Den Kölnern sagt man viele gute Eigenschaften nach, Toleranz und Aufgeschlossenheit, Integrationsbereitschaft und vieles mehr. Köln gilt allerdings auch in Restdeutschland bei vielen Menschen als eine Stadt in der angeblich die Menschen nur Feiern und Karneval im Kopf haben…
…wird doch über das ganze Jahr bei allen Gelegenheiten unter Absingen mancher Karnevalslieder fröhlich gefeiert. Angeblich sollen Arbeitgeber und Investoren die Stadt meiden weil sie befürchten, die Mitarbeiter könnten dadurch allzu sehr von der Arbeit abgelenkt werden. Da haben wir uns gefragt wie sieht das wirklich aus, können Karnevalisten auch im Berufsleben „ihren Mann“ stehen und Karneval und Beruf strikt trennen. Wir haben uns willkürlich ein paar junge Karnevalisten ausgesucht und befragt. Über das Ergebnis waren wir nicht erstaunt.
Wir trafen als ersten Claus Frohn von der Kölnischen Karnevalsgesellschaft von 1945 e.V. Wie bei so vielen jungen Kölnern liegt die Liebe zum Karneval im Elternhaus begründet. Nun ist es offenbar nicht so, dass man die Kinder hier zwangsweise in den Karneval rein zwängt, so war es auch bei beim jungen Claus Frohn. Im Dunstkreis von Vater Peter, der damals als Literat der Kölnischen stark in die karnevalistische Organisation eingebunden war, kam er frühzeitig mit dem Karneval und der Kölnischen in Kontakt. Erste karnevalistische Großerlebnisse hatte Claus Frohn als 15-jähriger bereits wo er im Rosenmontagszug mitreiten durfte. Ein absolutes Highlight war für Claus Frohn die Jungfrau im Dreigestirn von 2005 mit seinen beiden Freunden Walter Passmann und Uli Döres.
Diese Erfahrung im Dreigestirn mit rund 400 Auftritten in einer relativ kurzen Session stärkte ihn auch menschlich für das Berufsleben. Der Einzug in die Säle wo man von den Kölnern begeistert gefeiert wird bleibt für ihn als ein nachhaltiges Erlebnis dauerhaft im Gedächtnis.
Wer auf Kinderkrebsstationen, Blindensitzungen, Festzelten und Sälen mit bis zu 8000 Zuschauern auf der Bühne gestanden hat den macht so schnell nichts mehr nervös.. Nach Abitur und dem Studium zum diplomierten Wirtschaftsingenieur war er einige Jahre in der Industrie tätig. In seinen 12 Jahren und der Internationalen Beratung arbeitete er in verschiedenen Europäischen und Globalen Unternehmen. Seit 2006 leitet Claus Frohn bei Ecolab ein globales Projekt. In der Familie mit drei Söhnen und im Karneval soweit wie möglich sieht er ein Ventil für die hohen beruflichen Anforderungen. Absolute Zuverlässigkeit im Berufsleben wie auch im Karneval hält Claus Frohn für unverzichtbare Eigenschaften.
Bei Rainer Herschel war es interessanterweise der Beruf als Pilot in dem man neben vielen anderen Fähigkeiten auch eine gewisse Coolness und Ausgeglichenheit in manch schwierigen Situationen beweisen muss die ihm die Sicherheit und Souveränität für die unbestritten hohen Anforderungen die man an die Tätigkeit als Prinz im Dreigestirn 2008 stellt gegeben haben. Als gelerntem Zentralheizungs- und Lüftungsbauer war bei Rainer Herschel nach der Lehre und Fachabitur sowie einem Studium der Sicherheitstechnik früh die Neigung zum Fliegen zu erkennen, mit 14 Jahren hatte er erste Kontakte zur Segelfliegerei.
Heute hat Rainer Herschel die Musterberechtigung für die Boing 747, den größten Flugzeugtyp in der zivilen Luftfahrt den er als Flugzeugkapitän für die Carglux fliegt. Die Neigung und Liebe zum Karneval war wie so oft familiär bedingt. Als er an der Hand der Eltern den ersten Karnevalszug bewusst erlebte war es sein über Jahre begleitender fester Wunsch, eimol Prinz zo sin und im Zoch mit ze fahre. Die Großmutter nahm den kleinen Rainer bereits mit 11 Jahren mit auf eine Sitzung… Durch die Begeisterung zum Tanzchor entstand die Verbindung zu der Karnevalsgesellschaft „Seiner Tollität Luftflotte von 1926“ was ihn nicht daran hinderte es auch zum Senator bei den Löstigen Paulanern zu bringen. Er liebt den echten und unverfälschten Karneval, insofern ist er sehr traditionsbewusst und sieht manche Auswüchse heute mit großer Distanz.
