Während mitunter kontrovers in der Politik und den sozialen Netzwerken über das Verhalten der Polizei an Silvester 2016 in Köln und dem “Nafri”-Tweet diskutiert wird, ist die Meinung der Bürger zu diesem Thema sehr eindeutig. 79 Prozent und damit eine große Mehrheit der Deutschen befindet das Vorgehen der Kölner Polizei in der Silvesternacht laut einer Forsa-Befragung als richtig. Die repräsentative Umfrage war von “RTL Aktuell” in Auftrag gegeben worden. Danach waren nur 13 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Polizei nicht angemessen gehandelt habe.
Die Polizei hatte in der Silvesternacht rund tausend junge Männer, vornehmlich aus dem nordafrikanischen Raum, rund um den Kölner Hauptbahnhof abgefangen. Wie es zu den vermutlich massenhaften Verabredungen – trotz der vorher angekündigten scharfen Kontrollen – gekommen ist wird zur Zeit von den Behörden noch geprüft.
Eine Theorie lautet, dass die Männer den deutschen Staat gezielt herausfordern wollten: “Wenn es wirklich so war, dass die Personen hier ganz bewusst hingekommen sind, um den deutschen Staat zu ignorieren oder vorzufüren, dann bedeutet das natürlich auch fürs nächste Jahr, dass wir erhebliche Polizeikräfte brauchen, um reibungslose Silvesterfeiern zu ermöglichen”, so Volker Huß, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) bei RTL.
Die Bundesvorsitzende der Grünen Simone Peter stellte die Frage nach der Verhältnis- und Rechtmäßigkeit, “wenn insgesamt knapp 1.000 Personen alleine aufgrund ihres Aussehens überprüft und teilweise festgesetzt wurden”.
Polizei wegen “Nafri”-Tweet in der Kritik
Zudem verwendete die Polizei Köln in einem Beitrag bei Twitter das Wort “Nafri”. Das Wort stammt aus dem Sprachgebrauch der Polizei. Eine genaue Definition, was damit genau gemeint ist, gibt es aber nicht. Daher rühren auch in gewisser Weise die Verwirrung und Empörung nach dem Tweet der Kölner Polizei.
#PolizeiNRW #Silvester2016 #SicherInKöln: Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft. Infos folgen. https://t.co/VYMQuT6B7u pic.twitter.com/cCVVdRwr9D
— Polizei NRW K (@polizei_nrw_k) 31. Dezember 2016
Auch hier hatte Grünen-Chefin Simone Peter Kritik und sagte der “Rheinischen Post“: “Völlig inakzeptabel ist der Gebrauch von herabwürdigenden Gruppenbezeichnungen wie “Nafris” für Nordafrikaner durch staatliche Organe wie die Polizei.” Für Peter hagelte es nach ihren Äußerungen aus allen Richtungen Kritik, so dass sie ein wenig später wieder zurückruderte. Auch Volker Beck, migrationspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, äußerte sich skeptisch: “Polizeiliche Maßnahmen müssen durch Gefahrenlagen oder das Verhalten einer Person begründet sein, nicht in ihrer Identität.”
Kölns Polizeipräsident entschuldigt sich – hält das Verhalten der Einsatzkräfte aber für richtig
In der Vergangenheit wurde der Begriff “Nafri” von der Polizei verwendet, um “nordafrikanische Intensivtäter” zu beschreiben. Die sogenannte “Nafri-Szene” gehöre zu den Gruppen, die der Polizei Sorgen machten, sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies noch im Dezember der Deutschen Presse-Agentur. Die Kölner Polizei bezeichnet mit dem Begriff Straftäter aus Nordafrika, vor allem aus Algerien und Marokko, die “zwischen 15 und 25 Jahre alt”, häufig bewaffnet und “äußerst aggressiv” seien – so lautet es in einem internen Papier der 2013 gegründeten Kölner Ermittlungsgruppe.
Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies entschuldigte sich bereist mehrfach für die Verwendung des Begriffs “Nafri” in den sozialen Medien, hält die Vorgehensweise der Beamten an Silvester in Köln aber für vollkommen richtig. “Wir hatten Personengruppen, die vergleichbar aggressiv waren, wie bei den Übergriffen Silvester 2015“, sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies am Sonntag bei einer Pressekonferenz. Erneut seien mehrere hundert junge Nordafrikaner in die Domstadt gereist. Dieses Mal schritten die Einsatzkräfte aber konsequent und mit einer “Null-Toleranz-Strategie” ein. Der Polizeipräsident plädierte außerdem dafür die Schutzzonen am Kölner Hauptbahnhof, Kölner Dom und Altstadt für die kommenden Silvester-Veranstaltungen auszuweiten.