Reifenlos durch die Kölner Nacht …

Die Polizei Köln hatte es mit einen ungewöhnlichen Fall zu tun. copyright: Tim Reckmann / pixelio.de
Die Polizei Köln hatte es mit einen ungewöhnlichen Fall zu tun.
copyright: Tim Reckmann / pixelio.de

Kühl und klar ist es nach Einbruch der Dunkelheit an jenem Montagabend (7. März) im Kölner Westen. Einige Fahrzeugführer sind auf den Straßen des beschaulichen Ortsteils Weiden unterwegs.

Mehrheitlich sicher erschöpft vom geleisteten Tagewerk. Und dennoch konzentriert und mutmaßlich im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte.

Auch ein einsamer Ford Fiesta dreht gegen zehn Uhr noch seine Runden im Verlauf der Aachener Straße. Allerdings auf lediglich drei Reifen.

Und der Mann (38) am Volant – komplett benebelt.

Aufgeregt betritt um 22.10 Uhr eine Kölnerin die Polizeiwache Weiden. Soeben sei ein silberfarbener Kleinwagen auf der Aachener Straße in Richtung stadtauswärts gefahren. Und weiter: “Vorne rechts fehlt der Reifen!” Nach kurzer gedanklicher Abwägung, ob gegebenenfalls tatsächlich dieser Zeugin “irgendetwas fehle”, was nicht zuletzt infolge der weiteren Erkenntnisse jedoch definitiv ausgeschlossen wurde, stellen die Beamten vor dem Gebäude eine sich in Richtung Frechen hinziehende Kratzspur im Asphalt fest.

Spornstreichs nehmen die Polizisten im Streifenwagen die Verfolgung des verdächtigen Fahrzeugs auf. Die in Schlangenlinien verlaufende Spur führt die Beamten bis zur Bonnstraße am westlichen Ortsausgang. Dort ist das verursachende Fahrzeug offensichtlich nach rechts abgebogen und hat das Kölner Stadtgebiet in Richtung Brauweiler verlassen. Und zu Füßen der dortigen Abteikirche wird die Streifenwagenbesatzung dann fündig. Denn soeben war der Verursacher dann doch zu dem Entschluss gelangt, auf einem Tankstellengelände nunmehr sein Ersatzrad zu montieren. Bis dahin hatte der ramponierte, “kleine Silberpfeil” vorne rechts zwar partiell Bodenkontakt.

Allerdings nur noch mit dem Stoßfänger und der Bremsscheibe. Und das, wie sich herausstellte, über eine Streckenlänge von circa vier Kilometern.

Zur Rede gestellt, gab der Bergheimer zu Protokoll, er habe bei einer Fahrt nach Köln an der Aachener Straße die Bordsteinkante touchiert. Dabei sei sein Reifen beschädigt worden. Tatsächlich fand eine weitere Streifenwagenbesatzung auch den Beginn der Kratzspur mit metallischem Abrieb. Einige Hundert Meter weiter gelangte die untrügliche Fährte nach Abweichungen auf die Bunzlauer Straße nahe dem Weidener Einkaufszentrum. Und – heureka! – dort lag der total zerfetzte Reifen inklusive Felge und einer Radmutter.

Ja, an der Bunzlauer Straße habe er den “beschädigten” Reifen zunächst zwar wechseln wollen, räumte der Verkehrssünder ein. Aber aufgrund der ungünstigen Lichtverhältnisse habe er dann doch davon abgesehen und lieber “mit geringem Tempo” zurückfahrend die ihm bekannte Tankstelle in Brauweiler angesteuert. “Keine Ahnung, wo ich den Reifen verloren habe”, behauptete der 38-Jährige dann im Brustton voller Überzeugung. “Das kann höchstens fünfzig Meter vor der Tanke gewesen sein…”

Eine Atemalkoholkontrolle bei dem leicht verwirrt auftretenden Fiesta-Fahrer verlief mit null Promille zwar negativ. Nicht so jedoch ein Drogenvortest. Daraufhin räumte der Mann den vorherigen Konsum eines starken Beruhigungsmittels ein. Auf freiwilliger Basis wurde ihm sodann eine Blutprobe entnommen. Die Beamten beschlagnahmten seinen Führerschein und legten eine Strafanzeige wegen Verkehrsunfallflucht vor. Zu guter Letzt untersagten die Polizisten dem 38-Jährigen weiterhin das Führen fahrerlaubnispflichtiger Fahrzeuge. Ausdrücklich auch dreirädriger.