Die Trends der photokina 2014 in Köln: Die Zukunft der Fotografie schon heute erleben

Die photokina findet vom 16. – 21. September 2014 in Köln statt. / copyright: Koelnmesse
Die photokina findet vom 16. – 21. September 2014 in Köln statt.
copyright: Koelnmesse

Wer sich ein Bild von der Zukunft der Fotografie machen will, pilgert alle zwei Jahre gemeinsam mit Branchenexperten aus aller Welt zur photokina nach Köln. Auch in diesem Jahr wird die Leitmesse der World of Imaging vom ihren Besuchern wieder einen umfassenden Ausblick auf die Bilderwelten von morgen vermitteln.

Kaum ein Medium entwickelt sich so rasant und verändert die Kommunikation der Menschen so umwälzend wie die in diesem Jahr 175 Jahre jung gewordene Fotografie. Von der Daguerreotypie bis zur Video-Brille mit automatischem Dioptrien-Ausgleich auf Basis der Lichtfeldtechnologie hat sich die Fotografie kontinuierlich erneuert, ihre Grenzen erweitert und ihre gesellschaftliche Bedeutung ausgebaut. Ob Standbild oder Video, die Aufnahmegeräte sind multifunktionaler geworden und bewältigen immer mehr Aufgaben mit nur einem Gerät. Imaging-Produkte für den Verbrauchermarkt liefern professionelle Qualität. Schlagworte wie 4K, WiFi, GPS, Curved Sensor, CGI etc. gehören inzwischen zum Alltag der Verbraucher. Es gibt kaum einen Lebensbereich, in dem nicht in irgendeiner Weise bildgebende Verfahren eine Rolle spielen. Deshalb stößt die alle zwei Jahre in Köln stattfindende photokina als Leitmesse der Branche nicht nur aus technischer, sondern auch aus gesellschaftlicher Sicht stets auf großes Besucher- und Medieninteresse. Auch in diesem Jahr werden von ihr Impulse ausgehen, die die das Bild der Zukunft entscheidend prägen.

Dabei stehen nicht nur innovative Verfahren der Bilderfassung sondern ebenso der Bildbearbeitung, -archivierung, -präsentation, -nutzung und -weitergabe im Fokus. Während es in den frühen Jahren der Fotografie in erster Linie um die wirklichkeitsnahe Abbildung ging, sind es heute auch Verfahren zur Schaffung künstlicher Bilderwelten wie des “Computer Generated Imaging” für die Erstellung realistisch wirkender Fantasiewelten.

Aufbruch in eine neue Welt der Bilder

Hieß es bisher “Ein Bild sagt mehr als tausend” Worte, so könnte man dieses geflügelte Wort im Hinblick auf die Lichtfeld Technologie abwandeln in “Eine Fotografie enthält mehr als tausend Bilder”.

Die Lichtfeldfotografie ist eines der wichtigsten Trendthemen der diesjährigen Messe, das einen Paradigmenwechsel ähnlich der Einführung der Digitaltechnik in die “World of Imaging” auszulösen verspricht. Mit ihr werden Motive nicht mehr nur zweidimensional abgebildet, sondern durch die zusätzliche Erfassung der Richtung der auf den Sensor fallenden Lichtstrahlen der gesamte vom Objektiv erfasste Raum. So werden Aufnahmen interaktiv erlebbar. Nachträgliche Änderungen von Perspektive, Schärfenausdehnung oder 3D-Präsentationen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus den vielen Möglichkeiten dieser neuen Technologie, die endlich den Schritt aus den Forschungslaboren der Wissenschaftler in Kameras des Verbrauchermarkts geschafft hat. Die Möglichkeit Bilder nachträglich zu fokussieren, liefert nun auch die technischen Voraussetzungen, um bei Videobrillen die Dioptrien-Anpassung per Lichtfeldtechnik vorzunehmen oder 3D-Fotos bzw. Living Pictures auf den Smartphone zu präsentieren. Sie gibt Bilder eine interaktive Komponente und erlaubt gleichzeitig die Konstruktion kompakter, hochlichtstarker Objektive mit weniger Komponenten. (Lytro Illum, Lichtfeldkamera für professionelle und semiprofessionelle Nutzung, Halle 5.2 Stand D006)

