Wer in diesem Winter cool sein wollte, musste sich warm anziehen und die Wolle möglichst in mehreren Schichten drapieren. Und auch beim Wohnen braucht man auf Cosiness nicht verzichten, um Stil zu beweisen: Noch nie war Gemütlichkeit so weltoffen, schön und schnörkellos modern wie heute.
Auf der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne 2014 in der Koelnmesse interpretierten Designermarken des Segments Pure den Megatrend in vielen Facetten: kuschelige Accessoires verwandeln Riesenbetten in Liegewiesen, warme Farben und weiche Textilien sorgen für eine sinnliche Atmosphäre bei geradlinigen Interieurs, und Holz dominiert weiterhin den wohnlichen Materialtrend. Sofas und Sessel zeigen sich insgesamt weit weniger kantig als in den letzten Jahren. Leichtfüßig, ja sogar grazil variieren sie mit geschwungenen Formen und abgerundeten Silhouetten traditionelle Typologien aus den 50er- und 60er-Jahren. Auch in der Größe beweisen sie Understatement, genauso wie ihre Begleiter: kleine Schränkchen und diverse Beistelltische gesellen sich zu Gruppen unterschiedlich gestalteter Polster, Poufs und Hocker. Zur imm cologne 2015 scheint dieser Trend eine noch größere Bedeutung zu erfahren – die Neuheiten greifen den Trend zur „German Gemütlichkeit“ auf und unterstreichen ihn mit maßgeschneiderten Accessoires. Die Klarheit grafischer oder architektonisch geradliniger Formelemente wird dabei durch weiches Leder-Finish, handwerkliche Details, Kombinationen mit Kissen und Decken, warme Farbtöne und grobe Maschen weich gezeichnet.
Sicherlich – Design und Wohnlichkeit, das war nie ein echter Widerspruch. Gleichwohl waren die von Designern und Marken repräsentierten Gestaltungsideale oft von einer puristisch-formalen Strenge geprägt und wirkten daher in den Augen vieler Konsumenten schnell unterkühlt. Doch der Trend zur neuen Gemütlichkeit scheint hier eine Umorientierung einzuläuten: Auch in mit Designermöbeln eingerichteten Wohnungen und Lofts lebt es sich demnach wieder ausgesprochen gemütlich.
Gemütlich ist cool
Dabei ist diese Charakterisierung heute kein Euphemismus mehr für „altmodisch“. Im Gegenteil: Gemütlich ist cool. Die angesagtesten Labels bieten Möbel und Ambiente zum Kuscheln an, scheuen sich nicht vor dekorativen Mustern oder traditionellen Formen – häufig aus den 50er- und 60er-Jahren – und holen fast vergessene Designerklassiker und Möbeltypen wie das Pappmöbel oder den Klappstuhl wieder aus dem Keller, um sie in neuem Glanz, neuem Street Art-Look oder Upcycling-Bezügen alter Pelzmäntel erstrahlen zu lassen. Das Möbeldesign wird insgesamt weicher und emotionaler.
Neu ist auch, dass es eben nicht mehr nur einzelne Hersteller sind, die mit viel Holz und traditionellen Formen dem Bedürfnis der Kunden nach natürlich-wohliger Wohnatmosphäre entgegenkommen. Vor allem aber zeigen auch die großen Premium-Marken sowie die progressiven, jungen Labels zunehmend Möbel mit weicheren, freundlich wirkenden Formen und Farben. Dazu passt, dass Ergänzungssortimente wie zum Beispiel Kaminöfen eine Renaissance erleben und auf moderne Formgebung und Möbeltypen hin konzipiert werden. Modulare Kaminöfen, die wie ein Sideboard mit Brennkammer aussehen oder wie ein Schrankprogramm offener und geschlossener Elemente zusammengestellt werden können, gibt es dabei genauso wie den Kaminofen, der wie ein nur zufällig platziertes Sitzmöbel daherkommt. Hauptsache, es knistert und leuchtet schön urig. Das evolutionäre Gedächtnis lässt grüßen. Es darf sich aber auch über schichtweise drapierte Schaffelle auf Sesseln und Holzfußböden freuen.
Auch die wieder stark vertretenen Re-Editionen klassischer Designmöbel schließen an klassische Einrichtungstraditionen an und bedienen eine neue Sammelkultur. Die Designer beschäftigen sich mit den Klassikern der Möbelkultur und gestalten direkte Bezüge zu den Vorbildern.
