Als erste Großkommune in der Bundesrepublik hat die Stadt Köln ein Verfahren zur Weiterentwicklung ihres “Betrieblichen Gesundheitsmanagements” gestartet. Die Analyse ermöglicht nun eine passgenaue Gesundheitsförderung und gibt weitere Aufschlüsse zur Zufriedenheit im Job.
Bereits vor etwas mehr als einem Jahr hatte die Verwaltungsführung dazu die organisatorischen und personellen Voraussetzungen geschaffen. Die
bislang dezentral in verschiedenen Ämtern arbeitenden Abteilungen, die
sich mit den verschiedenen Aspekten der Gesundheitsförderung der rund
17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Köln widmen, wurden
organisatorisch zusammengefasst, personell gestärkt, um verschiedene
Fachkompetenzen erweitert und unmittelbar dem Personaldezernenten
unterstellt. Die Stadt Köln hat die Absicht, nachhaltig und effektiv in
diesen Bereich zu investieren.
Als erste große Analyse legte diese
neu gegründete Steuerungsstelle “Gesundheitsmanagement und
Arbeitsschutz” jetzt die Ergebnisse der größten, wissenschaftlich
gestützten Beschäftigtenumfrage vor, die die Stadt Köln oder andere
Kommunen jemals durchgeführt haben.
Mit Wisschenschaft für mehr Gesundheit
Rund 52 Prozent der rund
17.000 städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten den
Fragebogen mit 171 Fragen anonym ausgefüllt. Die Fragen betrafen Aspekte
zur gesundheitlichen Situation, zur Arbeitsfähigkeit, Zufriedenheit,
persönlichen Einschätzung der Leistungsfähigkeit und Arbeitsbelastung,
beruflichen und privaten Doppelbelastungen und zum Arbeitsklima. Damit
liegen jetzt insgesamt 1,4 Millionen Einzeldatensätze vor. Aufgrund der
überdurchschnittlich hohen Beteiligung gelten die Ergebnisse als
repräsentativ für alle Beschäftigten der Stadt Köln. Die Umfrage wurde
gesteuert und ausgewertet vom Institut für Qualitätssicherung in
Prävention und Rehabilitation GmbH
an der Deutschen Sporthochschule Köln (iqpr). Neben der Befragung der
städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden darüber hinaus die
besonderen Belastungen und Arbeitsanforderungen im Einsatzdienst der
Berufsfeuerwehr separat erfasst und bearbeitet.
Mit den
Ergebnissen der Befragung und der Auswertung hat die Stadt Köln erstmals
eine dezidierte Analyse zur Verfügung, die passgenaue
Handlungsschritte, bezogen auf die individuelle Situation in den Ämtern
und Abteilungen, möglich macht. Ziel der Befragung war weniger, einen
groben Gesamtüberblick über die gesundheitliche Situation der
Beschäftigten zu bekommen, als vielmehr strukturierte Analysen zu
erhalten, die konkrete Problemlagen der Beschäftigten beschreiben und
auch Handlungsnotwendigkeiten, die in den Ämtern durchaus
unterschiedlich sein können, aufzeigen. Als Messmethode hatten sich die
untersuchenden Wissenschaftler auf die international angewandte Methode
des “Work Ability Index” (WAI) konzentriert. Der WAI
ist ein Verfahren zur Erfassung der “Arbeitsfähigkeit” von
Erwerbstätigen. Der daraus entwickelte international anerkannte
Fragebogen, der auch in Köln angewandt wurde, hat die Erhaltung und
Förderung der Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zum Ziel.
Etgebnisse der Beschäftigtenbefragung geben interessante Einblicke
Insgesamt ergibt sich für die Kölner Stadtverwaltung dabei folgendes Gesamtbild:
- Im
Vergleich zu anderen großen Organisationen mit vergleichbarem
Aufgabenspektrum und Arbeitsplatzspektrum (Bildschirmtätigkeit,
handwerkliche Tätigkeit im Außenbereich, überproportionaler direkter
Kundenkontakt, konkrete Betreuungstätigkeit) liegt die Stadt Köln mit
allen Parametern im guten Mittelfeld, trotz des in den letzten Jahren
gestiegenen Krankenstandes und ihrer weiter alternden Belegschaft.
