Millionenschwer an Geld oder tonnenschwer an Gewicht, in seltenen Fällen auch beides zusammen: Kunstwerke sind Kulturgüter, deren Transport sich als besondere logistische Herausforderung darstellt und einer Vielzahl an Spezialisten bedarf.
Ob es sich dabei um den Versand eines einzelnen Gemäldes – etwa nach einer gewonnenen Auktion – von London nach Tokio handelt, oder ob das Oeuvre eines Roy Lichtenstein auf eine Tournee rund um den Erdball geht: stets fordern Verpackung, Klimatisierung, Lagerung, Auf- und Abbau sowie Versicherung ganz spezifische Vorgehensweisen. Nicht zu vergessen die Sicherheit und Diskretion, denn so wie ein Rembrandt im Museum die Massen fasziniert, so weckt er bei Dieben Begehrlichkeiten, wenn er auf Reise geht. Dann braucht die „Nachtwache“ zur Sicherung eine Nachtwache – und noch so einiges mehr.
Allein die aufwendigen Verpackungen sind Kunstwerke für sich. Sie müssen alle denkbaren Stöße abfangen und Kräften widerstehen. Sie sind dazu Klimaanlage, die ihren Inhalt während der Reise auf konstant gleicher Temperatur und Luftfeuchtigkeit hält. Idealwerte hinsichtlich Temperatur sind etwa 20 Grad, die Luftfeuchtigkeit sollte bei um die 50 Prozent liegen. Im Frachtraum eines Flugzeugs herrschen andere Bedingungen als im Museum an der Wand. Davon darf im Innern der Spezialbox nichts zu spüren sein – das alles, um einen Schaden des teuren Guts unter allen Umständen zu vermeiden.
Unterversichert? Schlecht bei einem 100-Milionen-Dollar-Gemälde
Inzwischen wurde im Rahmen von Auktionen die Schallmauer von 100 Millionen Dollar für ein Kunstwerk mehrfach durchbrochen. Im Mai ging bei einer Auktion in New York ein Picasso an einen neuen Eigentümer. Selbstverständlich müssen solche Werke auf ihrem Weg von A nach B sowie retour zusätzlich versichert werden. Die qua Gesetz vorgesehenen Entschädigungen würden nicht einmal den Rahmen eines Gemäldes abdecken. Entsprechend gehört ein seriöses Versicherungsangebot ins Portfolio eines Logistikers, der Kunsttransporte abwickelt.
Einige Spezialisten schlüpfen dabei mehr und mehr in die Rolle der Ausstellungsmacher und beraten Museen hinsichtlich Konzeption, Aufbau, Sicherung und Beleuchtung der Kunstwerke. Interessant ist dieser Service auch für Galeristen, die eine Messe beschicken – ihnen bleibt im Vorfeld mehr Zeit, sich um Termine, Kontakte und Geschäfte zu kümmern.
Teurer Transport durch Bilder-Bodyguard
Wann etwa ein ausgeliehenes Gemälde seine interkontinentale Reise vom New Yorker „Museum of Modern Art“ ins Kölner „Museum Ludwig“ antritt, ist strengstes Staatsgeheimnis. Der Leihgeber MoMA möchte seine Leihgabe möglichst lange in den eigenen Reihen halten und seinen Besuchern präsentieren. Das „Ludwig“ hingegen hätte, um eine Sonderausstellung entspannt vorzubereiten, alle Objekte am liebsten Tage vor der Eröffnung im Haus. So passiert es, dass viele Leihgaben erst kurz vor knapp in Köln ankommen.
Experten schätzen die Kosten für einen einzelnen Transport auf bis zu 50.000 Euro. Nicht zuletzt wegen dem persönlichen Geleitschutz, auf den viele Leihgeber bestehen. Einem Sicherheitsmitarbeiter aus ihren Reihen fällt dabei die Aufgabe zu, die Kunst nicht aus den Augen zu verlieren – vom Ab- bis zum Aufhängen am neuen Ort.