Mehr als 70 Prozent der Einzelhändler engagieren sich für das Gemeinwohl ihrer Stadt

IHK-Studie "Handel³ - Die dritte Dimension des Einzelhandels" copyright: IHK NRW
IHK-Studie “Handel³ – Die dritte Dimension des Einzelhandels”
copyright: IHK NRW

Mehr als 70 Prozent der Einzelhändler engagieren sich über ihre betriebliche Tätigkeit hinaus für ihren Standort. Diese soziale Verantwortung übernehmen sie nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern weil sie sich als Teil der Gemeinschaft vor Ort verstehen. Das ist ein Ergebnis der Pilotstudie „Handel³ – Die dritte Dimension des Einzelhandels“. Die IHK NRW, der Zusammenschluss der 16 IHKs in NRW, hatte diese Studie in Kooperation mit dem NRW-Wirtschaftsministerium beim Gutachterbüro Junker + Kruse in Auftrag gegeben. Ziel war es, einen Überblick über die Effekte des Einzelhandels für das Gemeinwohl zu erhalten.

„Der Handel versorgt die Menschen und ist gleichzeitig wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler. Mit der Studie können wir belegen, dass der Handel auch die Funktion eines bedeutsamen sozialen Bindeglieds in unserer Gesellschaft übernimmt”, erklärt Elisabeth Slapio, Geschäftsführerin Innovation und Umwelt der IHK Köln. Dass der Handel dazu noch erheblich zum Gemeinwohl einer Stadt beitrage, sei den Wenigsten bewusst. Die IHK Köln unterstützt die Branche aktuell mit ihrem Aktionsplan „Der Handel – Wir seh’n uns.”, insbesondere fördert sie den Austausch der Händler untereinander und die Kommunikation.

NRW-weit wurden in 16 unterschiedlich großen Modellstädten Einzelhändler schriftlich befragt. Außerdem gab es persönliche Interviews mit Händlern, Spenden- und Sponsoring-Empfängern vor Ort und mehr als 1.000 Verbraucherbefragungen.

Ein bis zwei Arbeitstage im Monat für ehrenamtliche Tätigkeit

Dorothee Junck, Inhaberin des Buchladens Neusser Straße in Nippes, kann die Ergebnisse der Umfrage auch für Köln bestätigen: „Viele Kölner und Kölnerinnen fühlen sich in den zahlreichen Fachgeschäften und Dienstleistern vor Ort gut aufgehoben. Dort kennt man sich und weiß, auf was man Wert legt. Ganz nebenbei sorgt man mit diesem Kauf dafür, dass das Geld in der Region bleibt und sinnvolle Dinge wie Spielplätze, Schwimmbäder oder Theater finanziert werden können. Die Einzelhändler übernehmen Verantwortung für den gemeinsamen Lebensraum und lebendige Veedel.”

Laut Studie wenden Einzelhändler durchschnittlich ein bis zwei Arbeitstage im Monat für die ehrenamtliche Tätigkeit auf – und das häufig fünf bis 20 Jahre lang. Daneben ist der Handel auch ein wichtiger Geldgeber im Ort. Über Spenden, Sponsoring und Sachleistungen beteiligt er sich an zahlreichen örtlichen Festen und Einrichtungen und unterstützt verschiedene Veranstaltungen. Jeder Einzelhändler investiert jährlich etwa 1.400 bis 1.900 Euro pro Jahr in diese Zwecke.

Die Studie trifft ebenfalls Aussagen darüber, wohin das Geld fließt: Größtenteils profitiert der Bereich „Kinder & Jugend”. Zudem wird in geringerem Umfang in die „Brauchtumspflege” investiert. Im Sponsoring dominiert der Bereich „Sport & Freizeit”. Auch für karitative Einrichtungen sind Leistungen der Einzelhändler eine wichtige Finanzierungsquelle. Laut der Studie stammen gut 15 Prozent des Gesamtbudgets der befragten Einrichtungen vom örtlichen Handel. Viele Einrichtungen können auf diese Zuwendungen nicht verzichten.

Jens Schneiders zum Beispiel unterstützt mit seinem Biolebensmittel-Onlinehandel Beeming Box mit Sitz in Hürth Kinderhilfsprojekte – am Wohnort seiner Kunden: „Die wichtige Rolle des Einzelhandels für das lokale Gemeinwohl muss deutlicher kommuniziert und für den Kunden erlebbar gemacht werden. Die damit mögliche Differenzierung und Positionierung gegenüber den reinen ‚Online Pure Playern‘ schafft einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Eine direkte Vernetzung von Online-Geschäftsmodellen mit dem klassischen Einzelhandel hätte das Potential einen echten Social Impact zu generieren,von dem alle Protagonisten profitieren würden.”

Neben dem finanziellen Aspekt spielen die Einzelhändler eine weitere wichtige soziale Rolle. Die Mehrheit der Händler nimmt sich neben den Verkaufs- und Beratungsgesprächen Zeit für einen „Plausch an der Ladentheke” mit dem Kunden. Dieser „Smalltalk” nimmt gut ein Fünftel der Tagesarbeit eines Händlers ein. Allerdings wird die soziale Bedeutung des Handels laut Studie von den Kunden kaum wahrgenommen. Nur weniger als einem Drittel der befragten Kunden war bewusst, dass sich der Einzelhändler nicht nur für sein Geschäft, sondern auch für seinen Ort einsetzt.

Die Basis der Untersuchung bilden Befragungen in 16 Modellstädten mit unterschiedlich großen Einwohnerzahlen (drei Oberzentren, fünf Mittelzentren und acht Grundzentren).

Die „Studie Handel³ – Die dritte Dimension des Einzelhandels”
steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung.