Wenn Daniela Honkomp morgens loszieht, hat sie ein paar vierbeinige Bodyguards bei sich. Zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus. In Wirklichkeit aber ist sie es, die auf die Hunde aufpasst. Einen nach dem anderen holt sie von Zuhause ab, bis ein kleines Rudel zusammen ist.
Wenn Daniela Honkomp morgens loszieht, hat sie ein paar vierbeinige Bodyguards bei sich. Zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus. In Wirklichkeit aber ist sie es, die auf die Hunde aufpasst. Einen nach dem anderen holt sie von Zuhause ab, bis ein kleines Rudel zusammen ist. 10 bis 15 Hunde können so schon zusammenkommen. Dann springen alle in einen großen Lieferwagen und los geht’s. Erst mal richtig lange spazieren gehen und austoben, im Park, im Wald oder am Wasser. Denn die Halter haben dafür keine Zeit. Sie arbeiten und verlassen sich auf Daniela, die mit Geschäftspartnerin Regina Rebien einen professionellen Hundesitter-Dienst anbietet. “Wenn es so weitergeht”, sagt die ehemalige Werbefachfrau aus Hamburg lachend, “brauchen wir bald ein noch größeres Auto”.
Hundesitter und Dogwalker freuen sich über immer mehr Zulauf. Meistens sind es Frauen und in der Regel tierliebe Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben oder sich damit etwas dazuverdienen. Sie kümmern sich um die Tiere stundenweise, tageweise oder im Urlaub. Zum Teil kann man sie auch wie eine Tagesmutter für eine Drei- oder Vier-Tage-Woche buchen.
Hundesitter helfen bei Zeitmangel
Zu Daniela Honkomps Kunden gehören viele junge Berufstätige: “Die haben vorher studiert, jetzt aber nicht mehr so viel Zeit für den Hund.” Zeitmangel kennen auch Familien mit drei Kindern – Kundengruppe Nummer zwei – und schließlich gäbe es immer wieder auch die “Notfälle”, sagt Daniela: “Ganz oft klingelt das Telefon bei uns sonntags vor dem Abend-Spielfilm. Dann fällt den Leuten ein, was in der Woche alles ansteht und dass sie nicht wissen, wer sich dann um ihren Hund kümmert.” Der Terminkalender der beiden Hundesitterinnen ist immer schnell voll. 15 Euro kostet eine dreistündige Betreuung inklusive einstündiger Spaziergang, 25 Euro ein Tag mit Übernachtung am Wochenende.
Doch nicht alle bestreiten mit Hundesitten eine selbstständige Existenz. “Ich sehe mich eher als zweites Frauchen”, sagt zum Beispiel Marta Hanysz aus Oberhausen. Die 26-Jährige hätte gerne einen eigenen zweiten Hund, kann sich das aber nicht leisten. Hundesitting sei daher eine gute Alternative. Mit ihren Pflegehunden geht Hanysz zwei- bis dreimal am Tag raus: “Stundenlange Gassi-Gänge mitmachen, in Parks oder im Wald herumtollen, im Sommer auch im See schwimmen und vieles mehr. Wir kommen hundemüde nach Hause.” Auch Gehorsamkeitstraining bietet die Hundesitterin an, “aber absolut ohne Gewalt”. Einen Euro pro Stunde verlangt die Oberhausenerin, die schon als Zehnjährige Fremdhunde betreute, für ihre Dienste.
Die Chemie muss stimmen
Nicht nur die Tarife, auch die Qualifikationen von Hundesittern sind sehr unterschiedlich. Während die einen eine Hundetrainer-Ausbildung absolviert haben, jahrelange Erfahrungen mit unterschiedlichsten Hunden vorweisen können, bauen andere darauf, was sie durch und mit ihrem eigenen Hund gelernt oder sich angelesen haben.
Aber wonach sucht man die Person aus, die den besten Freund auf vier Beinen verlässlich, gut und liebevoll betreuen soll? “Ein Hundesitter sollte sicher im Umgang mit Hunden sein und deren Bedürfnisse kennen”, rät Tierpsychologe und Hundetrainer Martin Rütter. Grundkenntnisse könne man in einem Vorgespräch auch abfragen. Aber auch das gibt noch keine Sicherheit. Denn in der Branche gibt es auch schwarze Schafe: “Es gibt Sitter, die schlagen”, sagt Daniela Honkomp. Oder solche, die keine Ahnung von Hunden haben.
Deshalb seien ein Probespaziergang, Vertrauen und Sympathie sehr wichtig, meint sie: “Am Ende des Tages muss man offen miteinander sprechen können.” Auch wenn es mal nicht klappt – zum Beispiel wie im Fall einer Appenzeller-Hündin, die sehr verhalten war und nicht an der Gruppe orientiert. Unbesehen würde Honkomp, die selbst einen Weimaraner-Dalmatiner hat, keinen Hund mitnehmen: “Der Hund soll ja Spaß haben, der Besitzer soll sich wohlfühlen und ich muss wissen: Geht der Hund jagen? Hat er Angst, wenn es laute Geräusche gibt? Wie verhält er sich in der Gruppe?”
Liebevolle Eingewöhnung ist wichtig
Hundesitterin Marta Hanysz hat ein Ritual für das Kennenlernen entwickelt: Bei einem Spaziergang draußen auf neutralem Boden stelle sich heraus, ob die Chemie stimmt, also Hunde, Besitzer und Sitter sich verstehen. Am ersten Betreuungstag lege der Halter Schlafdecke oder Körbchen des Hundes in seinem Pflegedomizil hin. Wichtig: Die Sachen müssten gebraucht sein und nach zu Hause riechen. Hanysz rät Hundehaltern außerdem darauf zu achten, dass ihr Tier am Betreuungsplatz nicht sich selbst überlassen, sondern hundertprozentig beschäftigt und ausgepowert wird. Es sollte wie Urlaub sein, so dass der Hund auch schwanzwedelnd gerne wiederkommt.
Doch was, wenn der eigene Hund ein bisschen problematisch ist? Kann man den auch einem Hundesitter anvertrauen? «Einige Dinge erledigen sich von selbst», sagt Daniela Honkomp und erzählt von einem Hund, der nicht hörte, für sich selbst war und sogar andere Hunde anfiel. Was dagegen geholfen habe: “Bewegung, Bewegung, Bewegung. Viele Hunde, die Spleens entwickeln, sind nicht ausgelastet.”
Autor: Redaktion/ dapd