Im Regionalexpress zur Weiberfastnacht von Düsseldorf nach Köln…

Die Jecken feiern in Köln beim Straßenkarneval. Pünktlich um 11.11 Uhr hat am Donnerstag der Strassenkarneval begonnen. / copyright: Henning Kaiser/ ddp
Die Jecken feiern in Köln beim Straßenkarneval. Pünktlich um 11.11 Uhr hat am Donnerstag der Strassenkarneval begonnen.
copyright: Henning Kaiser/ ddp

Um 8.00 Uhr morgens geht die erste Bierdose mit einem leisen Zischen auf. “Prost”, ruft Charlotte durch den Regionalexpress. Mit fünf Freundinnen und einem Freund ist die 27-Jährige an Weiberfastnacht von Düsseldorf nach Köln unterwegs. Wie sie das närrische Treiben in der Domstadt erlebte können Sie hier nachlesen.

Charlotte trägt eine weiße Lockenperücke, darauf thront ein Matrosenmützchen, ihre
Lippen sind knallrot geschminkt: “In Köln lässt sich einfach besser
Karneval feiern, im letzten Jahr waren wir auch schon dort”, sagt
Charlotte. Am Boden vor ihr stehen große Plastiktüten voll mit Chips,
Bier, Prosecco und belegten Broten.

“Glas ist ja in der Kölner
Altstadt verboten, deshalb müssen wir das vorher austrinken”, sagt
Freundin Julia und gießt allen einen Schluck Prosecco nach. Als
Froschkönigin trägt die 28-Jährige eine grüne Perücke und eine kleine
goldene Krone auf dem Kopf und um den Hals eine Perlenkette.

Tausende
Jecken feiern am Donnerstag in der Kölner Altstadt den Start in den
Straßenkarneval. Auf dem Alter Markt sind zwei große Tribünen aufgebaut,
auf einer Bühne davor spielen von 9.40 Uhr an Kapellen und Bands
kölsche Lieder. Pünktlich um 11.00 Uhr betritt das Dreigestirn die
Bühne. “Heute ist nicht der Tag, an dem die Männer viel zu sagen haben”,
ruft der Prinz ins Mikrofon. Die Jungfrau übernimmt und jubelt: “Ich
habe lange auf diesen Tag gewartet!”

Die Männer bleiben heute zu Hause

Die
Jecken vor der Bühne schunkeln und klatschen, dann zählen alle zusammen
die letzten Sekunden herunter: Um Punkt 11.11 Uhr fliegen bunte
Papierschnipsel durch die Luft und die Narren stoßen mit ihren
Plastikbechern an. Das macht zwar kein schönes Geräusch, aber das ist an
so einem Tag egal. Sogar das Wetter spielt mit: Der Schneeregen, der
morgens vom Himmel kam, hat nachgelassen und nun sind zwischen den
Wolken sogar ein paar Fetzen blauer Himmel zu sehen.

Vor der
Tribüne hat sich eine Gruppe Clowns versammelt. Sie haben grüne Mützen
auf dem Kopf, ihre Nasenspitzen leuchten rot, und um Mund und Augen
haben sie weiße Ränder gemalt. Die acht Frauen kommen seit sieben Jahren
aus Mülheim an der Ruhr nach Köln, um hier Weiberfastnacht zu feiern.
“Da ist die ganze Stadt im Ausnahmezustand”, freut sich Anne. Alle sind
um die 50 Jahre alt und ihre Männer lassen sie an diesem Tag zuhause.
Birgit zieht ihr bunt gepunktetes Oberteil nach oben und lächelt
verführerisch. Um die Taille trägt sie einen Gürtel, an dem in kleinen
Gummilaschen eine Batterie von Schnapsfläschchen steckt. “Das ist
natürlich ein Problem, wenn man Bier und Kurze durcheinandertrinkt. In
der Regel ist jedes Jahr Eine von uns jenseits von Gut und Böse”, sagt
Birgit und lacht.

Einige Meter weiter stehen Helga und Willi. Die
beiden tragen kurze blonde Lockenperücken, eine rosa Blume im Haar und
pinkfarbene Trainingsanzüge unter ihren Mänteln. “Wir sind Cindy aus
Marzahn”, sagt die 63-Jährige und erklärt: 26 Jahre hätten sie und ihr
Mann in Berlin-Marzahn gewohnt, nun seien sie wieder zurück in ihre
Heimatstadt Köln gezogen. “Endlich”, ruft sie, hakt sich bei Willi unter
und schunkelt im Dreivierteltakt der Musik.

Keine Angst vor “wild gewordenen” Frauen

Ein
bisschen verloren wirken Dennis, Thomas und Rico in dem Gedränge. Die
drei Männer aus Hannover sind zum ersten Mal zu Karneval in Köln. “Wir
wollten uns das mal anschauen”, sagt der 35-jährige Dennis, der in einem
schwarz-weiß gestreiften Sträflingsanzug steckt. Der 45-jährige Thomas
ist Robin Hood, Rico hat sich mit einem Dreispitz und einer abgewetzten
braunen Jacke als Pirat verkleidet. Angst vor wild gewordenen Frauen
habe er nicht, sagt er und lacht: “Da können wir uns schon wehren!”

Als
die Sängerinnen von den “Funky Marys” auf der Bühne die kölschen Mädels
begrüßen, jubelt Heike, die eine karierte Hose und darüber eine
Pelzjacke trägt. Noch vor zwei Tagen war die 38-Jährige erkältet. “Das
wäre für mich als Kölnerin das Schlimmste, wenn ich Weiberfastnacht
krank im Bett liegen müsste”, sagt sie und nimmt einen Schluck Likör aus
ihrem Plastikbecher.

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion