In den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte Dr. Ida Rolf, eine Frau mit ungeheurem Wissensdurst und dem Bestreben, Lösungen für gesundheitliche Probleme zu finden, das Rolfing. Körperarbeit, die dabei helfen soll, aufrecht im Leben zu stehen. CityNEWS sprach mit “Rolfer” Michael Steinbach über diese Methode.
CityNEWS: Herr Steinbach, was ist Rolfing überhaupt?
Michael Steinbach: Rolfing kann man sich wie eine Generalüberholung des gesamten Haltungs- und Bewegungsapparates vorstellen. Es ist eine manuelle Methode zur Verbesserung der Struktur, Haltung und Bewegung des menschlichen Körpers. Der Name bezieht sich auf die Begründerin der Methode, Ida Rolf, die in den 1950er Jahren in den USA diese Methode entwickelte.
Ihr Anliegen war eine ganzheitliche, aufeinander aufbauende und themenbezogene Arbeit an individuellen, körperlichen Haltungsschwächen und Haltungsmöglichkeiten. Im Vordergrund stehen dabei die Lösung tiefliegender Fehlhaltungen, die Verbesserung der Beweglichkeit und Flexibilität sowie die Hinführung zur persönlichen Idealhaltung. Rolfing ermöglicht eine tiefe Entspannung auf allen Ebenen, verbessert die Körperwahrnehmung und fördert den Stressabbau.
CityNEWS: Wie funktioniert das Rolfing?
Michael Steinbach: Der zentrale Ansatzpunkt im Rolfing ist das Fasziennetz, das von Dr. Rolf als “Organ der Form” bezeichnet wurde. Faszien sind hauchdünne Hüllschichten, die sämtliche Knochen, Muskeln, Organe, Blutgefäße, usw. umschließen. Durch gezielten Druck in der typischen Art und Weise des Rolfings werden diese Strukturen berührt und mobilisiert.
Muskelverspannungen, Verklebungen mit benachbartem Gewebe werden gelöst und befreit, Verkürzungen gedehnt, die Gleitfähigkeit und Geschmeidigkeit des Gewebes wird wieder hergestellt. Dies empfindet der Behandelte im Allgemeinen als erleichternd, befreiend, entspannend und aufrichtend.
Rolfing: Intensiv bis tief
CityNEWS: Was passiert während einer Rolfing-Behandlung?
Michael Steinbach: Zu Beginn der Rolfingsitzung macht sich der Rolfer ein Bild von der Haltung, Körperstruktur und dem Bewegungsmuster des Klienten (z.B. im Gehen). Danach begibt sich der Klient auf eine Behandlungsliege, und der Rolfer übt mit den Händen genauen und sensiblen Druck auf das Gewebe aus. Die Qualität der Berührung reicht dabei von sehr sanft bis tief und intensiv.
Dadurch lösen sich Spannungen und Blockaden, das Gewebe wird befreit und kann sich anschließend selbst neu ausrichten. Die Körperstruktur kann sich immer mehr einer lotrechten inneren Aufrichtung annähern. Der Klient unterstützt vor allem durch Aufmerksamkeit, gerichtetes Atmen und angeleitete Bewegungen diesen Prozess. Zuweilen erfolgt die manuelle Arbeit am Klienten auch im Sitzen oder Stehen. Eine Rolfingsitzung dauert etwa 60-90 Minuten.
CityNEWS: Für wen ist eine Rolfing-Behandlung sinnvoll?
Michael Steinbach: Durch Rolfing werden Haltungsschwächen und ungünstige Bewegungsmuster aufgelöst und durch ökonomische ersetzt. Der Körper wird ins Lot gebracht und ist dann mit sich selbst und der Schwerkraft der Erde im Einklang. Diese Veränderungen wirken oft ein Leben lang. Deswegen ist Rolfing grundsätzlich für alle Alters- und Zielgruppen geeignet.
Es unterstützt Personen, die akut oder chronisch verspannt oder aus dem Gleichgewicht gekommen sind, solche, die ihre Beweglichkeit verbessern oder erhalten wollen und es hilft zudem Menschen, die nach einem Unfall oder Schleudertrauma ihren Körper wieder ins Lot bringen wollen. Besonders aber auch für Menschen, die einseitigen beruflichen Belastungen ausgesetzt sind, zum Beispiel täglich vor dem Computer sitzen, ist eine Behandlung sehr sinnvoll.