Jeanette Biedermann im CityNEWS-Interview: "Wir können nicht mehr weit weg vom Beamen sein!"

Jeanette Biedermann (re.) im Gespräch mit CityNEWS. Hier mit Bühnenpartner Hugo Egon Balder. / copyright: Nicole Brühl / Theater am Dom
Jeanette Biedermann (re.) im Gespräch mit CityNEWS. Hier mit Bühnenpartner Hugo Egon Balder.
copyright: Nicole Brühl / Theater am Dom

Nach einer bewegten Zeit als Darstellerin bei diversen Fernsehproduktionen und als Sängerin im Tonstudio oder auf Konzerten erobert sie nun auch die Theaterwelt: CItyNEWS traf Jeanette Biedermann und sprach mit ihr über das aktuelle Stück, die Liebe zum Beruf und digitale Wünsche für die Zukunft.

CityNEWS: Frau Biedermann, erzählen Sie uns doch zuerst etwas zum Inhalt des Stückes „Aufguss“, in dem Sie bis zum 26. April spielen.

Jeanette Biedermann: Ganz grob überschlagen ist es eine wunderbare Verwechslungskomödie, in der es das gesamte Stück über um zweierlei Spenden geht. Die Akteure sprechen untereinander aber immer aneinander vorbei. Das ganze geschieht mit einer Menge Wortwitz. René Heinersdorff hat es wirklich großartig geschrieben!

CityNEWS: Sie stehen schon seit vielen Jahren auf der Bühne, bekannt geworden sind Sie aber vor allem durch Daily Soaps. Wird man Sie in Zukunft wieder in seiner solchen sehen, oder sagen Sie, dass sie damit nun fertig sind?

Jeanette Biedermann: Ich habe ja nicht nur Daily Soaps gemacht. Da gab es auch früh schon Filme und andere Serien. Aber die Daily Soap war mein tatsächlich mein Einstieg und auch eine wirklich gute Schule für mich. Ich hatte dort sehr gute Coaches, habe viel gelernt und gleich vor sieben Millionen Menschen meine „Prüfung“ abgelegt. Ich habe mir ein sehr abwechslungsreiches Arbeitsleben geschaffen, gerade noch neben dem Theaterspiel einen Film für das ZDF gedreht. Das ist alles nach wie vor sehr spannend für mich!

CityNEWS: Sie haben sehr früh angefangen, für ein großes Publikum zu arbeiten. Bereuen Sie irgendetwas?

Jeanette Biedermann: Nein, ich glaube, dass das alles zu einem gehört. Jeder Fettnapf, jeder Fehler oder jedes Scheitern ist ja immer auch ein großes Lernpaket, was man geschenkt bekommt. Ich wurde nie fremdbestimmt, habe immer selber entschieden was ich mache. Insofern gehört das alles zu mir und ich denke, das macht auch den Menschen, der nun hier sitzt, aus. Ich glaube ein bisschen an das Schmetterlingsprinzip. Wenn eine Kleinigkeit nicht stattfindet, dann kann das ganze Leben anders verlaufen. Somit ist alles wie ein Mosaik, bei dem kein Teil fehlen darf.

CityNEWS: Sie sind also rundum zufrieden?

Jeanette Biedermann: Absolut. Ich habe das große Glück, dass ich mich von morgens bis abends mit Dingen beschäftigen darf, die ich liebe. Ich brauche und liebe meinen Beruf. Und das ist ein ganz großer Luxus!

CityNEWS: Sie engagieren sind auch ehrenamtlich bei verschiedenen Projekten.

Jeanette Biedermann: Ja. Ich denke, da kann sich jeder Mensch, dem es gut geht, eine gesunde Portion leisten.

CityNEWS: An welcher Stelle sollten sich die Menschen ihrer Ansicht nach ganz dringend mehr engagieren?

Jeanette Biedermann: Ich möchte mich gar nicht mit erhobenem Zeigefinger hinstellen. Grundsätzlich denke ich, dass man, wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht, schon sehr viel tun kann. Das kann eine Konserven-Spende in den Sammelcontainer beim Supermarkt sein. Es muss nicht immer das Große sein. Vor allem ist es der Entschluss, etwas zu tun wichtig. Und das kann jeder in seinem Rahmen machen. Ob man nun einen Euro spendet oder 10.000 spielt dabei am Ende gar keine große Rolle. Ein ganz wichtiges Thema sind natürlich Kinder, denn die sind unsere Zukunft. Aus diesem Grund unterstützen wir auch Straßenkinder in Peru. Wir haben dort ein Kinderheim gebaut, in dem die Kinder lernen können. Dass viele nicht zur Schule können ist der Grund dafür, dass sie den Teufelskreis nicht verlassen können, in den sie hineingeboren sind. Der erste Junge, den wir aufgenommen haben ist nun Polizist, führt ein gutes Leben und kann sich und seine Familie ernähren.

