CityNEWS im Interview mit Peter Millowitsch

CityNEWS im Gespräch mit “Miese”-Peter Millowitsch über sein neues Theaterstück, warum er eigentlich sehr nett ist und wie man zum Puffbesitzer wird. Der neue Schwank in zwei Akten “Wenn im Puff dat Licht ausjeiht” feiert am 17. September Premiere.

CityNEWS: Ab September läuft ihr neues Stück “Wenn im Puff dat Licht ausjeiht”. Erzählen Sie uns doch kurz um was in dem Stück geht.

Peter Millowitsch: Es geht darum, dass es einen Puff in den 50er-Jahren gibt dem es immer schlechter geht, weil nebenan Beate Uhsus ein neues Etablissement aufgemacht hat – die “Wilde Beate” – und nun der Puff hier nicht mehr zeitgemäß ist. Die Kunden wandern ab. Man denkt schon darüber nach zu zumachen, aber da gibt es auf einmal die Möglichkeit einen Sozialfond zu ergattern, aber der gilt nur für “Heime für gefallene Mädchen”. Und so muss man den Puff in ein umstrukturieren. Und das Alles leider ohne Absprache… Denn ich als Puffbesitzer Anton habe nicht die Zeit allen anderen, wie der Puffmutter Gina Paffrath Bescheid zu geben was ich vorhabe. Ein schweres Stück Arbeit!

CityNEWS: Woher kommt die Idee zu dem Stück? Wie wird man auf einmal Puffbesitzer?

“Wie wird man Puffbesitzer? Gute Frage!”

Peter Millowitsch: Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht ganz… Wie wird man Puffbesitzer? Gute Frage! Frau Schöller (Mit-Autorin, Anmk. d. Red.) und ich sitzen da, wir überlegen uns was man machen könnte. Zuerst haben wir meist gar nichts. Und dann fangen wir an: Wo waren wir lange nicht mehr? Wo könnte man spielen? Was war ein Erfolg? Was hat den Leuten gefallen? Und hieraus entwickeln sich dann die Ideen.

CityNEWS: Getreu dem Motto: “Never change a winning team” ist das Ensemble auch das Gleiche wie im letztem Jahr und natürlich ist auch Frau Babara Schöller wieder an ihrer Seite als Autorin. Wie ist denn eigentlich diese langjährige Zusammenarbeit zustande gekommen?

Peter Millowitsch: Mit Frau Schöller? Oh Gott das ist schon so lange her… Ich habe angefangen zu Schreiben zu Willy Millowitschs 80igsten Geburtstag. Da machte der WDR eine Dokumentation über ihn. Da kommen dann so Leute vor die Kameralinse, wo man sich denkt “Wieso? Was macht der denn hier? So´n Driss!”. Man karrte irgendwelche Prominente vor die Kamera – das war damals wie heute en vogue – die man damals aus die Jugend schon nicht kannte oder nicht leiden konnte und die mussten dann dort die große Versöhnung mit ihm machen. Und das ging mir gegen den Strich! Also dachte ich mir, lass uns doch ein Special für Willy schreiben. Ich wusste ja was da reinpassen muss und habe insgesamt drei Geschichten geschrieben. Und die hat der WDR dann auch gemacht und ich dachte, dass mit dem Schreiben funktioniert ja – also schreibe ich doch einfach mal ein komplettes Stück.

Durch diese Sendungen war man erfolgreich und bekam ständig Manuskripte zugeschickt. Irgendwelche Oberstudienräte die in Rente sind, wollten da ihre Stücke schreiben und schickten mir zum Lesen. Und irgendwann kam da eins rein von einer Frau. Ich las es und es hatte wirklich Hand und Fuß. Doch der Name dieser Frau war so unwirklich, dass ich mir dachte, dies kann nur ein Pseudonym sein. Ich habe dann nachgefasst und versucht rauszukriegen wer denn diese Autorin ist und dann war das die Bärbel! Die war damals mit meiner Schwester befreundet und hat mir das Manuskript sozusagen hinten rum zukommen lassen. Ich fragte sie dann, weil ich die Stücke die sie schrieb wirklich toll fand, ob wir nicht zusammen was auf die Bühne bringen wollen. Und so fing das Ganze an…

CityNEWS: Für wen ist das Stück?

Peter Millowitsch: Das Stück ist wirklich für alle! Die kölschen Anspielungen verstehen wahrscheinlich nur die Kölner, aber alles andere verstehen wirklich alle. Es sei denn man kommt mit einer Vierjährigen, da kommt man wohl in die Bredouille ihr zu erklären was ein Puff ist. Das könnte dann vielleicht zum Problem werden… Meinem Vater würde das Stück sehr wahrscheinlich gefallen, wenn er es sehen könnte…

CityNEWS: Schon mit acht Jahren standen Sie auf der Bühne. Wird das nicht irgendwann langweilig, woher nehmen Sie ihre Spielfreude?

Peter Millowitsch: Die kommt von den Leuten, die unten auf den Stühlen sitzen. Denn jedes Publikum bekommt die Spielfreude die es verdient. Wenn die da unten gut drauf sind, sind wir es auch! Man schaukelt sich auf der Bühne hoch und da kommt da etwas von den Leuten zurück, das trägt einen dann. Wenn da von unten mal nichts kommt – das kommt keine Frage auch vor – ist das hier auf der Bühne richtige Ackerei. Dann sind wir nicht so gut, wie wenn da von unten etwas kommt.

