Tanz in den bei Mai bei der “Schlagernacht des Jahres” in der LANXESS arena Köln

Tanz in den bei Mai bei der "Schlagernacht des Jahres" in der LANXESS arena Köln copyright: Alex Weis / CityNEWS
Tanz in den bei Mai bei der “Schlagernacht des Jahres” in der LANXESS arena Köln
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Knapp 10.000 Schlagerfans versammelten sich am 30.04.2016 in der Kölner LANXESS arena um ihre Musikidole zu feiern. Vom Veranstalter Semmel-Concerts wurde zur “Schlagernacht des Jahres” das „Who is Who“ der Schlagerszene aufgefahren.

Bereits weit vor 18.00 Uhr öffneten sich die Türen des Kölner Henkelmännchens, wie der Kölner liebevoll die LANXESS arena bezeichnet, und es strömte ein buntes Potpourri an Besuchern in das weite Oval von Deutschlands größter Veranstaltungshalle. Hier die mit lustigen Blinke-Hüten verkleidete Frauengruppe aus der ländlichen Region Kölns, dort die feschen Jungs (in bierseliger Feierlaune) in Tracht, das sich gegenseitig stützende, rüstige Rentnerpaar mischte sich mit dem quirligen Junggesellinnenabschied und zahlreiche (teils auch sehr junge) Cliquen, die einfach mal abseits von den Kölner Ringen und Szene-Clubs abtanzen wollten. Eine „gesunde“ und vielfältige Mischung, die sich dort in Köln-Deutz traf, um die „Schlagernacht des Jahres“ zelebrieren zu wollen. Und Schlager ist angesagter denn je. Gleich fünf Alben deutschsprachiger Schlager-Sternchen tummeln sich in den offiziellen Top 20 der Deutschen Albumcharts.

Isabel Varell copyright: Alex Weis / CityNEWS
Isabel Varell
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Punkt 18.00 Uhr wurde es dann laut. Als ob die Besucher genau auf diesen Moment gewartet hätten. Moderatorin Isabel Varell trat im schicken dunkelblauen Hosenanzug auf die Bühne, begrüßte das Publikum und hatte direkt einen Knaller im Gepäck.

Die Schlagerkönigin gibt sich die Ehre

Andrea Berg copyright: Alex Weis / CityNEWS
Andrea Berg
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Andrea Berg – gerade auf Nummer 1 der deutschen Albumcharts mit „Seelenbeben“ – sollte der Eisbrecher, also der erste Act des Abends auf der Bühne sein. Gerade am Flughafen Köln Bonn gelandet, wartete dort ihr Flieger zum direkten Weiterflug nach Hof. Denn im Anschluss an den Auftritt bei der Kölner Schlagernacht darf die Schlagerkönigin bei der Eurovisions-Fernseh-Show „Willkommen bei Carmen Nebel“ (im ZDF und ORF) in der Freiheitshalle in Hof auftreten. Gekonnt professionell bot Andrea Berg ein Best Of ihrer beliebtesten Songs und riss das Publikum zu den ersten Tönen mit sich. Und dass, das Kölner Publikum – sagen wir einmal „besonders“ ist –, merkte die bauchfrei und barfuß auftretende Künstlerin bald. „Kölle du bes e Jeföhl und mein Himmel auf Erden“, so Andrea Berg. Und sie bekam nicht genug. „Eigentlich müsste ich jetzt gehen, aber die können mich am Arsch lecken. Ich geh hier noch nicht weg!“. Knapp 30 Minuten später und einer kölschen Zugabe mit dem Hit der kölschen Erfolgsband HÖHNER „Viva Colonia“ war sie dann aber bereits auf dem Weg nach Köln-Porz zum dortigen Flughafen.

Mitch Keller copyright: Alex Weis / CityNEWS
Mitch Keller
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Nach diesem fulminanten Opening hatte es der folgende Künstler nicht ganz einfach. Mitch Keller („7 Leben“) durfte ran. Der Sänger und Songwriter wuchs in Berlin und Bremen auf und macht seit er denken kann Musik. Es dürfte sehr schwierig werden, einen Künstler in der Schlager-Branche zu finden, für den Mitch Keller nicht bereits an dessen Produktion mitgewirkt hat. Andreas Gabalier, Andrea Berg, Beatrice Egli, Brunner und Brunner, Matthias Reim und Nik P. sind nur einige wenige Beispiele. Diese Erfahrungen kamen ihm auch bei seinem Auftritt zu Gute. Die Schlagerfans zeigten sich „mitsing“-bereit, auch wenn nicht alle Lieder dem Publikum geläufig waren.

Sinnbefreiter Partymodus

Mickie Krause copyright: Alex Weis / CityNEWS
Mickie Krause
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Sehr viel einfacher hatte es da Mickie Krause, der um kurz vor 19 Uhr die Bühne mit wummernden Bässen betrat. Mit den ersten Gesangszeilen verbreitete sich auf der Kölner Schäl Sick (also die vom Kölner Dom gegenüberliegende Rheinseite, wo sich auch die LANXESS arena befindet) Ballermann 6-Feeling. Bei so sinnbefreiten Textzeilen wie „Biste braun, kriegste Fraun“, „Finger im Po Mexiko“ oder „Geh mal Bier hol´n, du wirst schon wieder hässlich“ konnten die Gehirne getrost abgeschaltet und auf Partymodus umgestellt werden. Und das Publikum liebte es! Der ein oder andere verstörte Blick der Fraktion Ü-60 kreuzte sich mit zuprostenden und gröhlenden Halbstarken – aber alles in allem ein Auftritt der unter der Rubrik „Einfach Abfeiern“ laufen würde.

Achim Petry copyright: Alex Weis / CityNEWS
Achim Petry
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Ein Heimspiel feierte der nächste Künstler. Der 41-jährige Achim Petry („Wo willst du hin“) trägt einen großen Nachnamen, wenn es nach den Fans geht. Wolfgang „Wolle“ Petry ist auch der Titelgeber für die meisten Songs, die sein Sohn jetzt zum großen Teil auf der Bühne präsentiert. „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen“ oder den Hit „Wahnsinn (Hölle, Hölle, Hölle)“ kann wohl jede halbwegs schlager-affine Person lauthals mitsingen.

Der in Köln-Klettenberg aufgewachsene Spross von freundschaftsbändchen-behangenden Wolfgang Petry war vor dem Auftritt „tierisch nervös“, wie er seine Fans über seine Facebook-Seite wissen ließ. Pluspunkte sammelte er vor den lokal-angereisten Fans mit seinen Ansagen vor und zwischen Songs, die er allesamt auf Kölsch hielt.

Auf “Wolke 7” in die Pause

Venessa Mai copyright: Alex Weis / CityNEWS
Vanessa Mai
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Auf Vanessa Mais Himmel strahlt die Sonne derzeit wolkenfrei. Am 15. April veröffentlichte sie ihr neues Album „Für Dich“, das in den Mediacontrol-Charts unter die Top 5 der Albumcharts sprang –  Platz 4 in den Österreichischen, Platz 6 in den Schweizer Charts – und jetzt als Krönung eine Nummer-1-Platzierung in den Airplay-Charts! Und als wollte die noch junge Künstlerin (23!) dem Ganzen einen draufsetzen, läuft sie (neben Pop-Titan Dieter Bohlen, Techno-Guru H.P. Baxxter und ebenfalls Schlagersängerin Michelle – zu ihr noch einmal etwas später) wöchentlich als Jury-Mitglied der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ über die heimischen Bildschirme. Kein Wunder also, dass sie in der LANXESS arena frenetisch empfangen wurde. Auch ihr erst am 29. April veröffentlichter Song „Ich sterb für Dich“ war den meisten Anwesenden bereits mehr als nur ein Refrain im Kopf. Nahezu auswendig sang das Publikum Zeile für Zeile mit. Nachdem Vanessa Mai ihr Repertoire abgeliefert hatte, wollten die Zuschauer mehr. Nach lauten „Zugabe!“-Rufen gab die Sängerin freudestrahlend noch einmal ihren Hit „Wolke 7“ zum Besten und zog ein Fazit: „Köln – das war verrückt!“.

Roland Kaiser copyright: Alex Weis / CItyNEWS
Roland Kaiser
copyright: Alex Weis / CItyNEWS

Als letzten Act vor der Pause hatten sich die Veranstalter einen Grandseigneur des Schlagers aufgehoben. Kaisermania war angesagt. Mit den ersten Tönen von „Warum hast du nicht Nein gesagt“ Schritt Roland Kaiser durch einen goldenen Vorhang. Nichts ist mehr von seiner schweren Krankheit zu sehen (2010 wurde Roland Kaiser eine Lunge auf Grund seiner Erkrankung an COPD transplantiert). Und auch seine Evergreens wie „Santa Maria“ haben immer noch die gleiche Kraft wie damals. Die Hits wurden durch einen tausendfachen Chor durch die Veranstaltungshalle nahezu „getragen“, ehe es um 20:45 Uhr in eine knapp halbstündige Pause ging.

