Wenn der Kreislauf schlappmacht – Schnelles Gehen und kaltes Wasser sorgen für Schwung

Wechselduschen, Bewegung und viel Trinken sind altbewährte Mittel gegen Kreislaufbescwerden / copyright: Rainer Sturm / pixelio.de
Wechselduschen, Bewegung und viel Trinken sind altbewährte Mittel gegen Kreislaufbescwerden
copyright: Rainer Sturm / pixelio.de

Für Heinz Jarmatz wird Statistik jeden Tag erlebte Wirklichkeit. Etwa jeder siebte Patient, der den Facharzt für Allgemeinmedizin aufsucht, kommt wegen Kreislaufproblemen. Wer auf solche Beschwerden dauerhaft nicht reagiert, riskiert möglicherweise schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen: Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems gehören nach Angaben des Statistischen Bundesamts zu den häufigsten Todesursachen.

Dabei sendet der Körper eigentlich viele Warnsignale aus: “Die Patienten klagen über Schwindel, Herzklopfen bis zum Hals, Kopfdruck und darüber, dass ihnen die Luft knapp wird”, sagt Jarmatz, der in Barendorf im Kreis Lüneburg eine Praxis betreibt. Er kläre in solchen Fällen erst einmal ab, ob eine schwere Erkrankung dahinter steckt. Dazu messe er den Blutdruck, höre Herz und Lunge ab, schließe eine Verengung der Bronchien aus und untersuche die Halsschlagader, erklärt der Mediziner.

Doch oft leiden die Patienten, die in seine Praxis kommen, an Beschwerden, die mit einem gesundheitsbewussteren Lebensstil gemindert oder sogar verhindert werden könnten: “Die Hauptursachen für Kreislaufprobleme sind Übergewicht, fehlende Kondition und körperliche Reaktionen auf Wetter, Belastungen und Stress”, sagt Jarmatz.

Ausdauertraining hilft dem Kreislauf längerfristig

Wer drei Treppen steige und dann den Puls bis zum Hals spüre, habe Kreislaufprobleme und sollte etwas dagegen tun, betont der erfahrene Allgemeinmediziner. Er empfiehlt seinen Patienten in solchen Fällen Ausdauertraining, um die Regulationsfähigkeit von Herz und Lunge zu verbessern. Dafür müsse man weder die Laufschuhe anziehen noch sich aufs Fahrrad schwingen. “Schnelles Gehen reicht vollkommen – dazu braucht man keinen großen Sportplatz.” Jarmatz rät, mit zwei mal dreißig Minuten pro Woche anzufangen.

Doch alle Ratschläge helfen nicht, wenn die Disziplin auf Dauer fehlt. “Die meisten wissen ja, dass Bewegung der richtige Rat ist”, sagt Heinz Jarmatz. Aber die Umsetzung – vor allem die dauerhafte – fällt offenbar schwer. Nur ein kleiner Teil der Patienten schaffe es, auch dann mit dem Training weiterzumachen, wenn die Beschwerden nachlassen.

Bei niedrigem Blutdruck kneippen

Ein Grund für akute Kreislaufprobleme könne auch ein zu niedriger Blutdruck sein, gegen den man selbst sofort etwas tun kann. Normal sei für einen Erwachsenen ein Blutdruck von etwa 120 bis 135 zu 80 bis 85, für einen Jugendlichen 110 zu 70 und für über 50-Jährige etwa 140 bis 145 zu 85, sagt Jarmatz. Vor allem junge Frauen hätten während der Regelblutung einen niedrigeren Blutdruck. “Kein Frühstück gegessen, zu wenig geschlafen oder zu viel Alkohol getrunken – auch das sind häufig Ursachen für leichten Schwindel und Unwohlsein”, sagt Jarmatz. In solchen Fällen könne man zum Beispiel mit bewährten Kneipp-Therapien gegensteuern: Kaltes Wasser über die Unterarme laufen lassen, oder auch Gesicht und Hals mit kaltem Wasser erfrischen.

Mit anregenden Substanzen wie Koffein und Teein, die auf die Nerven wirken, solle man eher zurückhaltend sein, meint Heinz Jarmatz. Er rät, stattdessen “prickelndes Mineralwasser” zu trinken. Das wirke auch erfrischend. Auch Weißdorn-Tropfen, die nach Herstellerangaben die Herz-Kreislauf-Funktionen unterstützen sollen, empfiehlt der Allgemeinmediziner nicht: Um kurzfristig den Kreislauf anzukurbeln, wirke dieses Präparat zu langsam. Der Kardiologe Professor Dietrich Baumgart von der Essener Diagnoseklinik Preventicum hat dagegen nichts gegen Kaffee einzuwenden, wenn er hilft, aus einem morgendlichen Kreislauftief herauszukommen.

Viel trinken und Blutdruck messen

Bei sehr niedrigem Blutdruck, also etwa 100 zu 60, seien kurzfristig auch Medikamente geeignet, die blutdrucksteigernd wirken, sagt Baumgart. Sogenannte tonisierende Präparate verstärkten die Spannung in den Gefäßen und erhöhten dadurch den Blutdruck. Auf Dauer helfen aus Sicht des Herz-Kreislauf-Spezialisten Wechselbäder, Bewegung und viel trinken – das heißt zwei bis drei Liter pro Tag. “Die meisten trinken viel zu wenig – auch das verursacht Kreislaufprobleme.”

Der Präventionsmediziner empfiehlt zudem, regelmäßig selbst Puls und Blutdruck zu kontrollieren, einmal morgens und einmal abends, und die Mess-Ergebnisse zum Arztbesuch mitzunehmen. Denn die subjektive Wahrnehmung trüge oft. “Patienten mit niedrigem Blutdruck klagen darüber, dass sie sich schlapp, müde und antriebslos fühlen. Aber diese Symptome können auch auftreten, wenn der Blutdruck dauerhaft zu hoch ist”, sagt der Kardiologe. Und dies berge die Gefahr eines Schlaganfalls oder Herzinfarktes.

Wer genau wissen will, wie gut sein Blut noch durch den Körper strömt, kann das mittels einer Magnetresonanztomographie feststellen lassen: Damit werden Ablagerungen, Engstellen und Ausweitungen im Gefäßsystem deutlich sichtbar und auch für Laien verständlich, erklärt Dietrich Baumgart. “Das hat auch erzieherische Wirkung.” Manch einer fange dann an, in seinem Leben etwas zu verändern.

Autor: Redaktion/ dapd