Es kann durchaus ratsam sein, nach dem Betanken seines Autos dieses sorgsam zu verschließen und den Fahrzeugschlüssel zur Tankstellen-Kasse mitzunehmen. Gleiches gilt auch für das nur kurzzeitige Verlassen des Fahrzeugs – zum Beispiel nur zum Zwecke des Pipi-Machens an der Tankstelle. Zumal das Nichtbefolgen dieser “Weisheit” im extremen Einzelfall die sofortige Festnahme und alsbaldige Inhaftierung nach sich ziehen kann. So geschehen während der vergangenen Wochenendes im verregneten nördlichen Kölner Stadtteil Chorweiler.
Es ist Samstag (12.08.2017) 23:20 Uhr. An einer blaubeleuchteten Tankstelle in Chorweiler steht ein roter Daihatsu Cuore neben der Zapfsäule Nummer 7. Die Fahrerin (27 Jahre) des kleinen Japaners hat sich soeben in den Kassenraum begeben, um die Tankfüllung zu bezahlen. Den Schlüssel des unverschlossenen Wagens lässt die Kölnerin unbedacht im Zündschloss stecken. Und bringt damit unfreiwillig einen sich über insgesamt 200 Fahrkilometer erstreckenden Kriminalfall ins Rollen. Als die 27-Jährige nach erfolgter Bezahlung zu ihrem Auto zurückgehen will, bemerkt sie entsetzt, wie der Daihatsu von einem Unbekannten gestartet wird. Mit durchdrehenden Reifen flüchtet der Autodieb über den nahen Kreisverkehr auf dem Athener Ring. Umgehend alarmiert die Bestohlene mit ihrem Handy die Kölner Polizei.
Mehrere Dienstwagen nehmen die Nahbereichsfahndung nach dem roten Kleinwagen auf. Zunächst vergeblich. Eine Streifenwagenbesatzung erreicht bald darauf die Tankstelle. Und nur wenige Minuten später klicken bei der Melderin (!) die Handschellen (warum lesen Sie weiter unten) … Auf dem sichergestellten Überwachungsvideo bemerken die Beamten einen dicklichen Mittzwanziger mit fingerdicker Halskette. Ungeniert nähert sich der schwarz Gekleidete dem Daihatsu, steigt ein und fährt los.
Schon wieder eine Tankstelle!
Ein kleiner Zeitsprung. Es ist Sonntag (13.08.2017), 13:30 Uhr. Eine – zur Nachtzeit gelbbeleuchtete – Tankstelle an der Marburger Straße im beschaulichen Kreuztal, 100 Kilometer östlich der Domstadt. An der Zapfsäule Nummer 2 hat ein Sauerländer (52 Jahre) seinen Ford Focus unverschlossen stehenlassen, um sich nach dem Bezahlen noch auf der Tankstellen-Toilette zu erleichtern. Infolgedessen bekommt dieser Geschädigte erst gar nicht mit, wie ein junger Mann mit obigem Erscheinungsbild quasi sein Fahrzeug wechselt. Und auf dem Tankstellengelände einen Daihatsu mit Kölner Zulassung zurücklässt, der einige Zeit darauf von Polizisten sichergestellt wird. “Aber ich war nur höchstens drei Minuten auf der Toilette”, gibt der geschockte 52-Jährige während seines Notrufs an. Ja, das reicht aus! In jedem Falle war sein grauer Kombi erstmal weg – allerdings nicht für lange Zeit.
Wachsame Polizisten in Köln
Denn in der Rheinmetropole blieben die Augen des Gesetzes wachsam. Und so begab es sich, dass am frühen Montagmorgen (14.08.2017) gegen 5 Uhr die gleichen Polizisten, die in der Samstagnacht einen Autodiebstahl in Chorweiler aufgenommen hatten, im benachbarten Stadtteil Heimersdorf ein verdächtiges Fahrzeug bemerkten. Auf dem Seitenstreifen des Volkhovener Weg stand ein graulackierter Ford Focus. Mit laufendem Motor und eingeschalteter Innenbeleuchtung. Auf dem Fahrersitz der gleiche junge Mann (27 Jahre), den die Beamten bereits von der Videoüberwachung der Tankestelle in Köln-Chorweiler kannten. Sein Blick war stier nach oben gerichtet.
Unmissverständlich wurde der nunmehr ertappte, augenscheinlich notorische Autodieb aus dem Ford komplimentiert. Auf Tatvorwurf räumte der bereits mit Körperverletzungs- und Eigentumsdelikten Aufgefallene die Autodiebstähle ein. Und: “Ich wollte nur durch die Gegend fahren. In Siegen hat die Batterie des Daihatsu versagt. Da bin ich dann halt umgestiegen.”
Das Vorweisen einer gültigen Fahrerlaubnis wäre ihm sicher schwergefallen. Denn seinen Führerschein hatte das Amtsgericht Köln bereits entzogen. Der 27-Jährige wurde festgenommen und zum Kölner Polizeipräsidium gefahren. Den bereits seitens der Polizei in Siegen zur Fahndung ausgeschriebenen Ford stellten die Polizisten sicher. Inklusive dem kompletten Schlüsselbund und Handy des Sauerländer Halters. Am 14. August 2017 erließ ein Richter Haftbefehl gegen den wohnsitzlosen Langfinger.
Da war doch noch was in Chorweiler…
Seinem ersten Opfer dieses Wochenendes, der jungen Fahrerin des roten Daihatsu an der Tankstelle in Chorweiler, war Gleiches bereits in der Tatnacht widerfahren. Bei der Überprüfung ihrer Personalien hatten die Beamten festgestellt, dass die Bestohlene ihrerseits von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf zur Festnahme ausgeschrieben war. Einen Führerschein konnte auch die 27-Jährige nicht vorlegen. Dafür lag gegen sie ein Haftbefehl vor. Wegen fortgesetzten Fahrens ohne Fahrerlaubnis!