Hit auf Hit in der zweiten Hälfte

Christin Stark copyright: Alex Weis / CityNEWS
Christin Stark
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Frisch gestärkt ging es nun die zweite Hälfte der Veranstaltung. Den Auftakt machte das junge Küken Christin Stark (26). Mit ihrem Album „Hier“ setzt sie ein deutliches Statement: Ein Statement zu dem steinigen Weg eines Newcomers, ein Statement zu ihren Gefühlen, ein Statement, musikalische Grenzen zu überschreiten, ein Statement, das jung auch reif klingen kann, ein Statement, dass nur Gefühltes und Erlebtes überzeugend den Hörer erreicht. Ihre Musik ist ein wunderschönes Beispiel dafür, wie moderner Schlager 2016 zu klingen hat. Und wem an dem Abend der eine oder andere Ton bekannter vorkommt, Matthias Reim ist Mitproduzent der Musik der Schlager-Newcomerin und ihr neuer Lebenspartner.

Jürgen Drews copyright: Alex Weis / CityNEWS
Jürgen Drews
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Ein „alter Hase“ erfreute nun nach dem jungen Küken die Schlagerfans. Mit blauen Anzug und Banjo trat Jürgen Drews auf den Balkon, der sich mittig der Bühne befand. Und ein Jürgen Drews weiß, was seine Fans wollen.  Er gilt als Urgestein der deutschen Popmusik. Wie nur wenige prägt der „König von Mallorca“ schon über Jahrzehnte das Pop- und Schlagergenre. Die Erfolgsgeschichte des deutschsprachigen Schlagers ist mit der Karriere des Sängers, Komponisten und Produzenten Jürgen Drews eng verbunden. In diesem Jahr wurde der gutaussehende Kultstar unglaubliche 70 Jahre alt. Dabei ist er nicht nur im Herzen jung geblieben, auch äußerlich sind dem agilen Sänger mindestens zwei Dekaden nicht anzusehen. Er flitzt über die Bühne, macht Halt am Steg, der in das Publikum ragt, fordert zum Mitsingen auf, schüttelt mehrfach ungläubig über die stimmgewaltigen Besucher den Kopf und setzt mit jedem weiteren Song erneut da an, wo der letzte Song endete. Als dann auch noch Frauenoberkleidung auf der Bühne landet tobt der Mob. Da stört es auch die Moderatorin Isabel Varell nicht, dass Onkel Jürgen ein wenig seine eigentlich eingeplante Bühnenzeit überzieht. Warum auch? Dem Publikum gefällt was es bekommt! Besonders gefallen hat es auch Achim Petry, der mit dem Nachwuchs ganz nah am Bühnenrand der Musik von Jürgen Drews lauschte.

Kleine Frau ganz groß

Michelle copyright: Alex Weis / CityNEWS
Michelle
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Sie war ja nie weg, aber jetzt ist sie wieder so präsent – glamouröser geht es kaum: Michelle, der unumschränkte Star des deutschen Schlagerpop. Es hat Höhen und Tiefen auf ihrem Weg gegeben, vor allem aber, so sagt sie, eine „Straße der Erfolge, die ihr Balance gegeben hat“. Michelle, wie sie auf der Bühne für ihr Publikum und für ihre Fans heißt und bürgerlich eigentlich Tanja Hewer, lebt seit 25 Jahren einen Traum, wie sie selbst sagt. Und, dass sie diesen Traum mit jeder Faser ihres durchtrainierten Körpers genießt, ist bis auf den letzten Sitzplatz am Ende der LANXESS arena zu spüren. Jede Bewegung ist nahezu perfekt choreographiert, jeder Ton sitzt haargenau im Trommelfell der Zuhörer. Ob Ballade (§Wer Liebe lebt”) oder schneller Pop (“Paris”) – das Gesamtpaket der Künstlerin stimmt.

So wundert es auch kaum, dass der emotionale Höhepunkt des Abends auf ihrer Seite ist: Als Zugabe holte die 156 cm kleine Michelle ihre Tochter auf die Bühne für ein ganz großes Gänsehaut-Duett, was in begeisterten Beifall der Fans endet. Und der Erfolg zeichnet sich nicht nur durch den Applaus aus: Ihr aktuelles Album „Ich würd´ es wieder tun“ steht auf Platz 15 der deutschen Albumcharts.

