Gigabitnetz: Kölner surfen bald mit 1 GBit/s

Gigabitnetz: Kölner surfen bald mit 1 GBit/s copyright: pixabay.com
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Schnelles Internet ist inzwischen ein Muss. Streaming, IP-Fernsehen, Online-Games und viele anderen Anwendungen funktionieren nur mit einem ordentlichen Pfund auf der Leitung. Die Kölner können sich über eine im Städtevergleich relativ gute Infrastruktur freuen. Die Telekom hat ihr Netz ausgebaut und auch NetCologne lockt mit schnellen Breitbandanschlüssen. Beide werden ihre Netze in Zukunft weiter optimieren. Speziell NetCologne hat mit einem Paukenschlag aufhorchen lassen. Der lokale Anbieter beabsichtigt, rund 250.000 Haushalten im Ballungsgebiet ans Gigabitnetz anzuschließen. Damit wären dann Bandbreiten von 1 GBit/s möglich. Das ist 20-mal schneller als ein normaler VDSL-Anschluss der Telekom und mehr als doppelt so schnell wie das bisher leistungsstärkste Angebot von NetCologne.

Leistungsstarkes Glasfaserkabel bis ins Haus

Der Technikleiter von NetCologne, Horst Schmitz, hat vor Kurzem auf einem Kongress erklärt, dass sein Unternehmen bereits 2017 Gigabit-Anschlüsse im Programm haben wird. Möglich soll das mit einem Glasfaserkabel bis in das Gebäude sein. Ab dort nutzt das Unternehmen dann die im Haus bereits verlegten Kupferkabel der Telekom. Allerdings sollen diese mit der Technik G.fast beschleunigt werden, um die durch das Glasfaserkabel derzeit maximal mögliche Geschwindigkeit von 1 GBit/s im Haus konstant zu halten. Das Kupferkabel würde sonst die Bandbreite bereits nach wenigen Metern ausbremsen.

Netcologne fordert Telekom heraus

Ob das Vorhaben wirklich umsetzbar ist, ist allerdings fraglich. NetCologne geht mit der Ankündigung auf offenen Konfrontationskurs mit der Telekom. Denn G.fast harmoniert nicht mit der Beschleunigungs-Technologie Vectoring, mit der die Telekom derzeit ihre alten Kupferkabelnetze auf Basis von VDSL modernisiert. Kurz: G.fast beeinträchtigt die Telekom-Techniken VDSL und Vectoring durch eine Frequenz-Überlagerung. Lässt NetCologne diese Frequenz auf der eigenen Leitung aus, geht ein erheblicher Teil der Bandbreite verloren. 1 GBit/s wäre nicht mehr realisierbar. Ausführliche Informationen zu diesen für den Breitbandausbau wichtigen Techniken finden Sie auf dslvergleich.net. Indirekt will NetCologne damit die Telekom zwingen, ihre Frequenz im Haus aufzugeben. Ob beide Unternehmen sich einigen, bleibt abzuwarten.

Schmitzt fordert eine Regulierung und damit das Eingreifen der Bundesnetzagentur in diesem Fall. Die Argumente sind schlüssig: Wer das leistungsstärkere Kabel ins Haus legt, soll die uneingeschränkte Verfügung über die Frequenzen bekommen. Anderenfalls wäre der Ausbau des modernen Glasfaserkabelnetzes nicht sinnvoll. Die Bundesnetzagentur stand zuletzt eher auf Seiten der Telekom.

Gigabitnetz für Köln

Erst vor wenigen Tagen hat sie dem Konzern endgültig erlaubt, die alten Telefonleitungen mit Vectoring auszubauen. Regionale Anbieter können nur unter erschwerten Bedingungen eigene Angebote im Leitungsnetz implementieren. Sie werden zu Wiederverkäufern von Telekom-Vorleistungen. NetCologne ist im Einzugsgebiet der Dom-Metropole jedoch anders aufgestellt. Das Unternehmen hat ein eigenes Breitbandnetz aufgebaut, das über Knoten mit dem der Telekom verbunden ist. Dabei kommen Glasfaserkabel zum Einsatz, die bis zu 1 GBit/s Bandbreite erlauben.

NetCologne hat damit theoretisch zwei Optionen: Entweder vom eigenen Verteilerkasten aus ein Telekom-Kupferkabel zum Gebäude zu nutzen und an Bandbreite zu verlieren oder vom Verteilerkasten ein weiteres Kabel bis zum Gebäude zu legen. Genau so soll der Anschluss der Kunden an das Gigabitnetz funktionieren. Problempunkt bleibt die Verbindung im Gebäude. Dort laufen sowohl der bisherige Anschluss als auch der neue Glasfaseranschluss über das gleiche Kupferkabelnetz. Entsprechend kommt es bei zwei verschiedenen Techniken zu Beeinträchtigungen. Gelingt es, diese technischen Differenzen zwischen den Netzen auszuräumen, könnten Köln und die umliegenden Orte schon in Kürze zur deutschen Region mit den bisher schnellsten Breitbandanschlüssen gehören. Viele Kölner surfen dann über ein Gigabitnetz und wären Vorreiter für den Breitbandausbau.