Abschied vom Single-Dasein: Sinn(losigkeit) der letzten Nacht in Freiheit

Natürlich muss der Junggesellenabschied in einer allerletzten Party 'würdig' zum Ausdruck gebracht werden. / copyright: Jörg Brinckheger / pixelio.de
Natürlich muss der Junggesellenabschied in einer allerletzten Party ‘würdig’ zum Ausdruck gebracht werden.
copyright: Jörg Brinckheger / pixelio.de

Sie treten in Gruppen auf und tragen bedruckte T-Shirts, verkaufen Unsinniges aus dem Bauchladen und blamieren sich bei peinlichen Spielen und gelallter Grölerei. Besonders von Mai bis Oktober werden die Großstädte von Junggesellenabschieden unsicher gemacht. Was Außenstehende nervig finden, ist in der Gruppe ein riesiger Spaß.

Wenn sich Mann und Frau dazu entscheiden, für den Rest ihres Lebens zusammenbleiben zu wollen, dann markiert dieses offizielle Zugeständnis an den anderen den Beginn einer neuen Lebensphase. Was auch bedeutet, dass eine alte Phase bald beendet ist – die des Singlelebens.

Natürlich muss dies in einer allerletzten Party “würdig” zum Ausdruck gebracht werden: Traditionell treffen sich Braut und Bräutigam vor der Hochzeit noch einmal mit ihren Freunden, um den Abschied vom Leben als Junggeselle zu feiern, bevor sie gemeinsam vor den Traualtar treten.

Dieser so genannte Junggesellen- oder Junggesellinnenabschied soll symbolisch eine letzte Chance darstellen, um mit seinen Freunden ausgelassen eine Party als Junggeselle zu feiern, bevor der „Ernst“ des Ehelebens anbricht. Ausnahmsweise stammt die Tradition des Junggesellenabschieds nicht aus den USA, sondern hat sich von Großbritannien aus zuerst in Europa und dann erst in den Vereinigten Staaten etabliert.

Begründet ist die heute feucht-fröhliche Feier in einem seriösen Antrag: Damals musste der Mann noch beim Vater seiner Auserwählten um ihre Hand anhalten, sich dabei in aller Form vorstellen und sich gut gekleidet als guter Ehemann präsentieren.

Ursprünglich hatte der Junggesellenabschied pädagogischen Charakter

Sofern der Vater die Hochzeit erlaubte, richtete er vor dem Fest einen Männerabend aus, der dazu diente, den Bräutigam von erfahrenen Ehemännern über die Bedeutung der Ehe aufzuklären. Dabei wurden Zigarren geraucht und eventuell ein Cognac oder Whiskey getrunken. Heute mag auch noch Zigarre geraucht und Whiskey getrunken werden, jedoch hat sich das Ambiente der Feier geändert.

Vorbereitet auf die Ehe wird der Bräutigam nicht mehr und auch die Lehren, die er aus diesem „letzten Abend als lediger Mann“ ziehen kann, sind eher beschränkt. Vielmehr wird der Junggesellenabschied als „letzte Möglichkeit“ gesehen, „in Freiheit“ umherzuziehen. Was darunter genau verstanden wird, ist von Männerrunde zu Männerrunde verschieden.

Manche richten sich nach den Wünschen des Bräutigams, andere genau nach dem Gegenteil. Die einen suchen die Freiheit in einem Strip-Lokal, die anderen in einem Fußballstadion – alle wählen viel Alkohol als Wegzehrung. War dies lange Zeit nur den Männern vorbehalten, werden mittlerweile auch Junggesellinnenabschiede gefeiert, auch bezeichnet als „Hen Night“, was sich aus dem früheren „Bridals Day“ ableitet, bei dem es etwas ruhiger zuging. Auch bei den Frauen geht es ganz unterschiedlich zu: Manche machen es den Männern nach und setzen auf Alkohol und nackte, männliche Haut.

Oft muss die künftige Braut allerlei Aufgaben lösen und mit dem Verkauf von Krimskrams aus ihrem Bauchladen oder gar mit Küssen und Stofffetzen ihrer Kleidung den Abend finanzieren. Manche setzen hingegen auf einen Wellnesstag, gehen ausgiebig Shoppen oder tauschen bei einem Brunch oder Abendessen gemeinsame Erinnerungen aus Singlezeiten aus.

Auch ein Kurztrip als letzter gemeinsamer Urlaub unter Freundinnen ist eine Möglichkeit, die Braut in ihr neues Leben als Ehefrau zu schicken.

Was gehört zu einem perfekten Junggesellenabschied?

Es gibt unzählige Wege und Arten, den perfekten Junggesellenabschied zu planen. Ob daraus tatsächlich die beste Nacht des Single-Daseins wird, steht auf einem anderen Blatt. Denn jeder Abend ist nur so gut, wie seine Teilnehmer. Daher lautet die wichtigste Frage bei der Planung eines Junggesellenabschiedes: Können sich alle Beteiligten mit der Planung identifizieren oder wenigstens arrangieren? Man wird es nie allen Mitwirkenden Recht machen können, zumindest aber muss der Junggesellenabschied dem zukünftigen Bräutigam / der Braut gefallen. Denn für ihn / für sie wird der Abend immerhin auch geplant. Aber auch die Gruppe sollte der Planung im Groben zustimmen; nur mit guter Stimmung wird die Feier ein Erfolg. Auch die Kosten sollten geklärt sein, ebenso muss ein Verwalter bestimmt werden.

Zusätzlich zu den groben Programmpunkten sollten Alternativen bereit stehen, auf die man im Notfall zurückgreifen kann. Sollte der Bräutigam also plötzlich keine Lust mehr auf das Stripperlokal haben, muss ein Plan B her. Dies gilt auch für den Fall, dass Braut oder Bräutigam schlichtweg nicht mehr können; sei es, weil sie müde sind oder weil zu viel getrunken wurde. Bevor also die Sause los geht, muss geklärt sein, wie man wieder nach Hause kommt.

Auch Details, wie ein einheitliches Outfit, sollten besprochen werden. Auch wenn ein T-Shirt Druck extra Geld kostet und für manche klischeehaft wirken mag, hat ein einheitliches Shirt viele Vorteile: einheitliche Kleidung verleiht eine positive Gruppendynamik, sorgt für Aufsehen und rückt die Braut / den Bräutigam in den Mittelpunkt.

Zudem sind Shirts ein tolles Andenken an diesen besonderen Abend. Dazu gehören sicherlich auch viele Fotos. Hierbei ist jedoch zu bedenken, ab Mitternacht ein Bilderverbot zu verhängen. Denn die Erfahrung besagt, dass ab Mitternacht nichts bedeutendes mehr passiert. Und falls doch, dann sind es Ereignisse, die Außenstehenden nicht unbedingt verraten werden sollten …