Mit dem Ruderboot auf der Flucht vor Luftschlangen und Pappnasen

Keine Lust auf Kamelle, Kostüme und Kölle Alaaf? / copyright: Gerd Altmann / pixelio.de
Keine Lust auf Kamelle, Kostüme und Kölle Alaaf?
copyright: Gerd Altmann / pixelio.de

Konfetti, Kamelle und Schunkeln im Dreivierteltakt: In den rheinischen Karnevalshochburgen gibt es Viele, die dem jecken Treiben nichts abgewinnen können. Den Brauchtumsmuffeln bleibt während der Tollen Tage die Flucht ins Umland.

“Das
Sauerland ist als Region für Karnevalsflüchtlinge bekannt”, sagt Anna
Galon von Sauerland Tourismus. Es sei deutlich bemerkbar, dass in diesen
Tagen besonders viele Gäste aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet zu
Wintersport und Wellness kämen. Viele Hotels haben über die
Karnevalstage ein spezielles Angebot für Ruhesuchende. Der Sauerländer
Hof in Hallenberg zum Beispiel wirbt auf seiner Internetseite mit dem
Spruch “Wir geben Karnevalsflüchtlingen Asyl!”. Und das Landhotel Püster
in Warstein verspricht: “Bei uns kommt Ihnen garantiert keine Pappnase
entgegen.”

Köln ist fest im Griff der Karnevalisten

“Die
Kölner, die keine Lust auf Karneval haben, fahren weg oder gehen in die
Therme”, sagt die Sprecherin von Köln Tourismus, Brigitte Obel.
Kulturell sieht es für Karnevalsmuffel von Weiberfastnacht bis
Veilchendienstag in Köln schlecht aus: Selbst in der Oper wird mit
“Cäcilia Wolkenburg” ein humoristisches Stück geboten und in der
Philharmonie gibt es eine Karnevalsshow mit Helge Schneider. Und auch
der Dom öffnet nur für die Gottesdienste. Die großen Museen seien
geschlossen, sagt Obel. “Es gab mal Versuche, diese über die
Karnevalstage zu öffnen, aber der Zuspruch war zu gering.”

Einkaufsbummel ohne Pappnasen

Eine
beliebte Möglichkeit der Ablenkung von Schunkeln und Straßenkarneval
ist auch ein ausgedehnter Einkaufsbummel. “In den Innenstädten der
Karnevalshochburgen werden die Geschäfte wohl geschlossen sein”, sagt
die Sprecherin des Handelsverbands NRW, Anne Linnenbrügger-Schauer. In
den Nachbarstädten herrsche aber Normalbetrieb. “Ins Centro Oberhausen
kommen am Rosenmontag sogar mehr Kunden als an regulären Montagen”, sagt
der Pressesprecher des Centro, Jens Knetsch und ergänzt: “Dann sind
gerade auch viele Düsseldorfer und Kölner bei uns.” Und das vielleicht
gerade deshalb, weil das Einkaufszentrum bewusst nicht närrisch
dekoriert ist.

Auch Sport ist eine Alternative zum Helau- und
Alaaf-Rufen. Der Ruderverein Blankenstein-Ruhr in Hattingen
(Ennepe-Ruhr-Kreis) lädt seit mittlerweile 20 Jahren zu einer
“Wanderfahrt für Karnevalsmuffel” auf der Niers ein. “Für Luftschlangen
und Pappnasen ist da kein Platz”, sagt Sportwart Jörg Giesen, der selbst
kein großer Freund vom Winterbrauchtum ist. Am Tag vor Rosenmontag
können Vereinsmitglieder und die Mitglieder befreundeter Vereine dem
närrischen Trubel davonrudern. Ab und zu trinken die Sportler auf dem
Wasser auch einmal Glühwein, aber wohl nur deshalb, um sich zu wärmen.
Denn der Karneval spiele bei diesen Ausflügen überhaupt keine Rolle,
meint Giesen.

Die beste Nachricht für alle Karnevalsflüchtlinge
ist und bleibt: Auch die fünfte Jahreszeit währt nicht ewig. Am
Aschermittwoch ist alles vorbei, heißt es in einem bekannten rheinischen
Karnevalslied. Spätestens wenn in Düsseldorf der Hoppeditz beerdigt und
in Köln der Nubbel verbrannt ist, können auch Karnevalsmuffel beruhigt
an den Rhein zurückkehren.

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion