In Deutschland hergestellte Küchenmöbel sollen benutzerfreundlicher werden. Dafür löst ab Herbst die Ellbogenhöhe die Körpergröße als Leitmaß für die körpergerechte Küchenplanung ab.
Wie Roland Hagenbucher von der Arbeitsgemeinschaft «Die Moderne Küche e.V.» (AMK) am Montag in Köln sagte, ergab eine vom Branchenverband in Auftrag gegebene Ergonomiestudie neue Erkenntnisse über die ideale Arbeitshöhe in der Küche. «Sie liegt etwa 10 bis 15 Zentimeter unter der Ellenbogenhöhe des Nutzers und ermöglicht so ein Rücken schonendes Arbeiten», erläuterte Hagenbucher. Eine Toleranz von fünf Zentimetern nach oben oder unten komme dem Umstand entgegen, dass die Küche von mehreren Personen genutzt werde, und beeinträchtigte den Arbeitskomfort des Einzelnen nicht.
Der Verband erinnert daran, dass rund ein Drittel der Bundesbürger über Rückenprobleme klagt. Die Bandbreite der Küchenarbeit könne mit einem Steh-Sitz-Arbeitsplatz in einer Werkstatt verglichen werden.
Küchenindustrie mit Umsatzplus
Dabei lasse sich die ideale Arbeitshöhe ohne weiteres mit Standard-Küchenmöbeln umsetzen, sagte der Sprecher. Allerdings sollten die verschiedenen Arbeitsbereiche ja nach Bedarf unterschiedliche Höhen haben. So könne das Kochfeld tiefer angesetzt werden, weil hier der Topfrand die eigentliche Arbeitshöhe bildet. Anders sieht es beim Waschbecken aus. Es sollte höher angesetzt werden, weil hier im Grunde der Spülenboden die Basisfläche für die Arbeit bildet.
In den kommenden Monaten wird der Fachhandel mit einfachen, aber zuverlässigen manuellen Geräten zum problemlosen Ermitteln der Ellenbogenhöhe ausgestattet. Die Branche erhofft sich davon einen weiteren Impuls für die Neuanschaffung einer Küche.
Deutschlands Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-Einbaugeräten, Spülen und Zubehör kamen nach eigenen Angaben verhältnismäßig gut durch die Wirtschaftskrise. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von 9,1 Milliarden Euro, ein Plus von 4,7 Prozent, wie Hagenbucher sagte. Der Exportanteil beträgt knapp 40 Prozent. Angesichts der demografischen Entwicklung und der nachlassenden Bautätigkeit in Deutschland sehen die Hersteller ihr Wachstumspotenzial vor allem auf dem internationalen Markt. So wachse der Markt in China zweistellig.
Zehn Millionen Küchen sind älter als 15 Jahre
«Im Inland fokussieren die Hersteller den Ersatzbedarf», sagte der Branchensprecher und verhehlte nicht, dass ihm der Blick in die Statistik derzeit wenig Freude bereitet. In Deutschland mit seinen 40 Millionen Haushalten sind bereits 10 Millionen Küchen älter als 15 Jahre: «An ihnen sind viele Jahre Fortschritt und Entwicklung spurlos vorüber gegangen.»
Das gelte insbesondere für den Bereich des Energieverbrauchs, bei dem in den vergangenen 15 Jahren spektakuläre Einsparungen möglich gemacht wurden. Generell seien die Aussichten für die Branche aber gut: «Die Küche schickt sich an, das Auto als Statussymbol abzulösen.»
Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de