Wir brauchen Bienen! Ohne Bestäubung keine Äpfel und Tomaten

Wir brauchen Bienen! Ohne Bestäubung keine Äpfel und Tomaten / copyright: Torsten Hermanowski
Wir brauchen Bienen! Ohne Bestäubung keine Äpfel und Tomaten
copyright: Torsten Hermanowski

Summ summ summ, Bienchen, summ herum! Auch in Köln sind die Honigbienen fleißig unterwegs, denn Imkern liegt im Trend. Ob Lövenich, Marienburg, Ehrenfeld, Innenstadt oder Rheinufer – es gibt mittlerweile selbst gemachten Honig quer durch die Kölner Stadtteile.

Nachdem die Zahl der Imker viele Jahre rückläufig war, ist die Tendenz mittlerweile wieder steigend. Das belegen auch die Zahlen: So ist beispielsweise in den vergangenen fünf Jahren der Mitgliederstamm im Kölner Imkerverein von 113 auf 180 gestiegen. Seit 2012 gibt es auch in Ehrenfeld mit Just Bee eine Gruppe aus vielen Anfängern und einem erfahrenen Imkervater, in der das Wissen rund um die Biene und das Imkern weitergegeben und vor allem praktisch eingeübt wird. Dabei steht die gemeinsame Arbeit an und mit den Bienen im Mittelpunkt“, sagt Torsten Hermanowski, der den Lernbienenstand am Güterbahnhof Ehrenfeld zusammen mit zwei weiteren geübten Bienenfreunden leitet. Jeden Donnerstag zwischen 18 und 20 Uhr treffen sich hier bis zu einem Dutzend angehende Hobbyimker. „Darunter Menschen unterschiedlichen Alters und mit den verschiedensten Berufen“, weiß Torsten Hermanowski. „Vom Unternehmensberater über die Kassiererin bis zum Maurer ist alles dabei!“

Einmal die Woche sind die Bienen dran

Wer bei Just Bee mitmachen will, braucht keine Vorkenntnisse und ist jederzeit willkommen. „Eine kurze Mail an justbee@gartenwerkstatt-ehrenfeld.de reicht aus“, sagt Torsten Hermanowski. „Ich rate jedem angehenden Hobbyimker, erst mal an einem Lernbienenstand zu prüfen, ob einem das Wabenziehen überhaupt Spaß macht“, sagt der Bienenfreund, der selbst vier eigene Völker unterhält. Der Aufwand für einen Hobbyimker sei überschaubar: „Die Saison geht von März bis September. In dieser Zeit schaue ich einmal in der Woche nach meinen Bienen. Wenn ich wegfahre, sorge ich für eine Vertretung!“ Die Arbeit zahlt sich aus: Am Ende liegt der Ertrag pro Bienenvolk in der Stadt bei durchschnittlich 30 Kilo „echtem deutschen Honig“. Bei den Völkern von Just Bee ist die Ernte sogar doppelt so hoch. „Durch den Verkauf des Honigs an unserem Lernbienenstand und auf Straßenfesten finanzieren wir unsere Ausrüstung“, freut sich Torsten Hermanowski. „Dadurch ist das Mitmachen bei uns für die Teilnehmer kostenlos.“

Bienen in der Stadt ertragreicher als auf dem Land

Während in Städten also zwischen 30 und 60 Kilo des süßen Honigs in Gläsern landet, sind die Bienen auf dem Land weniger erfolgreich. „Wegen der Monokulturen und der rigorosen Pestizidverseuchung finden die Tiere in der Landwirtschaft weniger Nahrung“, erklärt Torsten Hermanowski dieses Phänomen. „Dabei sind Bienen für das Funktionieren unseres Ökosystems enorm wichtig: Über 70 Prozent aller Früchte- und Gemüsesorten brauchen die Bestäubung über die fleißigen Insekten“, so der Fachmann. Fazit: Ohne Bestäubung keine Äpfel und auch keine Tomaten – unsere Nahrungsversorgung wäre bedroht. Wie wichtig die Arbeit der Bienen ist, zeigt schon die Tatsache, dass deren Arbeit eine volkswirtschaftliche Leistung von mehr als zwei Milliarden Euro jährlich erzeugt! Umso dramatischer muten Medienberichte an, die das große Bienensterben weltweilt immer wieder zum Thema machen. Nicht nur in Europa, auch in den USA und im Nahen Osten ist seit etwa zehn Jahren von einem verstärkten Bienensterben – durch Klimaveränderungen, Parasitenbefall und Unkrautvernichtungsmittel – die Rede.

Just Bee sucht dringend neuen Standort

Besorgt sind derzeit auch die Hobbyimker am Lernbienenstand von Just Bee. Schon in der nächsten Saison wird es keinen Honig mehr geben, wenn sich nicht bald ein neuer Standort für die Gruppe erschließt. „Ab dem Winter brauchen wir ein neues Quartier, da die Brache am Güterbahnhof bebaut wird“, erklärt Torsten Hermanowski und appelliert an alle Kölnerinnen und Kölner zu helfen!

Just Bee freut sich über Ideen und Vorschläge zur Erhaltung des Lernbienenstandes: justbee@gartenwerkstatt-ehrenfeld.de.

Wie werde ich zum Imker?

Wer sich für die private Honigernte interessiert, braucht keine Ausbildung und muss auch keine Erlaubnis beantragen. Lediglich eine Anmeldung beim Kreisveterinäramt ist nötig. Einsteiger sollten sich allerdings im Vorfeld gründlich informieren, bevor sie Bienenvölkern in Gärten, Innenhöfen oder auf Balkonen und Dachterrassen ein neues Zuhause geben.

Hier eine Liste von Anbietern, die regelmäßig Veranstaltungen und Workshops anbieten:

Wer mit dem Gedanken spielt, als Hobby-Imker eigenen Honig zu ernten, sollte mit Kosten von rund 1500 Euro für eine adäquate Grundausstattung rechnen.

Autor: Redaktion/ Astrid Waligura