Matthias Reim copyright: Alex Weis / CityNEWS
Matthias Reim
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Über den folgenden Künstler braucht man eigentlich keine großen Worte verlieren. Seinen ersten – und größten – Hit landete er 1990. Die Single wurde weltweit 2,5 Millionen Mal verkauft und stand insgesamt 16 Wochen lang auf Platz 1 der deutschen Musikcharts. Seit 1971 stand keine Single ohne Unterbrechung länger auf Platz 1. Die Rede ist von „Verdammt ich lieb dich“ und Matthias Reim. 2015 sollte Reims Jubiläumsjahr werden – 25 Jahre nach seinem bahnbrechenden Erfolg mussten krankheitsbedingt jedoch viele Konzerte sowie eine Albumveröffentlichung und DVD-Aufzeichnung abgesagt und in das Jahr 2016 verschoben werden. Passender könnte sein neues Album „Phoenix“ nicht lauten. Reims Leben gleicht einem Auf und Ab – wobei er jetzt definitiv im Aufwind ist. Nicht besser hätte es der Show-Produzent planen können: Ein Duett der Ex-Partner. Michelle und Matthias Reim performen gemeinsam den Hit „Idiot“. Die Fans sind aus dem Häuschen …

Kreischende Hausfrauen in Ekstase

Howard Carpendale copyright: Alex Weis
Howard Carpendale
copyright: Alex Weis

Und wo die Besucher schon gerade in Ekstase sind, ist der kommende Künstler prädestiniert für weitere AHA-Momente. Wer kreischende Teenies bei Justin Bieber Konzerten kennt, wer schon immer einmal sonst eher gemütliche Hausfrauen beim Ausrasten zusehen wollte, der war jetzt genau am richtigen Ort. Howard Carpendale gab sich die Ehre. Viele seiner Songs sind längst Dauerbrenner („Ti Amo“, „Hello Again“) und er steht seit Jahrzehnten auf den ganz großen Bühnen. Mit mittlerweile 70 Jahren kann Sänger und Entertainer Howard Carpendale stolz auf seine 50-jährige Musikkarriere zurückblicken. Ausverkaufte Tourneen, herausragende Chart-Erfolge und über 25 Millionen verkaufte Tonträger kennzeichnen seine Karriere, die 2003 durch einen Rücktritt (kurioserweise genau am selben Ort – in der Kölner LANXESS arena) nur unterbrochen wurde. 2007 feierte Howard Carpendale sein umjubeltes Comeback und hat für seine Fans bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt. Howie steht nicht still und das ist das, was ihn ausmacht und was die Fans auch an diesem Abend in vollen Zügen genießen.

Knapp 10.000 Schlagerfans versammelten sich am 30.04.2016 in der Kölner LANXESS arena um ihre Musikidole zu feiern. copyright: Alex Weis / CityNEWS
Knapp 10.000 Schlagerfans versammelten sich am 30.04.2016 in der Kölner LANXESS arena um ihre Musikidole zu feiern.
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Der Abend neigt sich langsam dem Ende entgegen. Und doch haben die Macher der Show noch zwei Asse im Ärmel. Unzählige Hits wie „Die berühmten drei Worte“, „Adios amor“, „Die Fischer von San Juan“, „Arrivederci Claire“ und „San Amore“ sind der Soundtrack einer einmaligen musikalischen Karriere, die Andy Borg als personifizierten Evergreen auf den europäischen Musikbühnen auszeichnen. Schlagfertig, wortgewitzt und in den seltensten Fällen um eine Antwort verlegen, tritt er vor das Publikum – und man merkt, dass Andy Borg jemand ist, der die Nähe zu seinem Publikum sucht und den sein Publikum liebt.

Der krönende Abschluss war in Köln Andreas Martin vorbehalten. Mit seinen 80er-Hits wie „Amore Mio“ oder seinem bisher größten Erfolg „Du bist alles (Maria, Maria)“ wusste der Sänger dem Publikum um kurz vor Mitternacht noch einmal richtig einzuheizen. Überall bildeten sich kleine Grüppchen und Tanzpaare legten zu Discofox eine heiße Sohle auf dem mittlerweile von den Getränken klebenden Hallenboden.

Fazit: Das war eine wahre Schlagerschlacht! Man kann von Schlagermusik halten was man will, aber selten haben so friedlich und ausgelassen tausende von Besuchern zusammen einen Abend verbracht und gemeinsam gefeiert, gesungen und getanzt ohne dass es Probleme gab!


Weitere Infos und die Termine der “Schlagernacht des Jahres” unter:

www.schlagernacht.de