- 21
Prozent aller Befragten bescheinigen sich eine “sehr gute”
Arbeitsfähigkeit, 67 Prozent eine “mäßige” bis “gute” Arbeitsfähigkeit.
60 Prozent sind mit ihrer Arbeit “zufrieden”, 44 Prozent sind sogar
“stolz”, dieser Einrichtung anzugehören. 80 Prozent fühlen sich bei der
Arbeit “fit und tatkräftig”. 31 Prozent der Befragten schätzen ihren
Gesundheitszustand selbst als “sehr gut” oder “ausgezeichnet” ein.
Gleichzeitig ist es 79 Prozent der Beschäftigten “wichtig”, die
gesundheitlichen Belastungen an ihrem Arbeitsplätz zu mindern und
Risiken abzubauen. 43 Prozent der befragten Führungskräfte erklärten,
von ihren Führungskräften die Unterstützung zu bekommen, die sie zur
Wahrnehmung ihrer eigenen Führungsaufgaben benötigen. Jeder Vierte (24
Prozent) erklärte allerdings, dass er an seinem Arbeitsplatz Dinge tun
müsse, für die er eigentlich zu wenig ausgebildet und vorbereitet sei
und 12 Prozent der städtischen Beschäftigten beurteilen ihre
Arbeitsfähigkeit als “kritisch”.
- Abgeklopft wurden darüber hinaus
Fragen nach Motivation oder auch Krankheitstagen des städtischen
Beschäftigten. Dabei ergibt sich zwar ein gesamtstädtischer Mittelwert
mit normalen Schwankungsbreiten. Die Ergebnisse zeigen aber auch
deutliche Abweichungen zum Positiven und Negativen in verschiedenen
Arbeitsbereichen. Bei dem Fragespektrum zur Motivation gibt es zum
Beispiel in einzelnen Bereichen Abweichungen von über 11 Prozent vom
Mittelwert. Ähnliche Ergebnisse gibt es wie erwartet bei den
Krankheitstagen. Hier weichen die Werte um über 13 Prozent nach unten
und oben vom mittleren Mittelwert ab. Kombiniert mit den weiteren
Erkenntnissen über die Art und Belastung der Tätigkeit, können mit
diesen Daten konkret in den Organisationseinheiten Schritte zur
Verbesserung der Situation vor Ort eingeleitet werden.
Stadt will krankheitsbedingte Ausfälle reduzieren
Mit Hilfe
dieser exakten Analyse will die Stadt Köln in den nächsten vier Jahren
die krankheitsbedingten Ausfallzeiten trotz des weiter steigenden
Durchschnittsalters ihrer Beschäftigten reduzieren, beziehungsweise die
Arbeitsfähigkeit erhalten und verbessern. Die “Arbeitsfähigkeit” soll so
erhöht werden, dass die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die
sich selbst eine “sehr gute” Arbeitsfähigkeit bescheinigen, von heute 21
Prozent deutlich ansteigt.
Die generellen Ergebnisse der
Befragung wurden heute dem Gesamtpersonalrat sowie den örtlichen
Personalräten sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Stadtverwaltung vorgestellt und werden dem Ausschuss für Allgemeine
Verwaltung und Rechtsfragen und dem Gesundheitsausschuss vorgelegt.
Gleichzeitig werden die Ämter über das gesamtstädtische Ergebnis
informiert. Anschließend beginnen die daraus resultierenden
Fachgespräche zwischen den einzelnen Dienststellen und dem
“Betrieblichen Gesundheitsmanagement”, wo es konkret um individuelle und
passgenaue Handlungsoptionen aufgrund der Ergebnisse geht. Dabei sollen
insbesondere Möglichkeiten entwickelt werden, überproportionale
Belastungen gefährdeter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzubauen sowie
Schutzfaktoren zu stärken. Die Überlegungen reichen dabei von
technischen Verbesserungsmöglichkeiten bis zu strukturellen
Veränderungen, von besser anpassbaren Arbeitszeitmodellen, bis hin zu
Veränderungen in konkreten Arbeitsabläufen und Verantwortungsbereichen.
Autor: Redaktion / Stadt Köln/ wikipedia.de