Die Euphorie beim 1. FC Köln war groß, als die Geißböcke die letzte Saison abschlossen. Eine gute Platzierung in der Tabelle. Und obendrauf noch der Einzug in die Europa League. Die Effzeh-Fans lagen zur großen Saisoneröffnung am RheinEnergieSTADION dem Verein zu Füßen. Lauthals wurde die Hymne Effzeh International von Rapper Mo-Torres mitgesungen und der Vereinsvorstand blickte auf ein rot-weißes Farbenmeer an den Vorwiesen.
Nach 25 Jahren spielte man endlich wieder bei den “Großen” mit. Die Stimmung in der Rheinmetropole war himmelhoch-high und überflügelte kritische Stimmen zum Stadionausbau oder vermeintlichen Fehlein- und -verkäufe der Vereins-Chefetage z.B. auf der Mitgliederversammlung.
Euphorie beim 1. FC Köln verblasst zunehmend
Doch diese Euphorie ist mittlerweile sehr angekratzt und verblasst mit jedem weiteren Spiel. Nach neun Bundesligaspielen stehen äußerst magere zwei Punkte mit einem Torverhältnis von 3:17 Toren auf der aktuellen Tabelle (Stand: 23.10.2017). Letzter Platz mit sechs Punkten Rückstand auf Rang 15. In der Europa League: Kein Sieg – keine Punkte bisher in der Gruppenphase.
Damit hatte zu Beginn der aktuellen Spielzeit wohl niemand gerechnet. Trainer Peter Stöger ringt nach Erklärungen und Lippenbekenntnissen. So sagte er dem KSTA: “Für mich persönlich stellt sich das Thema gar nicht. Für mich wäre es der allerfalscheste Zugang, zu sagen: Ich verpisse mich jetzt. Ich bin kein Sesselkleber! Wenn einer eine bessere Idee hat, dann müssen wir das andiskutieren. Aber über allem, das können Sie mir glauben, steht immer der FC. Ich laufe nicht davon.”
Nicht wirklich förderlich für seinen Posten bei den Geißböcken sind da die Avancen des Österreichischen Fußball Bundes (ÖFB), die scheinbar Interesse an Stöger haben. Auch wenn der 51-jährige erklärte, dass er noch nicht bereit sei, diesen Job anzunehmen, scheinen die Bemühungen der Österreicher nicht nachzulassen. Am 30.10.2017 will der ÖFB erklären, wer der neue Nationaltrainer des Alpenlandes wird. Kölns Führungsriege sieht allerdings noch keinen Bedarf zum Handeln und man schaue sich noch nicht nach möglichen Alternativen für Trainer Peter Stöger um.
So sagte Sportchef Jörg Schmadtke (der am 23.10.2017 beim 1. FC Köln seinen Vertrag aufgelöst hat) beim Fernsehsender Sport1: “Ich beschäftige mich nicht mit anderen Trainern, es gibt keinen Plan B. Die Statements von Peter Stöger sind eindeutig, dass er nicht zurücktritt.” Diesen “Rücktritt” hat der ehemalige Geschäftsführer des Kölner Vereins im gegenseitigem Einvernehmen nun aber wohl selbst getroffen.
Geht es statt “Effzeh International” in Richtung 2. Bundesliga?
Ob es am turbulenten Wechsel von Stürmer Anthony Modeste lag oder man mit der Gesamtsituation und der Belastung von Spielen auf europäischer und nationaler Ebene überfordert ist. Ein “Weiter so!” können selbst die eingefleischtesten Anhänger kaum mehr über die Lippen bringen. Längst haben Worte wie Tag der Entscheidung, Abstiegskrimi, Schicksals- oder Endspiel die Worte “Effzeh International” abgelöst. Aus den Schicksalstagen werden mittlerweile Schicksalswochen – ob man allerdings bereits jetzt von einem “Abstiegskampf” sprechen sollte ist wohl ein wenig zu weit gegriffen. Jedoch muss etwas passieren, sonst landet die Geißbock-Elf schneller als erwartet in der 2. Bundesliga. Vielleicht das Augenmerk nun konzentriert auf die Bundesliga und den DFB-Pokal (nach dem Sieg gegen Leher TS geht es im nächsten Spiel am 25.10.2017 gegen Hertha in Berlin) legen?
Der Ton in Köln wird rauer
Doch für Geduld und ruhige Gemüter sind die Anhänger des 1. FC Köln nicht unbedingt bekannt. Der Rückhalt schwindet zunehmend, wie der glücklose französische Sehrou Guirassy beim letztem Heimspiel in Köln-Müngersdorf erleben durfte. Ein nach Spielschluss in den Fanblock der Südkurve geworfenes Trikot kam gleich zweimal postwendend an ihn zurück. Sichtlich geknickt soll er sich danach in den Kabinentrakt des RheinEnergieSTADIONS begeben haben. Guirrasy bestreitet allerdings mittlerweile über Twitter, dass dies so geschehen sein soll. Ex-Kölner Lukas Podolksi sprang dem Stürmer ebenfalls auf Twitter zur Seite.
Yes? review your sources. in no way I went to give my jersey but to apologize 😉
— Sehrou Guirassy (@Guirassy_19) 23. Oktober 2017
Verstehe die Reaktionen gegen #Guirassy nicht. Er war lange verletzt und hat gut gespielt. Die eine Chance war Pech. Bleib weiter dran Jung!
— Lukas-Podolski.com (@Podolski10) 23. Oktober 2017
Auch Konstantin Rausch machte mit der “liebenswürdigen” Art der Fans Bekanntschaft. Bereits bei der Vorstellung der Mannschaftsaufstellung gegen Werder Bremen (0:0) wurde er mit einem Pfeifkonzert “begrüßt”. Auf eine Ehrenrunde nach dem Remis verzichtete er. Die Stimmung innerhalb des Kaders (und der Vereinsmitglieder) nähert sich in Richtung “zu Tode betrübt”.
In der Domstadt ist der Ton rauer geworden – im Herzen der wahren Fans wird es aber (hoffentlich) weiter lauten: “Mer stonn zu Dir, was auch passiert…”