Auch Harald Kloiber, 42 Jahre, hat im Karneval eine tolle Karriere hingelegt. Was eher selten ist, Harald Kloiber wurde durch seine Ehefrau in den organisierten Karneval geführt, die ihn bei seiner Tätigkeit nachhaltig unterstützt. Durch seine Freundschaft mit Eric Bock, dem Präsidenten seiner Tollität „Luftflotte“ von 1826 e.V. wurde er schnell in die Gesellschaft integriert. Nachdem er 2004 in die Gesellschaft eintrat wurde er bereits 2008 in das Kölner Dreigestirn gerufen. Als Bauer Harald und Thomas Heinen als Jungfrau waren sie mit Rainer Herschel als Prinz ein Trifolium, welches sehr gut bei den Narren ankam. Da man im Dreigestirn eine sehr gute körperliche Kondition benötigt (schließlich darf man bei fast 400 Auftritten nicht schlapp machen) passt es ganz gut, dass Harald Kloiber kurz vor der Session den Kölner Marathon in einer Zeit von 3:58 absolvierte.
Beruflich ist Harald Kloiber seit 2001 Einkäufer bei Kölns führendem Telekommunikationsanbieter NetCologne als Einkäufer tätig. Nach mehreren erfolgreichen Abschlüssen in verschiedenen Berufen als Kaufmann im Einzelhandel sowie für Marketing und weiteren Studienabschlüssen hat Harald Kloiber auch im Beruf gezeigt, dass Karneval und Beruf nichts Trennendes sein müssen, im Gegenteil. Wenn man natürlich das große Glück hat und ist bei einem Unternehmen beschäftigt, welches wie NetCologne den Kölner Karneval wie nur wenige fördern macht die Verquickung besonders viel Spaß.
Während andere Jungens Indianer und Cowboy spielten war es für Markus Wallpott, den Präsidenten und Kommandanten der Bürgergarde „blau-gold“ sehr früh eine große Freude, die Uniform der Bürgergarde zu tragen, und das mit 5 Jahren. Auch hier müssen die Gene mitgespielt haben, denn auch Klein-Markus musste nicht in die Uniform und in den Karneval gepresst werden. Die ganze Familie Wallpott ist dem Karneval intensiv verbunden, sein Vater Hans war langjähriger Präsident der Bürgergarde „blau-gold“ und hat die Gesellschaft entscheidend geprägt. Markus Wallpott war 1976 Kinderprinz. Was nicht bei allen Gesellschaften so reibungslos gelingt, der Wechsel auf eine neue junge Generation, das kann man in der Person von Hans auf Markus Wallpott als nachhaltig gelungen bezeichnen. Viele neue Veranstaltungen wurden von Markus Wallpott ins Leben gerufen und haben sich durch gesetzt.
Von Beruf ist Markus Wallpott Textileinzelhandelskaufmann und ist als Inhaber eines seit Jahrzehnten gut eingeführten Geschäftes für Herren – und Damenmoden an der Venloer Strasse in Pulheim tätig. Das Modehaus Wallpott bietet all das, was modebewusste Menschen von heute brauchen. Als Selbständiger mit zuverlässigen Mitarbeitern kann Markus Wallpott sich ideal den Verknüpfungen aus Beruf und Leidenschaft widmen.
Last but fast not least haben wir noch einen Kandidaten in unserem Interview-Mix dem der Karneval ebenfalls nachhaltig in die Wiege gelegt wurde. Vom Vater und Großvater die der Zufall in die 1945 gegründete Kölnische Karnevalsgesellschaft führte hat er die leidenschaftliche Beziehung zum traditionellen ursprünglichen Karnevalstreiben geerbt und es intensiv gelebt. Walter Passmann ist wie die vorgenannten Personen ebenfalls ein Vollblutkarnevalist bester Prägung der mit seinen Freunden Claus Frohn und Uli Döres zielstrebig auf ein Lebensziel hin gearbeitet hat, eimol Prinz zo sin, in Kölle am Rhing Das ist zwar ein wenig bei Wicky Junggeburth geklaut, trifft aber ebenso auf Walter Passmann zu, der wie kein anderer es fertig brachte, bei jedem seiner unzähligen Auftritte in seiner Session nicht nur die Narren zu begeistern sondern auch die richtigen Worte in adäquater und angemessener Weise bei den einzelnen Terminen zu finden. Dies
e fast schon perfektionistisch anmutende Vorbereitung auf seine Auftritte mit seinem Dreigestirn ist letztlich Ausdruck einer Symbiose die auch im Berufsleben Gültigkeit hat.
Der diplomierte Kaufmann brachte es in seinen wenigen beruflichen Stationen bei renommierten Firmen bis aktuell zum Prokuristen von Kölns bekanntestem Entsorger von Akten- und Datenvernichtung, die Fa.REISSWOLF Köln GmbH deren Chef Willi Fahnenbruck ebenfalls ein Karnevals-Urgestein ist und Jungfrau 1998 war. In der traurigen Geschichte um das Kölner Stadtarchiv hat sich die Fa. REISSWOLF Köln nicht zuletzt mit Walter Passmann große Verdienste erworben. Auf ungewohnte Situationen professionell zu reagieren zeigt die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
Autor: Eugen Weis