Die UMTS-Lizenzen – zocken um die Handy-Zukunft

Die UMTS-Lizenzen – zocken um die Handy-Zukunft / copyright: Benjamin Child
Die UMTS-Lizenzen – zocken um die Handy-Zukunft
copyright: Benjamin Child

„Zum Ersten, zum Zweiten und…zum Dritten!“ Die Versteigerung der UMTS-Lizenzen brachte dem Staat im Jahr 2000 einen Erlös von knapp 100 Milliarden Mark. Und einige Telekommunikations-Giganten an den Rand des Abgrunds.

„Universal Mobile Telecommunikations System“, kurz UMTS, war der international dritte Mobilfunkstandard, und zugleich ein Versprechen in die Zukunft. Übertragunsraten im Gigabytebereich, Highspeed-Internet und E-Commerce, alles nach dem Motto schneller, höher, weiter. Die Telekommunikationsbranche war elektrisiert, es schien als wäre das Motto ausgerufen: „Wer nicht investiert, verliert!“

Am 17. August war die Bieterschlacht um insgesamt sieben Lizenzpakete beendet. Wobei die beteiligten Unternehmen in der Schlussphase einer 40-minütigen Bieterrunde nicht geizten. Den teuersten Lizenzblock über 2 mal 5 MegaHertz erwarb dabei T-Mobile. 17 Milliarden Euro blätterten die Bonner auf den Tisch. Die müssen erst mal wieder eingespielt werden.

Ein schwieriges Unterfangen, wenn verschiedene negative Faktoren zusammentreffen. Aktienkurse sacken ab wie ein in Treibsand geratener Mensch, weil die Internetblase platzt wie alle 99 Luftballons auf einen Schlag. Außerdem kamen erst 2004 die ersten UMTS-Karten auf den Markt. Die Mitbieter Mobilcom und Quam zogen die Reißleine und gaben ihre Lizenzen zurück, Telekom-Chef Ron Sommer wurde sie quasi entzogen – er musste seinen Chefposten räumen. Na gut, Lizenzentzug hat auch schon 007 über sich ergehen lassen müssen.

Mobil ins Internet – das ging bis 1999 gar nicht, dann wurde das WAP, also das Wireless Application Protocol eingeführt. Mit „sagenhaften“ 9,6 kBit/s ging es ins Internet – für seinerzeit 48 Millionen deutsche Handynutzer ein Unding. UMTS hingegen lockte mit möglichen 384 kBit/s – von WAP zu WARP 8 sozusagen, das Raumschiff Enterprise war da schon wesentlich flotter unterwegs.

Wie auch immer, ein Vielfaches der mickrigen 9,6 kBit/s vor Augen, bauten die Bosse der großen Mobilfunkbetreiber Luftschlösser, eins größer als das andere. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post – heute kurz Bundesnetzagentur – hatte elf mitbietende Unternehmen zugelassen. Vier von ihnen stiegen noch vor Auktionsbeginn aus, sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung.

Die Group 3G, ein Zusammenschluss von Telefónica und Sonera, zahlten 16 Milliarden Mark für eine Lizenz. Die Strategie dahinter: der Mobilanbieter Quam sollte in Deutschland laufen lernen. Doch heißblütige Spanier (Telefónica) und coole Finnen (Sonera) passten wohl nicht so recht zusammen, die mit dem Lizenzerwerb vorgegebenen Parameter bezüglich des Netzausbaus wurden verfehlt, doch Quam kam nie richtig aus den Puschen, geriet für die Eigner zur Qual und – existiert immer noch. Telefónica Deutschland mit Sitz in München gewährt der Quam GmbH Unterschlupf.