Kamera-Innovationen für jedes Sensorformat

Der Siegeszug des Smartphones als Allzeit-Dabei-Kamera haben die Kamerahersteller vor neue Herausforderungen gestellt und die Nischen für Kameras entdecken lassen, die den besonderen Bedürfnissen bestimmter Anwendergruppen gerecht wird. Der Trend geht von der Kamera für Alle und Alles, zum passenden Aufnahmegerät für einzelne Anwender und spezifische Aufgaben.

Die Frage, ob ein Smartphone mit integrierter Kamera ausreichend kreativen Spielraum bietet oder eine befriedigende Bildqualität ermöglicht, wird ab der photokina 2014 obsolet. Kameras mit Smartphone-Betriebssystemen mit großen Sensoren, hochwertigen, vielseitigen Objektiven und ausgezeichneten Telekommunikationseigenschaften wird es ebenso geben wie Smartphones mit hervorragenden Kameras. Die neue Kategorie der Kompaktkameras mit Smartphone erlebt einen breiten Markteintritt.

Fotografieren mit System

Zu den wachsenden Kamerakategorien gehören die Systemkameras, die trotz deutlich kompakterer Bauweise alle Vorzüge einer DSLR-Kamera aufweisen. Auch hier werden alle wichtigen Marktteilnehmer mit innovativen Modellen ihr Produktportfolio erweitern. Sowohl im Einsteiger als auch im professionellen Bereich wird es neue Modelle mit hochauflösenden Four Thirds- (Olympus OM-D E-M1 mit digitaler Shift-Funktion, Halle 2.1, Stand B030), APS-C- (Sony QX1L, Halle 2.1 Stand D020) und Vollformat-Sensoren geben. Zudem werden neue Objektive (Fujifilm X, Halle 4.2,) und innovatives Zubehör (Olympus M.Zuiko Digital 1,4x Teleconverter) die Systeme erweitern. WLAN, WiFi und NFC Schnittstellen werden die kabellose Fernsteuerung der Kameras als Standard ermöglichen und auch den Bildtransfer ohne Kabelverbindung übernehmen.

Neue DSLR-Kameras für das Kleinbild und Mittelformat

In der Digitalfotografie galt 24 x 36 mm Sensorformat lange Zeit als Optimum für die professionelle Fotografie. Es verbindet die Flexibilität eines relativ kompakten Gehäuses mit einer für professionelle Anwendungen notwendigen Bildqualität. Was es in der analogen Fotografie als Kleinbild zunächst schwer hatte sich als Qualitätsstandyard durchzusetzen, wurde in der digitalen Welt zum ‘Vollformat’. Zur photokina wird es nicht nur für Profis neue Vollformatkameras geben, auch im Einsteigersegment wird diese Sensorgröße Einzug halten (Nikon D750, Halle 4.2).

Miniaturisierung heißt der Dauertrend bei der Weiterentwicklung technischer Produkte. Auch im Bereich der Digitalkameras mit Mittelformat-Sensoren liegen kompaktere und handlichere Modelle im Trend (Pentax 645 Z, Ricoh Halle 2.2). Sensoren mit Auflösungen um die 50 Megapixel (Hasselblad, H5X, Halle 2.1) ermöglichen nicht nur Fotografien mit hoher Brillanz und Farbtreue, sondern sorgen auch für rauscharme Bilder in Situationen mit wenig Licht. Durch schnellere Prozessoren und kürzere Transferraten bei der Bildspeicherung werden mit diesen Kameras nun auch hochwertige Videos in 4K Auflösung und Serienbilder mit kürzesten Bildfolgezeiten möglich, sodass bei Bewegungsstudien keine Phase mehr verloren geht.

