Es erinnerte an ein großes Klassentreffen nach Jahren. Per Gessle und Marie Fredriksson haben in die Kölner Lanxess arena zu ihren Deutschland-Auftakt der “XXX – The 30th Anniversary Tour” geladen und etwa 9.000 Fans strömten ins Henkelmännchen. Dabei setze das Duo auf Altbekanntes und lud zu einer Reise in die 80er und 90er ein.
Als die ersten Töne von „Sleeping in my car“ ertönten hielt es die – meist alteingesessenen – Fans nicht mehr auf den Plätzen. Lauthals wurde jede Zeile mitgesungen und die beiden Schweden wirkten sichtlich begeistert – nahezu berührt. Marie Fredriksson kam im weißen Hosenanzug mit Krawatte und den gewohnten kurzen blonden Haaren, Per Gessle hatte sich für ein schwarzes Outfit entschieden. Er spurtet über die Bühne, winkt den Fans zu und spielte in gewohnt und gekonnter Manier seine Gitarre. Seine Stimme klingt kraftvoll wie man sie von den zahllosen Hits kennt. Erneuter Jubel brandet auf, als er die Zuschauer in Englisch begrüßt: „Es ist wundervoll nach vier Jahren wieder hier zu sein. Hallo Köln!“
Marie Frediksson wirkt dagegen leider angeschlagen und nicht völlig fit. Anfang 2002 wurde bei ihr ein Gehirntumor diagnostiziert, der für die Band damals eine radikale Pause erzwang. Seit 2008 soll sie restlos genesen sein. Diesen Eindruck machte Marie jedoch nicht. So musste ihr zum Anfang des Konzerts auf die Bühne geholfen werden. Dort saß sie beim kompletten Gig auf einem Stuhl, gestützt von einem Stock. Die meisten Songs sang sie „tapfer“ und voller Freude – jedoch brach ihre sonst glasklare Stimme bei einigen Liedern weg, sie konnte die hohen Töne nicht halten, sang einige Strophen gar nicht oder einfach „Lalala“ und bekam immer wieder Unterstützung durch die wirklich fabelhafte Background-Sängerin und die Fans.
Ein “Best of”-Konzertabend von Hit zu Hit
Dies trübte die Stimmung jedoch kein bisschen! Immer wieder wurden die Fans animiert zum Mitsingen und Klatschen. Der Kölner Chor ließ sich nicht zweimal bitten und trällerte aus voller Seele mit, zündete Feuerzeuge und Wunderkerzen an und schwang bunte Knicklichter im Takt der Musik. Dazu mischten sich im Innenraum tanzende Gruppen, die gemeinsam ein Revival der größten Hits von Roxette zelebrierten: Von “Joyride” über “Dressed for success”, “Dangerous” bis hin zu “How do you do”. Zwischendurch spielte der Gitarrist „Viva Colonia“ was für Szenenapplaus und Karnevalsstimmung sorgte – hier konnten auch die mitgereisten Konzertbegleiter zeigen was sie drauf haben.
Für absolute Gänsehautstimmung sorgte die nahezu nur vom Publikum gesungene Ballade „Spending my time“ – das sorgte sogar für Sprachlosigkeit bei der Band. Und als Marie mit zerbrechlicher Stimme „Watercolours in the rain“ interpretiert (dabei wird sie nur von einem Keyboard begleitet) liegen sich die Besucher in den Armen und ein wenig Melancholie kommt auf.
Der knapp zweistündige Konzertabend endete mit den Zugaben von “Listen to you heart” und “The Look”. Hier gaben die Besucher noch einmal alles. Jede Zeile der Songs wurde auswendig vom Publikum dem Pop-Duo souffliert, während im Hintergrund der Bühne, auf ausfaltbaren übergroßen Rollos, in lebensgroßen Buchstaben „Roxette“ prangte. Dieses Bild musste festgehalten werden, so dass zahllose Smartphones gezückt wurden und die Lanxess arena in ein spektakuläres Handy-Blitzlicht-Meer getaucht wurde.
Marie und Per verabschiedeten sich mit minutenlang Beifall und nach einem letzten Winken in das große Rund der Veranstaltungshalle war der Zauber aus den 80er und 90er wieder vorbei und die Massen zogen gutgelaunt, ein wenig melancholisch berührt und mit einem letzten Gedanken an die wohl noch nicht völlig genesene Marie in das nächtliche Köln.
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