Letzte Aktualisierung am 06.12.2017: Der nächste Akt im Zeichen der Krise und Chaos beim 1. FC Köln. Nach Jörg Schmadtke verlässt nun auch Trainer Peter Stöger die Geißböcke. “Nach einer eingehenden Analyse der Situation haben sich der 1. FC Köln und Cheftrainer Peter Stöger auf eine einvernehmliche Auflösung des bis Ende Juni 2020 laufenden Vertrags geeinigt”, so die offizielle Mitteilung des Vereins. Auch Co-Trainer Manfred Schmid wird den 1. FC Köln verlassen. Bis zur Winterpause wird nun der U19-Trainer Stefan Ruthenbeck die Profis betreuen. Zu seinem Team wird neben den Co-Trainern Kevin McKenna und Markus Daun auch weiterhin Torwart-Trainer Alexander Bade gehören.
Der Kölner Verein ist zur Zeit stark gebeutelt: Die aktuelle Tabellensituation in der Bundesliga sieht alles andere als Erstliga-Niveau aus. Nach 14 Spieltagen in dieser Saison stehen magere 3 Punkte auf dem Konto, den Geißböcken ist bisher noch kein Sieg gelungen und gerade mal 6 Tore hat der Verein – der “spürbar anders” ist – geschossen. Die schlechteste Bilanz seit der Bundesliga-Geschichte. Denn, so schlecht wie die Kölner stand nach dem 14. Spieltag noch keine Mannschaft der 1. Liga da. Selbst Tasmania Berlin, die in der Saison 1965/1966 mit nur zwei Siegen abgestiegen sind, hatte zu diesem Zeitpunkt schon wenigstens einmal gewonnen. Die Zeichen stehen also (rein statsitisch) mittlerweile klar auf Abstieg in die 2. Bundesliga.
Wer hat Schuld am Effzeh-Dilemma?
Für reichlich Unruhe sorgten die Vereinsverantwortlichen mit ihrer Abwarten-“Taktik”. Man wollte von Spiel zu Spiel entscheiden, wie es mit dem Trainerstab weitergehen soll. Stöger machte hierzu seinen Unmut erst kürzlich auf einer Pressekonferenz Luft. Trotz des Remis zwischen Schalke und Köln am Wochenende entschloss man sich getrennte Wege zu gehen.
Hinzu kommen viele Ausfälle im Kader oder – nennen wir es – “ungünstige” Transferentscheidungen. Der Abgang von Modeste im Sommer spielt da fast nur eine kleine (aber nicht unwichtige) Nebenrolle. Und auch Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern und des neuen Videoassistenten spielten nicht unbedingt in die Karten der Kölner. Da hilft es auch nicht unbeding weiter, dass der Verein ständig wachsende Einnahmen und Mitgliederzahlen präsentiert. Denn Fans sind – vorsichtig ausgedrückt – nicht wirklich “erfreut” über den Weggang vom Trainerstab.
Mehrheit der Fans des 1. FC Köln steht nicht hinter der Entscheidung
In den sozialen Netzwerken äußerten sich zahlreiche Effzeh-Anhänger über die Trennung. Die große Mehrheit versteht die Entscheidung nicht und sieht darin einen Fehler. Von “katastrophaler Entscheidung”, über “verfehltes Management” bis hin zu “Chaos Club Colonia” reichen die Kommentare. Selbst Rufe nach einer Abwahl des Vorstands oder “Mitgliedsschafts-Kündigungen” sind zu lesen. Die Beschimpfungen und Verunglimpfungen mal außen vorgelassen. Von der Euphorie zur Saisoneröffnung ist in der Domstadt jedenfalls mittlerweile weit und breit nichts mehr zu spüren.
FC-Verantwortliche glauben noch an den Klassenerhalt
Vereins-Präsident Werner Spinner sagte zu der Entscheidung: “Wir sind in der Verantwortung, alles zu versuchen, um den Klassenerhalt doch noch zu erreichen. Bis zuletzt haben wir gehofft, dass wir dies in der Konstellation mit Peter, seinem Team und der Mannschaft schaffen können. Leider ist diese Überzeugung jedoch trotz des positiven Resultats auf Schalke nicht mehr ausreichend vorhanden. Deshalb halten wir es in der aktuellen Situation für unabdingbar, auf der Trainerposition ein Signal zu setzen, auch wenn uns diese Entscheidung sehr schwer fällt und wehtut.”
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sagt: “Peter Stöger hat seit Juli 2013 eine beispiellose Erfolgsgeschichte mit dem FC geschrieben, uns zum Aufstieg und erstmals seit 25 Jahren in den Europapokal geführt. Darüber hinaus hat er den 1. FC Köln als Sympathieträger jederzeit glaubwürdig und authentisch vertreten. Dass kein anderer in der Vereinsgeschichte so lange Cheftrainer des FC war, ist kein Zufall. Wir haben in den vergangenen Tagen gespürt, dass unser gemeinsamer Weg zu Ende ist, und zwar unabhängig vom Resultat auf Schalke.” Alexander Wehrle weiter: “Deshalb war es auch Peter wichtig, einen klaren Schnitt zu machen, bevor emotional und menschlich zu viel Negatives zurückbleibt. Die Mannschaft ist jetzt mehr denn je in der Pflicht, alles zu tun, um die auf Schalke geweckte Hoffnung aufrecht zu erhalten.”
