Kardinal Meisner entschuldigt sich bei Vergewaltigungsopfer- Weiterhin Empörung und Fassungslosigkeit

Das Heilig Geist-Krankenhaus in Köln - Longerich: Nach der Verweigerung der Behandlung einer möglicherweise vergewaltigten Frau durch zwei katholische Krankenhäuser in Köln Mitte Dezember 2012 werde der Vorfall derzeit intern geprüft, wie es in einer Stellungnahme heisst. Laut der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, die die zwei betroffenen Kliniken führt, kam es 'vermutlich zu einem Missverständnis' zwischen einer Notärztin und den Krankenhäusern. / copyright: Hermann J. Knippertz / dapd
Das Heilig Geist-Krankenhaus in Köln – Longerich: Nach der Verweigerung der Behandlung einer möglicherweise vergewaltigten Frau durch zwei katholische Krankenhäuser in Köln Mitte Dezember 2012 werde der Vorfall derzeit intern geprüft, wie es in einer Stellungnahme heisst. Laut der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, die die zwei betroffenen Kliniken führt, kam es ‘vermutlich zu einem Missverständnis’ zwischen einer Notärztin und den Krankenhäusern.
copyright: Hermann J. Knippertz / dapd

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat sich bei einem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer für die Abweisung in zwei katholischen Krankenhäusern in Köln entschuldigt. Weiterhin herrscht Empörung und Fassungslosigkeit über die Abweisung von Vergewaltigungsopfer an katholischen Kliniken.

“Dieser Vorgang beschämt uns zutiefst”, heißt es in einer am Dienstag verbreiteten Pressemitteilung des Erzbistums Köln.

“Es gab und gibt auch keine kirchlichen Anweisung, Vergewaltigungsopfer anders zu behandeln oder gar abzuweisen. So etwas darf sich auf keinen Fall wiederholen”, erklärte Meisner. “Ausgenommen sind nach unserem Selbstverständnis allerdings alle Maßnahmen, welche die Tötung eines möglicherweise schon gezeugten Kindes bedeuten”, heißt es weiter.

Die junge Frau hatte im Dezember nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung in zwei katholischen Kliniken um eine Spurensicherung gebeten und war dort abgewiesen worden.

Empörung über Abweisung von Vergewaltigungsopfer

Der Skandal um die Abweisung einer
mutmaßlich vergewaltigten Frau an zwei katholischen Kliniken in Köln
erhitzt auch in Rheinland-Pfalz die Gemüter. Sozialminister Alexander
Schweitzer (SPD) kündigte an, die 33 Krankenhäuser in katholischer
Trägerschaft in den nächsten Wochen zum Gespräch zu bitten. “Wir haben
rechtlich keine Möglichkeit, Kliniken in kirchlicher Trägerschaft
Behandlungsformen oder die Gabe bestimmter Medikamente vorzuschreiben”,
sagte der Minister der “Allgemeinen Zeitung” (Mittwochausgabe).

Gleichwohl
geht Schweitzer davon aus, dass alle Kliniken das Wohl der Patienten im
Blick haben. Die Kölner Hospitäler hatten sich geweigert, eine junge
Frau nach Vergewaltigungsspuren zu untersuchen, weil damit ein
Beratungsgespräch über eine mögliche Schwangerschaft und deren Abbruch
sowie das Verschreiben der “Pille danach” verbunden sei, mit der eine
Schwangerschaft verhindert werden kann.

Frauenärzte reagieren fassungslos auf Vorgänge an katholischen Kliniken

Die Frauenärzte in
Rheinland-Pfalz reagierten fassungslos auf den Vorfall. Ärztliche
Behandlung unterliege nur dem ärztlichen Gewissen und nicht den
“verqueren moralischen Vorstellungen der katholischen Kirche”, sagte der
Landesvorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte, Werner
Harlfinger, in Mainz. Es sei unglaublich, dass Ärzte sich vom
Krankenhausträger ihre Behandlung vorschreiben lassen müssten. Die
Verweigerung der “Pille danach” zwinge vergewaltigte Frauen dazu, eine
brutal erzwungene Schwangerschaft mit unglaublichen seelischen Folgen
auszutragen.

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion