CityNEWS im Interview mit der Kölner Erfolgsband Höhner. Bei Kaffee und Kuchen sprachen die Musiker mit ihm unter anderem über das 35-jährige Bühnenjubiläum, kölsches Jeföhl und Anti-Depressivum.
CityNEWS: Über 35 Jahre stehen die Höhner jetzt auf der Bühne. Könnt ihr euch ein Leben ohne die Bühne überhaupt noch vorstellen?
Höhner: Wir machen das, solange man uns noch mag, uns noch hören will, solange uns nicht die Ideen ausgehen und solange es nicht peinlich wird. Da gibt es ein schönes Lied zu: “Wir ham noch lange nicht genug”. Das ist unsere Aussage!
CityNEWS: In ganz Deutschland und international seid ihr bekannt und beliebt. Wo nehmt ihr die Ideen zu den Song-Texten und den Melodien her?
Höhner: Auf die Frage “Wo nehmen Sie Ihre Ideen her?” hat ein berühmter Gitarrist, der gestern in der Düsseldorfer LTU-Arena aufgetreten ist (Keith Richards von den Rolling Stones – Anm. der Red.) gesagt: “Ich pflücke die einfach so aus der Luft.” In Köln sagt man: Das liegt alles auf der Straße!
“Ich pflücke die Ideen einfach so aus der Luft”
CityNEWS: Und die muss man nur aufheben?
Höhner: Ja, man muss die nur aufheben und mit offenen Augen durchs Leben gehen. Die Themen liefert der Alltag. Die beste Recherche, die man machen kann, ist das eigene Leben gut zu beobachten. Und dann gehört auch ein bisschen Weisheit, ein wenig Nachdenken und Analysieren dazu. Wenn man dann mal was richtig gemacht hat, dann knüpft man daran an und die Höhner haben im Verlaufe der 35 Jahre natürlich auch ein paar Erfolge nachzuweisen.
In dieser Zeit sind viele Hits geboren und an denen orientieren wir uns natürlich immer wieder aufs Neue. Das klingt jetzt als wäre das ganz einfach. Aber man könnte es auch so aufteilen: 30% Inspiration und 70% Transpiration, also Schweiß! Richtige Auseinandersetzungen untereinander, weil das Entscheidende in dieser Band ist, dass wir das, was wir auf die Bühne bringen, mit sechs Herzen transportiert werden muss.
Wenn wir merken, ein Lied gefällt einem von uns nicht, dann fliegt das direkt wieder raus. Und es gibt noch die Majestät des Publikums. Denn selbst wenn wir mit sechs Herzen ein Song gut finden, muss das Publikum dies noch lange nicht. Wenn unser Publikum etwas nicht annimmt, dann wären wir ja schlecht beraten wenn wir es durchprügeln würden, das würde nicht funktionieren.
“Wenn nicht jetzt wann dann?”
CityNEWS: “Wenn nicht jetzt wann dann” – Der Handball-WM-Song! Ein gutes Stichwort: Wie habt ihr denn diese WM-Zeit erlebt?
Höhner: Bei der Eröffnung der Handball-WM in Berlin, war ja noch überhaupt nicht klar, was passieren wird. Es ging erstmal nur darum, dass die Handball-Weltmeisterschaft ein eigenes Lied hat. Aber ob die deutsche Nationalmannschaft als Sieger hervorgeht, wusste zu dem Zeitpunkt natürlich noch keiner. Dass sich der Song “Wenn nicht jetzt wann dann” und die Entwicklung der Spiele parallel entwickelten – das war das Verrückte. Als die Spiele in Köln anstanden, da war die Nummer in den Köpfen und da war im Prinzip auch diese unglaubliche Euphorie da. Als die Mannschaft dann Weltmeister wurde, gab es natürlich kein Halten mehr.
CityNEWS: Wenn ihr jemanden die Gruppe Höhner beschreiben müsstet, wie würde dies aussehen?
Höhner: Die Höhner sind ein gruppendynamisches Langzeitexperiment. Wir sind ein Lebensgefühl! Dies bekommen wir auch immer wieder bestätigt von vielen Menschen. Wir sind für die Stimmung zuständig, die jemand anderes gerade braucht. Da gehört mit Sicherheit auch Karneval dazu, aber es gibt auch andere Leute, die zum Beispiel nur die Balladen mögen.
Jemand sagte uns mal: “Höhner ist die beste Medizin, die ich bisher verschrieben bekam.” Man könnte uns also auch als Anti-Depressivum bezeichnen.
CityNEWS: Kölle es e Jeföhl, was heißt denn Köln für euch? Was ist der Unterschied zu anderen Städten?
Höhner: Der große Unterschied ist, dass Köln im Krieg völlig zerstört worden ist, im Gegensatz zu vielen anderen Städten. Das Einzige was blieb, war die kölsche Mentalität, an der haben die damaligen Bürger ihr Kölle festgemacht. Und da dies das Einzige war, was sie hatten, haben die Kölner, an diesem Lebensgefühl festgehalten und haben das in Form von kölscher Tradition gepflegt.
Tünnes und Schääl sind ja nicht ohne Grund so wichtige Figuren in Köln, die zwar belächelt, aber auch oft unterschätzt werden. Zum einem der Schääl, der mit dem feinen Anzug rumläuft, und immer so einen schäälen Blick nach rechts und links wirft und reiner Kopfmensch ist. Zum anderem Tünnes, der mit seinem roten Haarschopf und seiner Knollnase eher der Grobschlächtige ist, der aber mit dem Herzen und mit dem Bauch denkt.
Bei den Kölnern ist es genauso. In jedem von uns steckt ein wenig von den Beiden, aber am Ende siegt fast immer doch Bauch und Herz. Das ist das Schöne. Das macht das Lebensgefühl hier aus. Dass man den Kopf eher mal abschalten kann und aus dem Bauch heraus entscheiden darf.
“Es wird nicht mehr so arbeitsintensive Höhner geben”
CityNEWS: Ihr habt längst die Bühnen der Welt erobert. Die LANXESS arena ist eure zweite Heimat. Am 26.10.2007 ist es wieder soweit. Was erwartet denn die Leute dieses Jahr?
Höhner: Es wird mehrere Blöcke geben, in denen wir sehr viel neues Material präsentieren werden. Wir arbeiten sehr intensiv daran. Stichwort Höhner intensiv – das ist das Zauberwort! Wir nehmen uns richtig Zeit und greifen ganz tief in die Trickkiste. Bei einem normalen Konzert haben wir gar nicht die Möglichkeit aus dem vorhandenen Wahnsinns-Repertoire alles zu spielen!
Die einen wollen ein paar Balladen hören und die anderen eher die Stimmungs-Songs, und dann haben wir ja selber auch noch Wünsche, all das erfüllen wir uns bei so einem langen Abend.
CityNEWS: Was war bisher das beeindruckendste Erlebnis für euch?
Höhner: Als wir dieses Jahr, unmittelbar nach dem Rosenmontagszug erfahren haben, dass wir mit “Wenn nicht jetzt wann dann” die Nummer 1 der Single-Charts und gleichzeitig noch mit zwei anderen Singles “Top 50” und mit zwei weiteren Platten in den Album-Charts vertreten waren. Da glaubst du, dass kann alles nicht wahr sein.
Jetzt muss man dazu noch wissen, warum wir das so überwältigend fanden, denn wir haben damit kölsche Musikgeschichte geschrieben. Die Höhner sind der erste kölsche Musik-Act, der einen Nummer 1-Hit hat. Kein Willy Ostermann, kein BAP, kein Bläck Fööss, niemand hat es je geschafft als kölscher Act bundesweit Nummer 1 zu sein.
CityNEWS: Wo seht ihr euch in zehn Jahren?
Höhner: Wir wollen auf jeden Fall noch zum Film und ins Fernsehen! Und das schaffen wir auch noch! Es ist nicht auszuschließen, dass die Höhner auch in zehn Jahren noch auf irgendeiner Bühne stehen werden. Es wird nicht mehr so arbeitsintensive Höhner geben wie jetzt, mit bis zu 400 Auftritten im Jahr, aber es kann durchaus sein, dass die Höhner, dass was sie so gerne tun, nämlich auf der Bühne stehen, dann immer noch hier und da ausüben.
Solange uns die Ideen nicht ausgehen, solange wir uns fit fühlen, solange wir vom Publikum gewollt werden und solange es nicht peinlich wird, solange wollen wir das machen. Wir hoffen, dass wir dies erkennen und wir gute Freunde haben, die uns das sagen.