Seit 30 Jahren arbeitet das Amt für Wohnungswesen der Stadt Köln mit dem Internationalen Bund (IB) im Bereich der Wohnungslosenhilfe zusammen. In enger Kooperation entwickelte sich im Verlauf der Jahre ein differenziertes Hilfesystem.
Nach einem Wohnheim für Frauen entstand ein Wohn- und Clearinghaus für wohnungslose Männer in Köln-Porz, es folgte ein Wohnhaus für Paare, vor zehn Jahren wurde eine Wohngruppe für Flüchtlingsfrauen geschaffen.
In den Einrichtungen werden jährlich rund 450 wohnungslose Menschen beraten und begleitet. Ziel der Hilfe ist, dass jeder Mensch wieder in einer eigenen Wohnung oder in einer für ihn passenden Wohnform leben kann. Wohnungslosen Menschen fehlt nicht einfach nur ein Dach über dem Kopf, sondern sie haben meist vielfältige persönliche, gesundheitliche oder soziale Schwierigkeiten. Mithilfe der an das Wohnplatzangebot angegliederten sozialarbeiterischen Begleitung soll es gelingen, dass die Betroffenen ihre Probleme überwinden und wieder möglichst eigenständig und unabhängig leben können.
Der Verlust der eigenen Wohnung und der damit verbundene Absturz in das „Soziale Nichts“ kann sehr schnell gehen: Arbeitslosigkeit, Überschuldung, das Auseinanderbrechen der Familie und damit einhergehende Sucht- oder psychische Probleme führen zu Verzweiflung, Hilflosigkeit und Resignation. Greift das bestehende soziale Hilfenetz nicht, droht schnell der Verlust der Existenz. Ein Teufelskreis setzt sich in Gang, den nur die wenigsten aus eigener Kraft durchbrechen können.
Frühzeitig erkannten die beteiligten Akteure, dass wohnungslose Menschen nicht einfach nur ein „Dach über dem Kopf“, sondern auch Unterstützung benötigen, um ihre vielfältigen persönlichen, gesundheitlichen und sozialen Schwierigkeiten zu überwinden.
So vielseitig die Lebens- und Problemsituation wohnungsloser Menschen ist, so vielseitig ist auch das Hilfesystem, welches das Amt für Wohnungswesen gemeinsam mit dem IB in den vergangenen 30 Jahren entwickelt hat. Neben einem Wohnheim für wohnungslose Frauen mit 28 Plätzen wurde 1985 ein Wohn- und Clearinghaus für wohnungslose Männer mit 60 Plätzen geschaffen.
Eine Besonderheit in Köln und auch bundesweit ist, dass im Wohnheim für Frauen auch Mütter mit Kindern Unterkunft finden können. Über die Jahre wurden die Wohnheime durch diverse Außenwohngruppen ergänzt, die weiterführende Hilfe mit mittel- bis langfristigem Charakter bieten. Um dem Bedarf wohnungsloser Paare gerecht zu werden, entstand 1995 das Wohnhaus für Paare, das heute als Kooperationsprojekt zwischen dem Amt für Wohnungswesen, dem Amt für Senioren und Soziales und dem IB betrieben wird. Dem besonderen Schutz- und Unterstützungsbedarf traumatisierter weiblicher Flüchtlinge trägt das 2004 vom Amt für Wohnungswesen mit dem IB entwickelte Wohnprojekt für Flüchtlingsfrauen Rechnung. Die Wohngruppe kann fünf Frauen mit bis zu drei Kindern aufnehmen.
„Unsere Angebote unterstützen Menschen, in einer einschneidenden und für sie existenzbedrohenden Lebenssituation wieder Hoffnung zu fassen und eine Zukunftsperspektive für ihr weiteres Leben zu entwickeln.“, so Peter Zinken, Regionalleiter der IB West gGmbH. „Von der akuten Krisenbewältigung über die persönliche Stabilisierung bis hin zur langfristigen Begleitung in betreuten Wohnformen richten sich unsere Angebote immer am individuellen Bedarf der betroffenen Person aus.“
„Die langjährige und sehr enge Kooperation zwischen dem IB und dem Amt für Wohnungswesen der Stadt Köln ist durch den gemeinsamen Grundsatz geprägt, dass die dauerhaft richtige Wohnraumversorgung das zentrale Moment jeglicher persönlicher Stabilisierungsmaßnahme darstellt“, so Henriette Reker, Beigeordnete für Soziales, Integration und Umwelt der Stadt Köln.
Die Herausforderungen, vor denen wohnungslose Menschen und die professionellen Akteure der Wohnungslosenhilfe aktuell stehen, sind immens. Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt bedingt, dass es nur noch mit höchstem Aufwand und intensiven Bemühungen gelingt, wieder eine Wohnung zu finden. Vermieter sind oft nicht mehr bereit, Menschen, die nur über geringes Einkommen verfügen, sich im Leistungsbezug nach dem SGB II befinden oder verschuldet sind, eine Wohnung zu vermieten. Der vorhandene öffentlich geförderte Wohnraum deckt bei weitem nicht den bestehenden Bedarf. Nischen, beispielsweise in Form von einfachen Wohnungen mit geringen Anforderungen an die Mieter, gibt es im Stadtgebiet kaum noch. Das Überwinden der Wohnungslosigkeit ist aktuell schwieriger als je zuvor.
Wohnen ist ein Menschenrecht
Der IB setzt sich seit langem dafür ein, dass dieses Recht verwirklicht wird. Das Amt für Wohnungswesen der Stadt Köln und der IB stellen sich auch künftig als starke Partner gemeinsam den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen und treten weiterhin mit Engagement und Kreativität für die Belange wohnungsloser Menschen ein. Die dauerhafte Behebung von Wohnungslosigkeit ist und bleibt auch künftig das Ziel aller gemeinsamen Bemühungen.
Autor: Redaktion / Stadt Köln