Immer viele Geschichten im Kopf

CityNEWS: Sie haben kürzlich auch ein Kinderbuch geschrieben. Wie kam es denn dazu?

Jeanette Biedermann: Als Songwriterin schreibe ich ja immer kleine Geschichten und habe immer viele im Kopf. Aber ich bin auch selbst ein großer Konsument von tollen Serien und manchmal sind da tatsächlich auch Kinderfilme dabei. Die holen mich abends oft runter, wenn ich mit heißem, vollem Kopf nach Hause komme. Da möchte ich dann auf keinen Fall etwas sehen, was mich noch groß fordert oder mich gedanklich irgendwo hinführt, wo ich gar nicht hin will. Da schaue ich gerne mal was ganz harmloses. Es hatte sich schon lange eine Geschichte in meinem Kopf zusammengebraut und irgendwann habe ich es aufgeschrieben. Mein Mann Jörg ist immer der erste Ansprechpartner für alle neuen Ideen. Er hat es gelesen und gesagt, dass das wirklich toll sei und ich es einem Verlag zeigen solle. Zuerst habe ich mich ein bisschen gewunden, es dann aber schließlich doch gemacht. Dem Herder-Verlag hat es sehr gut gefallen und mir eine Co-Autorin, Katharina Wieker, zur Seite gestellt. Sie ist eine ganz tolle Frau und hat gemeinsam mit mir den Berg dieser Geschichte erklommen. Ich bin ja keine Profi-Autorin. Sie hat dafür gesorgt, dass es kurzweilig und spannend ist – und dafür, dass das Buch nun keine 4000 Seiten stark ist.

CityNEWS: Ist schon ein zweiter Teil geplant?

Jeanette Biedermann: Ja, es gab ein so tolles Feedback, dass wir uns schon neue Ideen um die Ohren schlagen. Es wird auf jeden Fall eine Serie, die Geschichte hat mit dem ersten Teil also gerade erst begonnen.

CityNEWS: Auf Ihrer Facebookseite bekommen Sie für einen „Guten-Morgen-Post“ gut 2000 Likes. Welche Beziehung haben Sie zu Ihren Fans?

Jeanette Biedermann: Ich bin sehr froh darüber, dass so viele Menschen dort wirklich aktiv sind. Ich will gar nicht mehr „Fans“ sagen, ich sehe viele von ihnen mehr als Bekannte, denn einige kenne ich schon sehr viele Jahre. Da gibt es zum Beispiel ein Mädchen, Ivi, die hat noch ein Foto von mir, als ich bei GZSZ angefangen habe. Mittlerweile ist sie Mama. Ich verfolge also auch irgendwie deren Lebenswege. Und was Facebook angeht, muss ich sagen, dass ich eigentlich kein Freund von dieser 24-Stunden-Erreichbarkeit bin. Aber mittlerweile finde ich es eine sehr schöne Kommunikationsmöglichkeit, weil ich zeigen kann, was ich gerade mache, aber auch mitbekomme, was die anderen so treiben. Allerdings finde ich es auch sehr wichtig, dass ein gewisses Maß an Privatsphäre erhalten bleibt.

CityNEWS: Ein großes Thema in dieser CityNEWS-Ausgabe werden Datensicherheit und Apps sein. Gibt es eine App, von der Sie sagen würden, dass man sie unbedingt schnell erfinden muss?

Jeanette Biedermann: Ja. Ich brauche eine Beaming-App. Ich lebe ja eigentlich in Berlin und jetzt, wo ich in Köln bin, kann ich mich abends nicht einfach in den Zug setzen und nach Hause fahren. Ich verbringe hier die meiste Zeit alleine, ich schreibe, ich arbeite, ich mache Sport, aber alles ohne meinen Mann. Wenn ich mich abends binnen einer Sekunde nach Berlin beamen könnte, dann wäre das wirklich großartig! Wir können auch nicht mehr weit weg vom Beamen sein. Wirklich nicht!

CityNEWS: Mit Ihrer Band „Ewig“ haben Sie gerade das zweite Album, „Indianerehrenwort“ herausgebracht. Wie wird es musikalisch weitergehen?

Jeanette Biedermann: Wir planen gerade unsere Tour und freuen uns auf einige Sommerfestivals, bei denen wir dabei sein werden. Außerdem werden noch zwei, drei neue Singles erscheinen. Wir werden also viel unterwegs sein – aber bis Juni gehöre ich noch ganz dem Theater am Dom!

CityNEWS: Vielen Dank für das Gespräch.

Autor: Redaktion / Ina Laudenberg