Der Deutz-Chor Köln hatte eingeladen – und man traf sich in der Kölner Philharmonie zu einer musikalischen Revue durch die Jahre des bundesdeutschen Wirtschaftswunders. Es wurde zu einem Treffen der Stars.
Allen voran Bill Ramsey, den das Publikum von den ersten Tönen des Evergreens „Souvenirs, Souvenirs“ bis zu den letzten Noten von „What a wonderful World“ nahezu frenetisch feierte. Der Schlagersänger glänzte mit der „Zuckerpuppe“ und „Ohne Krimi ging die Mimi nie ins Bett“. Vor allem aber waren es die Jazz-Nummern, die der 83-Jährige sang, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Ein Star auch Angelina Monti, charmant, bei bester Stimme und voller Sangeslust. Ihr „Quando, quando“, der wunderschöne Song „Brazil“ – die Zuhörer fühlten sich zurückversetzt in die die Zeiten des Wirtschaftswunders, der Milchbars und Petticoats. So schön war die Zeit. Und es war ein wunderschönes Programm, dass Heinz Walter Florin zusammengestellt und arrangiert – und durch das er souverän geleitet hat. Seine Mannen vom Deutz-Chor Köln zeigten sich einmal mehr in stimmlicher Hochform. Herrlich die Interpretation des „Konjunktur Cha Cha“ und des berühmten Kriminaltangos. Und der Nordwestdeutschen Philharmonie hörte man – nicht nur bei ihrem „Solo“ „Ich denke oft an Piroschka“ – die Spielfreude an so ganz anderen Klängen, als sie es sonst gewöhnt ist, förmlich an.
Durch das Programm führte Gisbert Baltes, der mit „Gedanken zur Zeit“, mit Anekdoten und Interviews mit den Stars Wissenswertes und Heiteres vermittelte.
Stars durchweg die anderen Solisten. Freddy Albers, eigentlich Carsten Hesse, der sowohl Hans Albers („Nimm mich mit, Kapitän“) als auch Freddy Quinn („Junge, komm bald wieder“) auf unnachahmliche Weise verkörperte. Glänzend Nicole Mühle, die sich mit „Tiritomba“ und „Oh, mein Papa“ in die Herzen der Zuhörer sang. Überhaupt die Zuhörer bei beiden Konzerten: Oft sangen sie leise mit, oder sie schunkelten teilweise mit bei den Melodien von Karl Berbuer („Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“) und Gerhard Jussenhoven („Große Männer haben kleine Episoden“) – gesungen von Claudia Engels, einem „kölsche Mädche“. Eine kleine Zeitreise führte nach Berlin und Paris. Die Journalistin und Chansonnière Christiane Florin hatte „noch einen Koffer in Berlin“, ließ – nach Hildegard Knef „rote Rosen regnen“. Mit der Piaf stellte sie einfühlsam fest „Non, je ne regrette rien“ und „La vie en rose“. Der Chor träumte wie ganz Paris von der Liebe, sang „Ein Lied aus Paris“ und behauptete voller stimmlichem Stolz „Das hab ich in Paris gelernst“. Und Freddy Albers wusste „Schön, so schön war die Zeit“.
Mit einem faszinierenden und herzerfrischenden Finale, einem Italien-Medley, verabschiedeten sich Chor, Orchester und Solisten von ihrem Publikum. Und das anschließende „Dankeschön, es war bezaubernd…“ galt auch dem Publikum, das seiner Begeisterung mit Standing Ovations zum Ausdruck brachte.