Georg Kronthaler bestieg den Gipfel des 8.047 Meter hohen “Broad Peak” – nicht der Herausforderung wegen, sondern um seinen toten Bruder zu bergen. Über ein Jahr lag der Österreicher Markus Kronthaler tot auf dem pakistanischen Berg, dann holte sein Bruder Georg den Leichnam ins Tal. Für die Bergungsaktion wurde der Bergsteiger mit dem Fritz Roth Medienpreis für Zivilcourage ausgezeichnet.
“Tote, die auf über 8.000 Meter liegen, können nicht geborgen werden”. So lautet die eiserne Regel unter Bergsteigern. Georg Kronthaler hat sich dieser Regel widersetzt. Gegen die Widerstände der Behörden und auch dem Rat vieler Experten zum Trotz bestieg der Bergsteiger Georg Kronthaler aus Österreich den Gipfel des 8.047 Meter hohen “Broad Peak” in Afghanistan, um seinen toten Bruder Markus Kronthaler zu bergen, ihn ins Tal zu holen und zurück nach Tirol zu bringen. Für seinen Mut wurde der Bergsteiger Georg Kronthaler zehn Jahre nach der Tragödie mit dem Fritz Roth Medienpreis für Zivilcourage ausgezeichnet. Mit diesem Ehrenpreis der Fritz Roth Stiftung werden Menschen geehrt, die sich in den Medien wahrhaftig und mutig für einen bewussteren Umgang mit Trauer und Tod eingesetzt haben
“Ich musste dort hoch, um Abschied zu nehmen, um ihn noch einmal zu sehen”
“Ich musste da hinauf und Markus holen. Ich hätte sonst nicht weiter leben können. Ich wollte von ihm Abschied nehmen, ihn noch einmal sehen und berühren”, erzählt Georg Kronthaler während der Preisverleihung den 150 anwesenden Gästen bewegt.
Über ein Jahr lag der Österreicher Markus Kronthaler tot auf dem Gipfel des Broad Peak in Pakistan, dann holte sein Bruder Georg den Leichnam ins Tal. Eine lebensgefährliche Bergungsaktion.
Das letzte Foto zeigt Markus Kronthaler die Arme euphorisch nach oben gereckt. Er steht auf dem Gipfel des 8.047 Meter hohen “Broad Peak”. Kurz darauf bricht er zusammen und stirbt – an Erschöpfung und Flüssigkeitsmangel, nur wenige Meter vom Gipfel entfernt. Sein Begleiter musste die Leiche zurücklassen. Etwa ein Jahr später: “Auf diesen Augenblick habe ich ein Jahr lang gewartet. Endlich konnte ich Abschied nehmen. Es war sehr schwer, aber irgendwie war es auch ein schöner Moment”, beschreibt Georg Kronthaler rückblickend seine Empfindungen, als er die Leiche seines verunglückten Bruders unter dem Gipfel entdeckt. Gemeinsam mit zwei Freunden, sechs erfahrenen pakistanischen Bergsteigern und begleitet vom Wiener Kameramann Hubert Rieger hat der Tiroler seinen verstorbenen Bruder vom Gipfel des Achttausenders geholt.
David Roth, Vorstand der Stiftung und Geschäftsführer des Bestattungshauses Pütz-Roth, beschrieb, warum das Kuratorium den Bergsteiger für den Preis auswählte: “Georg Kronthaler wollte Abschied von seinem Bruder nehmen und er wollte ihn an einem Platz wissen, zu dem er hingehen kann. Beide Wünsche hat er sich erfüllt. Und das verbindet Georg Kronthaler mit der Idee unseres Bestattungshauses, das von meinem Vater Fritz Roth gegründet und aufgebaut wurde. Das Bestattungshaus Pütz-Roth möchte den Menschen Gelegenheit geben, wirklich Abschied zu nehmen von ihren Toten und zwar Abschied zu nehmen, wie sie es gerne wollen, nicht wie Gesetze oder der Bestatter ihnen es vielleicht anraten oder vorschreiben.”
Popstar Purple Schulz zeigte Anteilnahme
“Für mich klingt die Reise von Georg Kronthaler wie ein Sinnbild: Die Trauer ist immer der Berg, der sich uns und unserem geplanten Lebensweg in den Weg stellt. Es führt einfach kein Weg drumherum”, sagte die Radio- und TV Moderatorin, Buchautorin und Trauerbegleiterin Madita van Hülsen in ihrer Laudatio. “Georg Kronthaler hat es richtig gemacht: Er hat darauf bestanden, seinen verstorbenen Bruder noch einmal zu sehen. Damit war die Expedition schon eine große Reise in die eigene Trauerarbeit mit all ihren Höhen und Tiefen.” Weiterhin betonte van Hülsen die Wichtigkeit Kronthalers Geschichte für die Gesellschaft: Sie zeige eine gesunde Art, mit dem Tod umzugehen: “Bergauf und mit kräftigem Schritt”.
Ein Höhepunkt der Preisverleihung war der überraschende Auftritt von Purple Schulz, der Popstar war mit Fritz Roth befreundet und wurde von ihm zu einem ganz besonderen Song (“Der letzte Koffer”) inspiriert.