CSD-Wochenende zum ColognePride 2019 in Köln: Zwischen Party, Politik und Parade

CSD-Wochenende zum ColognePride 2019 in Köln: Zwischen Party, Politik und Parade copyright: CityNEWS
CSD-Wochenende zum ColognePride 2019 in Köln: Zwischen Party, Politik und Parade
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“Der Regenbogen ist an diesem Wochenende über Köln aufgespannt, als ein Zeichen für unsere Offenheit, egal, wen man liebt, woher man kommt und wie man aussieht”, rief Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Besuchern unmittelbar vor Eröffnung der großen CSD-Demo-Parade entgegen.

Und tatsächlich war die Domstadt an diesem Wochenende rekordverdächtig bunt. An allen drei Tagen kamen tausende Besucher auf den Kölner Heumarkt und den Alter Markt, um das musikalische und politische Rahmenprogramm zu verfolgen. Mit etwa 1,3 Millionen Besuchern gab es bei der großen CSD-Demo-Parade am Sonntag einen neuen Rekord. Beim ersten CSD in Köln 1991 waren es damals weitaus weniger Schaulustige und Teilnehmer.

ColognePride 2019 stand ganz unter dem Motto: “50 Years of Pride – Viele. Gemeinsam. Stark!”

Zeitzeuge Frederik "Tree" Sequoia erlebte die Stonewall Riots hautnah und berichtete den Besuchern in Köln von den Vorfällen damals. copyright: CityNEWS
Zeitzeuge Frederik “Tree” Sequoia erlebte die Stonewall Riots hautnah und berichtete den Besuchern in Köln von den Vorfällen damals.
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Der ColognePride 2019 stand unter dem Motto “50 Years of Pride – Viele. Gemeinsam. Stark!”. Es nimmt Bezug auf die “Stonewall”-Proteste im Juni 1969 in New York. Im Szenelokal “Stonewall Inn” setzten sich Homosexuelle, Bisexuelle und Transsexuelle gegen Polizeigewalt und Schikanen zur Wehr und hielten mit ihren nachfolgenden Protesten die Stadt in Atem.

Der unmittelbare Zeitzeuge Frederik “Tree” Sequoia erlebte als Barkeeper der Szenebar die Vorkommnisse, als er gerade Drinks für seine Gäste mixte. Seine Geschichte erzählte der 80-Jährige, der noch heute in der Bar an drei Tagen die Woche arbeitet, den tausenden Besuchern auf der Bühne am Heumarkt.

CSD-Demo-Parade mit 1,3 Millionen Besuchern und 30.000 Teilnehmern so groß und bunt wie nie zuvor

Bunt, laut und politisch. Die CSD-Demo-Parade in Köln verbuchte einen neuen Rekord mit 1,3 Millionen Besuchern. copyright: CityNEWS
Bunt, laut und politisch. Die CSD-Demo-Parade in Köln verbuchte einen neuen Rekord mit 1,3 Millionen Besuchern.
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Bei der großen CSD-Demo-Parade gingen über 140 Gruppen (Trucks und Fußgruppen) mit mehr als 35.000 Teilnehmer durch die Kölner Innenstadt, die der neue Versammlungsleiter Hans Douma pünktlich um 12 Uhr eröffnete. Zu den rund 30.000 Teilnehmern gehörten Vereine und Organisationen für LSBTIQ-Menschen, Beratungsinstitute, Parteien, sowie die Diversity-Abteilungen von Unternehmen.

Am Wegesrand betrachteten etwa 1,3 Millionen Besucher das bunte Treiben. Das war allerdings weit mehr als auf dem Boden krabbelnde Menschen mit Hundemasken, Drag-Queens, die in perfekter Haltung auf ihren High Heels durch die City stolzierten, sondern auch “ganz normale” Leute, die einfach nur mit einem Transparent die Flaggen von mehr als 70 Ländern zeigten, in denen Homosexualität noch heute als Verbrechen gilt oder sogar unter Todesstrafe steht.

Besonders viele junge Teilnehmer konnte man in diesem Jahr beim Kölner CSD sehen. copyright: CityNEWS
Besonders viele junge Teilnehmer konnte man in diesem Jahr beim Kölner CSD sehen.
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Auffällig war auch, dass die Teilnehmer der Demonstration im Vergleich zum Vorjahr noch einmal wesentlich jünger geworden ist. Die sogenannte Generation Z präsentierte sich auf dem Kölner CSD so politisch wie nie zuvor. Wohl auch animiert durch die junge Fridays-For-Future-Bewegung oder Influencer wie Rezo im Zuge der Europawahlen. So nahmen unter anderem viele Schüler bei der Demo-Parade teil, beispielsweise die Queere Jugend NRW, der Rainbow Club der Gesamtschule Holweide, sowie die BezirksschülerInnenvertretung Kölns.

Das CSD-Wochenende in Köln: Politisch, musikalisch, bunt

Ein Highlight des Bühnenprogramms war mit Sicherheit der Auftritt von Conchita Wurst. copyright: CityNEWS
Ein Highlight des Bühnenprogramms war mit Sicherheit der Auftritt von Conchita Wurst.
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Musikalisch überzeugte das Bühnenprogramm und hatte für jeden Geschmack etwas parat. Der ehrenamtliche Kölner Lesben und Schwulentag e.V. (KLuST) richtete auch in diesem Jahr wieder das Straßenfest aus. Die Auftritte einiger Influencer wurden von lauthals kreischenden Teenies beinahe übertönt. Bei bester Musik der 90er, beispielsweise von Haddaways “What is Love” groovten die Zuschauer mit und sangen die Hits lautstark und textsicher mit.

Vor der Hauptbühne am Kölner Heumarkt feierten tausende Besucher. copyright: CityNEWS
Vor der Hauptbühne am Kölner Heumarkt feierten tausende Besucher.
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Für die Community und ESC-Fans waren vor allem die Auftritte von Luca Hänni und ESC-Ikone Conchita Wurst besondere Highlights. Der ESC-Gewinner war sogar bei der Kölner CSD-Demo erstmals mit einem eigenen Wagen vertreten. Ex-Spice Girl Melanie C. rundete mit ihrem Auftritt zusammen mit den besten Drag-Queens Londons das Bühnenprogramm am CSD-Wochenende ab. Doch gab es nicht nur viel Musik.

Auch für ruhige Momente ist das CSD-Straßenfest bekannt, wie z.B. bei den Kerzenlichter gegen das Vergessen. copyright: CityNEWS
Auch für ruhige Momente ist das CSD-Straßenfest bekannt, wie z.B. bei den Kerzenlichter gegen das Vergessen.
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Der CSD ist weit mehr als Party – er ist vor allem auch politisch geprägt. Dies zeigten nicht nur die Kerzenlichter gegen das Vergessen zum Abschluss des Samstages, wo an Menschen gedacht wurde, die an den Folgen von HIV- und AIDS-Erkrankungen gestorben sind, sondern auch an vielen politischen Programminhalten. Denn auch wenn es Homosexuellen in Deutschland mittlerweile möglich ist zu heiraten, ist die gesetzliche und gesellschaftliche Gleichstellung von LSBTIQ-Menschen noch längst nicht beendet.

Polit-Prominenz zu Gast in Köln

Der Kölner CSD ist willkommener Treffpunkt für die Polit-Prominenz. copyright: CityNEWS
Der Kölner CSD ist willkommener Treffpunkt für die Polit-Prominenz.
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Politische Diskussionen u.a. mit Gregor Gysi und der Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments Katarina Barley auf der Bühne am Heumarkt machten das deutlich. “Wir wollen gleiche Rechte und nicht nur ein bisschen gleiche Rechte”, forderte z.B. Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages in ihrer Rede kurz vor dem Beginn der Kölner CSD Demonstration vehement.

Vor allem möchte sie endlich die Gleichstellung transsexueller Menschen in Deutschland und Gleichstellung homosexueller Partnerschaften bei der Adoption umgesetzt sehen. Joachim Stamp, stellvertretender Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen animierte die Demonstranten dazu die bislang so hart erkämpften Rechte für LSBTIQ-Menschen zu verteidigen.

Für die die Polizei verliefen die Feierlichkeiten rund um das Kölner CSD-Wochenende äußerst friedlich und ruhig. copyright: CityNEWS
Für die die Polizei verliefen die Feierlichkeiten rund um das Kölner CSD-Wochenende äußerst friedlich und ruhig.
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Der ColognePride 2019 endete wie in jedem Jahr mit dem Abschlusslied “Niemals geht man so ganz”. Für die rund 200 Polizisten vor Ort verlief der Einsatz während der CSD-Demo-Parade, sowie während des gesamten Wochenendes “extrem ruhig”, wie uns die Pressestelle mitteilte – es war “ein schönes Fest und buntes Treiben”.

Auch der KLuST als Veranstalter zeigte sich äußerst zufrieden. So teilte uns Vorstandmitglied Ina Wolf mit: “Uns ist aufgefallen, dass es sehr viele junge TeilnehmerInnen gab. Das zeigt das Interesse am ColognePride und das die Themen ankommen. Da wächst eine kämpferische und junge Generation nach, wie bei “Fridays-For-Future”. Es war wieder ein sehr friedliches Event mit kaum Zwischenfällen. Das muss eine andere Veranstaltung dieser Größenordnung uns erst einmal nachmachen. Alles war wieder rundum gelungen, sehr politisch in allen Aussagen, divers und auch mit großer Sichtbarkeit der verschiedensten Gruppen, die das LGBTIQ-Spektrum hergibt.”

Weitere Infos zum ColognePride finden Sie unter: www.colognepride.de


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