Der bundesweite ADFC-Fahrradklima-Test 2018 endet für Köln in einem Debakel. Die Domstadt rangiert erneut an letzter Stelle. Damit hat Köln den letzten Platz aus der Erhebung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs aus dem Jahr 2016 – leider – eindrucksvoll bestätigt. CityNEWS analysiert die Ergebnisse und fragt: Woran liegt das?
Das Thema Verkehrsinfrastruktur wurde in der Vergangenheit zu sehr auf die lange Bank geschoben. So sieht es zumindest der Vorsitzende des Kölner ADFC, Christoph Schmidt: “Dass Köln Schlusslicht beim Test ist, ist dem riesigen Nachholbedarf geschuldet, den die Stadt in vielen Bereichen der entsprechenden Verkehrsförderung hat. Dass es in jüngster Zeit einzelne positive Veränderungen gibt, wie zum Beispiel das Pilotprojekt #RingFrei, erkennen die Teilnehmer der Umfrage durchaus an. Aber insgesamt laufen wir in Köln den steigenden Radverkehrszahlen noch weit hinterher. Durch die weiterhin schlechten Bedingungen gefährden wir die Sicherheit der Fahrenden und schaffen es nicht, Fahrradfahren attraktiver zu machen”, sagt Christoph Schmidt.
Mit einem Schulnoten-Durchschnitt von 4,4 stellen die Teilnehmer der Stadt Köln ein miserables Zeugnis aus. Bei zehn der 27 abgefragten Kategorien wurde die Note mangelhaft oder schlechter vergeben. Viel zu schmale und vom Zustand her marode Radwege gaben Anlass zur Kritik. Die richtet sich auch gegen die Kontrolle von Falschparkern (Note 5,3). Die Mitnahme von Fahrrädern im ÖPNV wird ebenfalls als problematisch bewertet (2016 Note 4,5; aktuell 4,8).
Mit dem Drahtesel in Köln – mehr Stress als Spaß
Man muss kein Prophet sein, um zu beantworten, ob Fahrradfahren in Köln eher ein Spaß ist oder eine Menge Stress bedeutet. Die negative Bewertung von 4,4 liegt deutlich über dem Schnitt der 13 anderen Großstädte mit 3,8. In Köln lassen Eltern selbst größere Kinder nicht guten Gewissens allein mit dem Fahrrad fahren (5,0). Außerdem sind die Wege für Kinderanhänger oder Lastenräder ungeeignet (Note 4,9). Nur in zwei Punkten hat sich Köln in den vergangenen zwei Jahren verbessert. In der Kategorie “Fahrradförderung in jüngster Zeit” stieg die Note von 4,5 auf 4,2. Bei der Verfügbarkeit öffentlicher Leihräder belegt Köln mit einer Note von 2,2 sogar einen Spitzenplatz.
Auf der einen Seite geht die Stadtverwaltung davon aus, dass der Kfz-Verkehr von 2016 bis 2020 um 3,8 Prozent abnimmt. Andererseits wird die Zahl der Räder nutzenden Verkehrsteilnehmer weiter steigen. Und das nicht zuletzt wegen der immer größer werdenden Zahl an E-Bikes und Pedelecs. Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Die wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für sehen wie folgt aus: Die Fahrstreifen wie auf dem Pilotprojekt Hohenstaufenring sollen auf die übrigen Abschnitte des Kernbereichs zwischen Lindenstraße und Hansaring sowie auf Ubierring und Salierring übertragen werden. Dazu zählt auch eine Kette mit Piktogrammen auf den Kölner Ringen.
Zur Sanierung kommen die Wege auf der Alfred-Schütte-Allee in Deutz und auf der Äußeren Kanalstraße von Borsigstraße bis Rochuspark. Zudem werden die Streifen auf der Oranjehofstraße in Köln-Seeberg sowie der Weg parallel zum Loorweg zwischen Porz-Langel und Zündorf saniert. Neu gebaut wird eine Spur auf der ehemaligen HGK-Trasse (Häfen und Güterverkehr) in Merkenich von der Emdener bis zur Causemannstraße.
Zwei wichtige Verkehrsachsen in Köln werden zu Fahrradstraßen
Außerdem werden in Köln weitere entsprechende Straßen für den Radverkehr eingerichtet. Im Zentrum wird es der Friesenwall, außerdem die Achse vom Neumarkt über Fleischmengergasse, Kleiner Griechenmarkt, Am Weidenbach und Eifelwall bis zum Eifelplatz. Im Georgsviertel wird die Achse Mathias-, Foller- und Georgstraße sowie Große Witschgasse mit dem entsprechenden Zeichen 244 “Fahrradstraße” eingerichtet. Auch in den Stadtbezirken Lindenthal und Ehrenfeld werden einzelne Straßen umgewidmet.
Laut Aussage der Stadt Köln wurden im Jahr 2017 pro Einwohner etwa 12 Euro für den Radverkehr ausgegeben. Viel zu wenig, sagt der ADFC Köln, der einen Betrag von 30 Euro je Einwohner fordert. Damit könne man die Versäumnisse der Vergangenheit ausmerzen, damit der nächste Test ein besseres Ergebnis zustande bringt.