Kurze Prozesse

Bildverarbeitungssoftware wird immer komplexer und greift immer stärker in die Bildoptimierung der Aufnahmesysteme ein, weshalb die Hersteller immer einfacher zu bedienende Geräte oder kostengünstigere Komponenten entwickeln können, die das Fotografieren komfortabler und die dafür benötigten High-Tech-Geräte durch mehr Features noch attraktiver machen. Je mehr Rechenprozesse für die Bilderfassung und Optimierung von Foto und Videoaufnahmen erforderlich werden, umso schneller wachsen auch die Anforderungen an die Prozessoren für die kamerainterne Bildverarbeitung. Noch leistungsfähigere Chips und noch raffiniertere Algorithmen beschleunigen die Verarbeitungsabläufe und ermöglichen noch komplexere Aufnahmeverfahren, mit denen sich aus zahlreichen Einzelaufnahmen eine perfekte Fotografie mit brillanten Farben, fein abgestuften Kontrasten und optimaler Schärfe zaubern lassen. Und das Ganze sogar unter ungünstigen Lichtverhältnissen, bei denen bisher jeder seine Kamera beiseitelegte.

Viele Geräte der jüngsten Generation gestatten inzwischen auch komplexere Bildbearbeitungsschritte bereits in der Kamera. Dazu gehört nicht nur die RAW-Entwicklung, Farbanpassung oder Ausschnittwahl, selbst Optimierungen wie die Korrektur der Perspektive sind nun möglich (z. B. Keystone-Shift, Olympus OM-D E-M1, Halle 2.2).

Fotografieren, Filmen, Teilen

Multifunktionalität ist bei den Aufnahmegeräten längst Standard geworden. Mit den modernen Kameras der jüngsten Generation können Anwender fotografieren, filmen, ihre Bilder teilen, drucken und sogar telefon
ieren. Dabei erreicht die Qualität der Aufzeichnungen von Ton, Video- oder Fotos inzwischen selbst bei den Geräten für private Anwendungen professionelles Niveau. Waren früher jeweils Spezialgeräte erforderlich, um Fotos, Videos oder Ton aufzuzeichnen, wird dafür heute nur noch ein einziges Aufnahmegerät für benötigt. Selbst die Ortsangaben werden in die Aufzeichnungen mit eingebettet.

Immer in Aktion

Als robuste Actioncams in Miniaturbauweise oder als sogenannte Wearables bzw. Foto- und Videobrillen werden Bilderfassungsgeräte zur Schritt auf Tritt-Dokumentation des gesamten Handelns genutzt. Gleichzeitig lassen sich die Aufzeichnungen per WiFi-, NFC, Smartphone und WLAN- Verbindungen mit beliebigen Personen, Gruppen oder auch mit der ganzen Welt teilen. Die neuen WiFi-fähigen Bilderfassungsgeräte ermöglichen die Teilhabe aller an eigenen Erlebnissen und an deren der anderen. Die eigenen Aufnahmen erreichen eine Qualität, wie es zum Teil noch nicht einmal die kommerziellen Medienunternehmen durchgängig bieten. Die Rede ist von den hochauflösenden 4K-Videobildern (Sony, Halle 5.2, Panasonic Halle 3.2), aus denen sich perfekte Schnappschüsse als Einzelbilder herauslösen lassen. Ähnliche Qualität zeigen die faszinierenden HD-Actionfilme, in denen heute jeder seine Abenteuer und Erlebnisse in 3D und atemberaubender Bildqualität festhalten kann (Polaroid Cube, ActionCam in Würfelform Halle 5.2).

Schnellere Speicher mit höheren Kapazitäten

Der Gewinn an Multifunktionalität und Qualität verlangt neben größeren Rechenleistungen und schnelleren Prozessoren der Aufzeichnungsgeräte auch höhere Kapazitäten sowie schnellere Transferraten bei den Speichermedien. Was vor wenigen Jahren noch als Grenze bei den Festplattenkapazitäten sowie bei Schreib- und Lesegeschwindigkeiten galt, wurde inzwischen um ein Vielfaches erweitert. Auf der diesjährigen photokina werden innovative Speicherkartentypen für kommende Kameragenerationen gezeigt, die neue Dimensionen in der Verarbeitungsgeschwindigkeit eröffnen. Diese führen zu höheren Serienbildgeschwindigkeiten sowie verbesserten Videoeigenschaften auch bei extrem großen Bilddateien (Sandisk 512 GB SD Speicherkarte Halle 2.1 und neue CFast Speicherkarten).

