Mit drei kleinen Kugeln zum Erfolg – Neue Trendsportart hat schon 20.000 Anhänger

Crossboccia-Erfinder Timo Beelow posiert zusammen mit den weichen Lederbällen, die man so nah wie möglich an die Zielkugel heranzubringen muss. / copyright: Hermann J. Knippertz / dapd
Crossboccia-Erfinder Timo Beelow posiert zusammen mit den weichen Lederbällen, die man so nah wie möglich an die Zielkugel heranzubringen muss.
copyright: Hermann J. Knippertz / dapd

Timo Beelow aus Wuppertal erfand die neue Trendsportart Crossboccia. Die Idee kam beim Spielen: “Das würde sogar Spaß machen, wenn man die Kugeln besser kontrollieren könnte”, dachte sich Timo Beelow, als er das erste Mal mit seinen Freunden Boccia spielte.

Gefunden hatte er die Kugeln irgendwo bei Freunden auf dem Dachboden. “Wir haben es dann aus Jux einfach mal ausprobiert”, erzählt der 28 Jahre alte Wuppertaler. Doch auf dem harten Untergrund der Straße rollten die Kugeln ständig weg. “Das kann man besser machen”, überlegten sich Beelow und sein Freund Wojtek Nawrot. Also setzten sie sich zusammen, tüftelten ein bisschen – und erfunden war Crossboccia, eine neue Trendsportart, die europaweit bereits mehr als 20.000 Spieler begeistert.

Die wichtigste Neuerung im Vergleich zum klassischen Boccia: Die Kugeln beim Crossboccia sind weich, sehr strapazierfähig und bleiben dadurch auf nahezu jedem Untergrund liegen. “Crossboccia ist eindeutig ein urbanes Spiel. Man kann es perfekt in verwinkelten Gassen, auf Treppen oder Zuhause im Wohnzimmer spielen”, sagt Beelow. Am ursprünglichen Spielprinzip hat sich so gut wie nichts geändert. Wer mit einer seiner drei Kugeln dem Spielball am nächsten kommt, gewinnt die Runde. “Crossboccia spricht eigentlich jeden an. Egal wie fit oder wie alt man ist – jeder hat schnell sein Erfolgserlebnis”, versucht Beelow zu erklären, für wen das Spiel eigentlich gedacht ist.

 Zwei Jahre bis zur Marktreife

Doch bis Crossboccia von der reinen Idee im Sommer 2007 schließlich marktreif war, verging einige Zeit. “Wir haben viel getestet, verschiedene Materialien ausprobiert”, sagt Timo Beelow. Zwei Jahre später war es dann soweit, die ersten Crossboccia-Bälle wurden verkauft – und fanden auch rasch Abnehmer. “Ehrlich gesagt waren wir anfangs selbst überrascht von dem Erfolg des Spiels”, sagt Beelow, der seither etwa 60 bis 70 Arbeitsstunden pro Woche in das Projekt steckt. Und obwohl er gerade eigentlich seine Diplomarbeit schreibt, hat er mit seinem Geschäftspartner längst eine eigene Firma gegründet und ist auf Messen und anderen Events präsent.

Zumindest ein bisschen Glück muss allerdings dabei gewesen sein, erklärt Volker Schmid, Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwaren Industrie (DVSI). “Es ist sehr, sehr schwer, am Markt ein neues Spiel zu etablieren, denn die Auswahl an Angeboten ist jetzt bereits riesig.” Allein auf der letzten Spielemesse Toy Fair in Nürnberg wurden mehr als 70.000 Neuheiten präsentiert. “Da fällt es den Verlagen und Händlern oft schwer, den Überblick zu behalten”, sagt Schmid und nennt ein bekanntes Beispiel für eine schwerwiegende Fehlentscheidung. “Klaus Teuber ist damals mit seinem Spiel ‘Die Siedler’ bei Ravensburger gescheitert und zum Spieleverlag Kosmos gegangen. Und heute ist sein Spiel das erfolgreichste der letzten 30 Jahre.”

Zumindest ein Fakt spielt dann aber doch eindeutig Timo Beelow in die Karten: Deutschland ist Spieleweltmeister. “Gemessen am Umsatz wird in keinem anderen Land der Welt so viel gespielt”, erklärt Schmid.

Weltmeisterschaften geplant

Mittlerweile kann Beelow von seiner Erfindung sogar leben. “Wir verkaufen die Spielgeräte, veranstalten Meisterschaften und planen gerade die erste Weltmeisterschaft für den Sommer dieses Jahres”, berichtet er. Wichtig ist es für ihn dabei, nicht stehen zu bleiben und sich ständig weiterzuentwickeln. Aus diesem Grund bieten er und sein Geschäftspartner seit kurzem auch Workshops an Schulen und für Vereine oder Firmen an. “Manchmal frage ich mich auch, wie das alles gekommen ist”, gibt er zu. “Ich schätze, es liegt einfach daran, dass man unglaublich viel Zeit und Arbeit in eine Sache investiert, wenn man an sie glaubt.” Und noch wichtiger als das Geld ist für ihn der Spaß, den ihm die ganze Sache macht. “Ich freue mich immer, wenn wir auf einer Messe sind und jemandem das Spiel erklären wollen, und der sagt dann nur: Gib mir einfach die Bälle, ich weiß schon, wie das funktioniert”, sagt Beelow und grinst.

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Autor: Redaktion/ dapd