Trennung zwischen 1. FC Köln und Trainer Peter Stöger stand schon fest
Peter Stöger sagte: “Am Freitag war klar, dass das Spiel auf Schalke unser letztes wird. Um sich voll auf diese wichtige Partie fokussieren zu können, haben wir entschieden, dies erst am Sonntag zu kommunizieren. Es ist im Sinne des Clubs und vor allem der Mannschaft, dass jetzt eine Entscheidung getroffen wurde und Klarheit herrscht. Die Spieler, die Mitarbeiter im Club, die Fans und die Stadt Köln sind Manni Schmid und mir ans Herz gewachsen und wir drücken allen die Daumen, dass der 1. FC Köln den Klassenerhalt schafft.”
Peter Stöger war mit seinem Assistenten Manfred Schmid im Juli 2013 von Austria Wien nach Köln gewechselt. 2014 schaffte der Coach mit dem FC als Zweitliga-Meister die Rückkehr in die 1. Bundesliga. Unter seiner Leitung erreichte man Platz 12, Platz 9 und Platz 5 in der Bundesliga. Zudem erreichte er mit der Mannschaft den Sprung ins internationale Spielgeschehen der UEFA Europa League. Insgesamt war er in 168 Pflichtspielen für das Team verantwortlich.
Wohin wird die Reise der Geißböcke gehen?
Wird die Trennung nun das oft zitierte Erwachen und Aufbäumen in der Mannschaft auslösen? Oder ist der Sinkflug mittlerweile zu weit fortgeschritten und endet eher in einer Bruchlandung? Fakt ist: Der 1. FC Köln ist (noch) weiterhin im DFB-Pokal und es steht noch ein Spiel in der Europa League gegen Roter Stern Belgrad aus. (Update: Auch hier verloren die Kölner und sind aus dem Wettbewerb ausgeschieden)
Fakt ist aber auch, dass der Effzeh zur Zeit die schlechteste Mannschaft der Bundesliga-Historie ist. Hier den Abstieg noch abzuwenden braucht eine wirklich gute Vereinsführung, einen engagierten Trainerstab, ein glückliches, geschicktes und vorausschauendes Händchen bei den Transfers in der Winterzeit und einen Kader, der wirklich alles noch einmal aus sich herausholt. Ob das reicht, wird am Ende der Tabellenplatz zeigen. Und wie heißt es doch in der Vereins-Hymne:
“Mer schwöre dir he op Treu un op Iehr:
Mer stonn zo dir FC Kölle
Un mer jon met dir wenn et sin muss durch et Füer
Halde immer nur zo dir FC Kölle!”
UPDATE: Armin Veh wird neuer Geschäftsführer beim 1. FC Köln
Der 1. FC Köln hat die wichtige Personalie des Geschäftsführers Sport besetzt. Zum 11.12.2017 übernimmt Armin Veh die Aufgabe an der Seite von Alexander Wehrle. Der 56-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 30. Juni 2020.
“Wir haben mit Armin Veh einen Mann für die Position gewonnen, der unsere Kriterien perfekt erfüllt. Er hat große Erfolge vorzuweisen und bringt viel Erfahrung mit, auch in Krisen. Er ist kommunikativ und führungsstark und passt in unser Team am Geißbockheim. Darüber hinaus kennt er Alexander Wehrle aus der gemeinsamen Zeit in Stuttgart”, sagt FC-Präsident Werner Spinner. “Dass wir Armin Veh überzeugen konnten, diese Aufgabe anzugehen, ist ein echtes Aufbruchsignal für den FC und tut uns sehr gut.”
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sagt: “Ich habe immer gesagt, dass ein Sportler in die Geschäftsführung gehört und bin sehr froh, dass diese Lücke jetzt mit Armin Veh hervorragend besetzt ist. Seine Erfahrung bringt uns die nötige Ruhe, um im gesamten Club gemeinsam die schwierige sportliche Lage zu verbessern.”
“Mit Siegen ein echtes Zeichen setzen!”
Vertrag bis 2020: Armin #Veh wird #effzeh-Geschäftsführer.https://t.co/JigxcHKHS3
— 1. FC Köln (@fckoeln) 6. Dezember 2017
Armin Veh sagt zur neuen Aufgabe: “Auf die Möglichkeit, beim 1. FC Köln ein nachhaltiges Projekt anzugehen, freue ich mich sehr. Die Verantwortlichen des FC haben mich davon sofort begeistert und ich sehe es als riesige Herausforderung und zugleich eine tolle Möglichkeiten, in diesem faszinierenden Traditionsclub etwas zu bewegen. Ich drücke der Mannschaft und dem Trainerteam die Daumen, dass sie schon am Donnerstag in Belgrad und dann im Spiel gegen den SC Freiburg mit Siegen ein echtes Zeichen setzen können.”