Warum nicht in die Luft gehen

Drohnen sind in der Luftbildfotografie zu unverzichtbaren Werkzeugen geworden, die hochwertige Aufnahmen aus der Vogelperspektive ermöglichen. Neu ist ihr Einsatz auch für die Beleuchtung, wodurch sich sowohl in der künstlerischen Fotografie aber auch für Feuerwehr und Polizei wichtige Anwendungen ableiten lassen.

Die primäre Bildpräsentation für Foto- und Video findet auf den Displays der Aufnahmegeräte statt, die auch als Sucher für die Wahl des Bildausschnitts genutzt werden. Höhere Auflösungen, bessere Kontraste und brillantere Farben auf helleren Monitoren erweitern ihre Nutzung. Hochauflösende Großbildmonitore machen die Projektion zuhause überflüssig. Großprojektion bleibt den großen Räumen vorbehalten, die kaum noch eine Verdunkelung für ein optimales Bilderlebnis erforderlich machen.

Der Druck wächst: Vom Papierbild zu 3D-Objekten

Eine Renaissance erlebt das Bild zum Anfassen, das es vom preiswerten Postkartenabzug über den Posterdruck bis hin zur Fototapete und dem Fotobuch in zahlreichen Varianten gibt. Immer mehr Kamerahersteller bieten ihren Kunden auch Communities und Speichermöglichkeiten in der Cloud an. 

Lifestyle und Mode entdecken die Fotografie

Schon immer war die die Fotografie ein optimales Transportmittel für Lebensart und Mode. Nun entdecken immer mehr Hersteller modischer Lifestyle-Produkte auch Fotografen und Fotografinnen als potentielle Kunden. Das äußert sich beispielsweise in einem wachsenden Angebot an Kamerataschen, Rucksäcken und sogar Handschuhen, die nicht nur praktisch sondern auch chic sind. Schon länger kooperiert die Leica Camera AG beispielsweise mit ihrem Ex-Teilhaber Hermes, wenn es um besonders elegante Kamerataschen etwa für Sondereditionen ging. Inzwischen sind auch andere Modemarken Partner der Traditionsmarke bei Kameragurten und Taschen.

Erstmals präsentiert sich die 175 Jahre alte Modefirma Roeckl auf der photokina. Mit einer neuen gemeinsam mit dem Fachbetreuer für professionelle Fotografen Isarfoto Bothe entwickelten Produktlinie mit Kamerataschen und Fotohandschuhen will der Modespezialist Transport und Handhabung von Fotoequipment eleganter machen (Roeckl/Photo, exklusive Kamerataschen und Fotohandschuhe, Halle 2.1).

Bisher für unerreichbar gehaltene Bilderlebnisse versprechen auch die zu erwartenden Fortschritte bei der Sensortechnik. Dazu gehören neben den schon erwähnten Lichtfeldsensoren zur Erfassung von 3D Fotos mit nur einem Objektiv (Lytro Halle 5.2) auch die innovativen Sensoren mit gebogener Oberfläche (Sony, Halle 5.2), durch die sich Abbildungsfehler von Objektiven leichter kompensieren lassen.

Fraglos verändert sich kaum ein Medium so rasant wie die Fotografie. Sie erweitert dabei kontinuierlich ihre Nutzungsmöglichkeiten und beeinflusst gleichzeitig unsere Lebensweise. Dies ist auch die einzige Konstante dieses Mediums, dessen geballte Innovationskraft alle zwei Jahre auf der photokina in Köln ihre Bühne findet.

Weitere Infos unter: www.photokina.de

Autor: Redaktion / QUINKE NETWORKS