen.”
Gesellschaften und Künstler nicht in den Ruin treiben
Wichtig sei, so Christoph Kuckelkorn, dass die freiwilligen Absagen die ehrenamtlich betriebenen Gesellschaften sowie die ihnen verbundenen Künstler nicht in den Ruin treiben. Er sei sich jedoch sicher, dass dies nach dem Spitzengespräch im Blick behalten und entsprechend gegengesteuert würde. “Unsere Aufgabe als Karnevalisten wird es nun sein, trotz der Absage von Saalveranstaltungen kleine, kreative Formate zu finden, die den Menschen in dieser nach wie vor schwierigen Zeit ein wenig Fastelovendsjeföhl bringen. Im vergangenen Jahr ist uns das beispielsweise mit dem Rosenmontagszoch im Format des Hänneschen-Theaters gut gelungen”, so Kuckelkorn abschließend.
Ministerpräsident Hendrik Wüst dankte allen Vertretern des Karnevals für den konstruktiven und ergebnisorientierten Austausch. Er sei dankbar, dass die Sicherheit und der Gesundheitsschutz der Menschen an erster Stelle stehe. Die Landesregierung werde das vielfältige Vereinswesen sowie das Brauchtum in diesen schweren Zeiten unterstützen.
Im November 2021 teilte das Festkomitte in Köln mit, dass eine Verschiebung der Session, so wie in der Nachbarstadt Düsseldorf, nicht Betracht kommen würde.
Aktualisiert am 20.12.2021