Tatsache ist, dass sich die Designszene noch nie so intensiv mit der Überprüfung des bisher Erreichten beschäftigt hat. Vorbildliches wird aufgegriffen, auf den technisch neuesten Stand gebracht und neu interpretiert. Bestand scheint dabei vor allem zu haben, was den Menschen ein Gefühl von Heimat und Wärme vermittelt – sei es nun die handwerkliche Qualität, die Formgebung oder auch die unmittelbare Materialität.
Und in allem ist ein – materieller wie immaterieller – Sinn für Behaglichkeit zu spüren, der nicht nur auf dem deutschen Markt vertraute Gefühle weckt. Weit entfernt von jeglichen Reminiszenzen an die unsägliche Wohnzimmer-Garnitur in altdeutscher Eiche zeigt sich die Einrichtungsbranche in Köln von ihrer angenehmsten Seite: Die neue „German Gemütlichkeit“ – modern interpretiert.
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Die Küche ist der Lebensmittelpunkt der Wohnung
Mit dem Song „You’ll always find me in the kitchen at parties“ beschrieb der britische Sänger Jona Lewie 1980 ein interessantes Phänomen. Wer kennt sie nicht, die Partys, auf denen vereinzelt Gäste in der Wohnung herumstehen, während in der Küche ein Gedränge herrscht, als ob es dort etwas zu verschenken gäbe? In der Küche fühlt sich der Mensch wohl. Und diesem Gefühl konnte bisher keine Mode etwas anhaben. So wundert es nicht, dass sich die Aussteller der LivingKitchen in einem Punkt einig sind, denn der wichtigste Trend heißt auch 2015: Die Küche ist der Lebensmittelpunkt der Wohnung.
Die Gründe sind vielfältig. Für Marc Brinker von Blauwasser liegt es an der Funktion: „In der Küche wird nicht nur gekocht, sondern auch gegessen.“ Und wo gegessen wird, kommen Menschen zusammen. Das macht den Erfolg der offenen Küche aus. „In der Geschichte war es die Koch- und Feuerstelle. Heute steht die moderne Küche wie kein anderer Raum für Kommunikation, Geselligkeit, Gemütlichkeit, Geborgenheit und Genuss“, ergänzt Klaus Ablaßmeier von Juma. Doch auch praktische Gründe sorgen dafür, dass die Küche an Bedeutung gewinnt, wie Andreas Enslin vom Miele DesignCenter weiß: „Der Megatrend zur Urbanisierung ist nicht aufzuhalten. Immer mehr Menschen wohnen in immer größeren Städten.“ Wohnraum wird knapper, platzsparende Konzepte wie die Wohnküche und multifunktionale Hausgeräte haben Hochkonjunktur.
Ob Urbanisierung, Gemeinschaftsgefühl oder beides – diese Entwicklung wirkt sich selbstverständlich auf die Gestaltung aus. Ein weiterer Trend, der ebenfalls die Flexibilität erhöht, ist auch in diesem Jahr die Vernetzung. „Smart Home“ heißt das Stichwort. Dort werde „Technologie für mehr Bequemlichkeit sorgen“, erwartet Tolga Targutay vom Haushaltsgerätehersteller Vestel. Mit dem Mobiltelefon wird der Herd programmiert und die Waschmaschine gestartet. Das hat zur Folge, dass die Küchengeräte leiser werden und die Küchenmöbel höheren Designansprüchen genügen müssen – in die offene Küche kann schließlich jeder schauen. Und da, wo Kochen zum Event wird, ist Flexibilität gefragt – findet man zumindest bei Rempp und sorgt mit seinen Neuentwicklungen für weniger tote Stauräume und vielfältigere Ausstattungsmöglichkeiten.
Doch Komfort suchen die Menschen nicht um jeden Preis – was zum nächsten Entwicklungstreiber in der Küchenbranche führt. „Nachhaltigkeit als Lebenseinstellung, wie im Bereich der Lebensmittel bereits vollzogen, erhält auch bei Wohnkomponenten immer stärkere Relevanz“, erk
lärt Klaus Ablaßmeier von Juma. Deshalb treibt man auch bei Panasonic nachhaltige Lösungen voran: „Mit einfacher Bedienbarkeit und innovativer Technik sorgen unsere Kücheneinbaugeräte für Sicherheit und Zeitersparnis sowie einen niedrigen Energieverbrauch“, so Ulf Triebener.
Nachhaltig, arbeitserleichternd, flexibel steuerbar, offen, einladend und gesellig – diese Küchentrends dürften selbst die größten Kochmuffel überzeugen, sich 2015 mit dem Thema Küche zu beschäftigen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.imm-cologne.de www.livingkitchen-cologne.de
Autor: Redaktion / QUINKE NETWORKS