“Ich lebe hier meinen Traum!”

CityNEWS: Sind sie denn immer noch nervös vor einem neuem Stück und wissen sie, dass wird sowieso klappen?

Peter Millowitsch: Nein, das weiß man nie. Man muss sich jedes Jahr die Leute neu erobern, denn man hat da bei den Gästen keinen Kredit! Es geht nicht nach dem Motto “Letzes Jahr war´s schön – dieses Jahr wird’s auch schön!” Nein, das gibt es nicht. Ich habe immer wieder Leute im Publikum, die mir am Ende des Abends auf die Schulter klopfen und mir sagen wie toll und lustig es gewesen ist, ich aber ganz anderer Meinung war.

CityNEWS: Haben Sie irgendwelche Wünsche oder Träume die Sie sich noch erfüllen wollen?

Peter Millowitsch: Ich bin zu alt zu träumen und zu jung ohne Wunsch zu sein, sagte einmal Faust. Dem schließe ich mich einfach mal an. Träume keine mehr, denn das hier, dieses Haus ist mein Traum. Ich kann hier agieren, ich kann hier Theater machen in der Weise wie ich es möchte und wie es freundlicherweise vom Publikum votiert wird. Natürlich habe ich aber auch Wünsche, aber man muss sich selber darüber klar sein, was möglich ist und was nicht. Ich bin mittlerweile 60 Jahre und habe eine ganze Reihe von Rollen gehabt und die sind mittlerweile durch. Da bin ich zu alt zu – Feierabend! Und die Rollen die ich mir wünschen würde, hat mir keiner angeboten und wird mir auch wahrscheinlich keiner mehr anbieten. Und nochmals nach einem anderem Motto: Lebe nicht im Traum, sondern lebe deinem Traum und das tue ich hier! Ich lebe hier in meinem Traum!

CityNEWS: Sie sind ja ein privates Theaterhaus und werden nicht öffentlich gefördert. Wie wirkt sich dies im Bezug auf die leeren Portemonnaies und der Finanzkrise für ihr Haus aus? Haben die Leute überhaupt noch Geld ins Theater zu gehen?

Peter Millowitsch: Sehr, sehr schwierig! Ich weiß es auch nicht, die Stadt subventioniert alles Mögliche, nur die Kultur bekommt davon nicht ab und mit. Das ist vor allem abgesehen davon was wir hier machen keine Kultur, bestenfalls Unterhaltung. Und das ist laut der Stadt nicht förderungswürdig. Sagen würde dies keiner. Es heißt dann wahrscheinlich nur, das Millowitsch-Theater ist ein großer Teil der Stadt, danach kommt aber gar nix.

Wir machen hier Unterhaltungs-Theater, ob das eine Kunstform ist, darüber lässt sich gerne diskutieren, aber wenn das Teil des Theaters eine Kultur ist, dann ist das Unterhaltungstheater auch ein Teil der Kunst. Und uns geht damit nicht gut. Man muss sich strecken und wenden und sparen wo man kann. Man fragt sich wo man sparen kann, was man weglassen kann oder wo lassen sich noch etwas Kosten optimieren, aber wir würden niemals an einer Ausstattung eines Stückes rangehen. Denn wo kein Input ist, ist auch kein Output! Wenn wir hier vor nackigen schwarzen Wänden spielen würden, hätten die Leute auch nur den halben Spaß.

CityNEWS: Wie lange brauchen Sie denn eigentlich um so ein Stück zu schreiben, Einzuproben und dann Aufzuführen?

Peter Millowitsch: Das Schreiben eines Stücks dauert etwa ein halbes Jahr bis zu acht Monaten. Ich gebe mir frei bis etwa Ende Oktober und fange dann an schon an etwas Neuem zu arbeiten. Ich stehe also auf der Bühne und führe dort mein derzeitiges aktuelles Theaterstück auf und bin schon beim Neuen. Das ist in etwa so wie mit Lego-Klötzchen bauen. Eins kommt zum anderem und irgendwann ist das Gesamtwerk fertig und zum Schluss ist es dann ein Bild – hoffentlich!

CityNEWS: Wie würden Sie sich beschreiben?

Peter Millowitsch: Ich bin sooo nett! Das ist nicht auszuhalten wie nett ich bin! Ich weiß, dass ich das Image eines Miesepeters habe, aber ich kann nun mal nicht den ganzen Tag als Strahlemann durch die Gegend laufen. Das geht nicht! Das ist mir zu anstrengend! Ich bin viel mehr ein nachdenklicher Typ… als so ein “Hoppla-Jetzt-Komm-Ich-Mensch”! Ich könnte schon ein Strahlemann sein, aber das ist mir einfach zu anstrengend. So müsste ich den ganzen Tag Theater spielen, das kann ich hier auf der Bühne aber doch nicht wenn ich über die Straße laufe, und das reicht mir schon. Ich weiß ich sehe aus wie ein Miesepeter. Aber wenn man mich anspricht, erhält man immer eine freundliche, nette Antwort. Ich sehe einfach nur so aus (lacht). Ich bin nicht so. 

Tickets für das Theaterstück sind bei allen bekannten Vorverkaufsstellen, sowie direkt vor Ort erhältlich.

Weitere Infos unter: www.millowitsch.de