
copyright: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, eines der kulturellen Herzstücke Kölns, steht vor einer weitreichenden Neuaufstellung. Mit der geplanten Generalinstandsetzung und dem begonnenen Erweiterungsbau wird das älteste Museum der Stadt bis 2028 grundlegend modernisiert und zukunftsfähig gemacht. Neben neuen Ausstellungsflächen werden auch technische Einrichtungen auf den neuesten Stand gebracht – eine Vision, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.
Erweiterungsbau: Mehr Raum für Kunst
Im Frühjahr 2024 begannen die Tiefbauarbeiten für den Erweiterungsbau, der dem Wallraf ab Mitte 2028 zusätzliche 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bieten wird. Diese Erweiterung schafft Raum, um bislang verborgene Schätze der Sammlung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Zusätzlich entstehen 500 Quadratmeter Depot- und Arbeitsflächen, die dringend benötigte Kapazitäten schaffen, um die wertvollen Kunstwerke sicher und fachgerecht zu lagern.
Ein architektonisches Highlight wird der unterirdische Verbindungstunnel sein, der den Neubau mit dem bestehenden Gebäude verbindet. Diese direkte Verbindung gewährleistet optimale Funktionalität und Logistik zwischen den beiden Gebäudeteilen.
Generalinstandsetzung: Eine Notwendigkeit für die Zukunft
Die 2001 eröffnete Architektur von Oswald Mathias Ungers wird einer umfassenden Generalinstandsetzung unterzogen. Nach 25 Jahren Dauerbetrieb haben zentrale Betriebseinrichtungen das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Der Umfang der Arbeiten reicht bis tief in die Bausubstanz und macht eine temporäre Schließung des Museums unvermeidbar.
Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:
- Erneuerung der Brandmeldetechnik: Ein komplett neues System gewährleistet Sicherheit auf dem neuesten Stand der Technik.
- Austausch der Trink- und Abwasserleitungen: Korrosionsbedingte Risiken werden beseitigt, um Kunstwerke und Gebäude langfristig zu schützen.
- Modernisierung der Kälte- und Lüftungsanlagen: Die klimatischen Bedingungen, die für den Erhalt der Kunstwerke essenziell sind, werden optimiert.
- Ersatz der Aufzugsanlagen: Barrierefreiheit und Funktionalität werden so zukunftssicher gestaltet.
Diese Maßnahmen sind nicht nur technisch und ökonomisch sinnvoll, sondern auch ein entscheidender Schritt, um das Museum langfristig als kulturellen Anziehungspunkt zu erhalten.
Herausforderungen während der Bauzeit
Die Bauarbeiten werden erhebliche Einschränkungen mit sich bringen. Lärm- und Staubbelastungen sowie der temporäre Ausfall von Klima- und Sicherheitstechnik erfordern die vollständige Auslagerung der Kunstwerke. Ein Teilbetrieb während der Instandsetzung wurde geprüft, jedoch als wirtschaftlich und zeitlich ineffizient verworfen. Stattdessen liegt der Fokus darauf, die Bauarbeiten so effizient wie möglich abzuwickeln und eine gemeinsame Wiedereröffnung von Alt- und Neubau zu realisieren.
Keine Interimslösung für das Das Wallraf-Richartz-Museum – Alternativen zur Überbrückung
Ein fester Interimsstandort wurde aus mehreren Gründen ausgeschlossen. Die Vorbereitungszeit sowie die finanziellen und personellen Ressourcen wären unverhältnismäßig hoch. Stattdessen nutzt das Museum die Zeit der Schließung für eine Ausstellungstournee in Japan. Unter dem Titel “Van Gogh und die Impressionisten” werden rund 70 Meisterwerke von März bis Dezember 2026 in drei japanischen Städten präsentiert. Diese Tournee bietet nicht nur eine internationale Bühne für die Sammlung, sondern auch eine hervorragende Gelegenheit, Köln als Kunst- und Kulturstadt global zu positionieren.
Zukunftsperspektive: Ein Museum mit neuer Strahlkraft
Die vorübergehende Schließung mag schmerzlich sein, doch sie ist der Schlüssel zu einer beeindruckenden Zukunft. Stefan Charles, Beigeordneter für Kunst und Kultur, beschreibt die Perspektive mit Optimismus: “Die Wiedereröffnung unserer Sammlung in einem neuen, beeindruckenden Gebäudeensemble wird ein Meilenstein für die Kunststadt Köln sein.”
Parallel dazu wird daran gearbeitet, die Sammlung auch während der Schließzeit sichtbar zu machen, sei es durch digitale Formate oder kleinere Kooperationen vor Ort. Ziel ist es, die Verbindung zwischen Museum und Publikum aufrechtzuerhalten.
2028 als Wendepunkt
Mit der Fertigstellung der Arbeiten im Jahr 2028 erwartet Köln ein modernisiertes Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, das sowohl durch technische Exzellenz als auch durch eine erweiterte Präsentation seiner Kunstwerke überzeugen wird. Die umfassenden Maßnahmen und die internationale Ausstellungstournee markieren den Beginn einer neuen Ära für das traditionsreiche Haus – als Symbol für Innovation und kulturellen Reichtum.