Auch wenn Bahn, Flieger und Pkw schneller sind: In punkto Pünktlichkeit kann sich der Fernlinienbus mit seinen Wettbewerbern messen. Die Anbieter punkten vor allem mit Pünktlichkeit und Komfort.
“Der Fernlinienbus kommt gut an”, beobachtet Richard Eberhardt. “Eine wachsende Zahl zufriedener Kunden steigt immer wieder gerne ein”, stellt der Präsident des Internationalen Bustourismusverbandes (IBV) heute auf dem RDA-Workshop in Köln fest.
Zweistellige Wachstumszahlen auf diesem neuen Markt verweisen auf die hohe Nachfrage nach preisgünstigen Verkehrsangeboten, an die auch kleine und mittlere Städte angebunden werden. Damit ist das expandierende Busnetz, das mittlerweile über 250 Linien umfasst, sowohl Ergänzung als auch Alternative zur Schiene. Und fast 40 Prozent der Nutzer von Fernlinienbussen steigen vom Pkw auf das umweltfreundlichere Verkehrsmittel um.
Umfragen belegen, dass 85 Prozent der Kunden mit den Fernlinienbussen zufrieden sind. Und etwa 80 Prozent der Verbraucher, die im Fernlinienbus an ihr Urlaubsziel gereist sind, wollen dies künftig wieder tun. “Aus preissensiblen Neukunden werden treue Stammkunden”, freut sich Richard Eberhardt.
Die Branche rechnet mit Zuwachs
Klassische Busreiseveranstalter sehen im Fernlinienbus trotzdem keine Konkurrenz sondern rechnen mit nachwachsenden Kunden. Zumal vor allem ein junges Publikum auf dieses Angebot abfährt: Etwa zwei Drittel der Fernbusnutzer sind zwischen 18 und 29 Jahre alt, darunter viele Schüler und Studenten.
Nach einer aktuellen IBV-Studie erwarten mehr als die Hälfte von 750 befragten Busreiseveranstaltern für die Zukunft den größten Zuwachs im Fernlinienbusverkehr. Aber auch im etablierten Markt des Reiseverkehrs gehen etwas mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen von einer steigenden Geschäftsentwicklung aus. Und gut zwölf Prozent erwarten im Fernlinienbusverkehr steigenden Personalbedarf. Der vor dem Hintergrund des akuten Fahrermangels in der Bustouristik jedoch nicht so leicht zu decken sein wird.
Aktuelle Zahlen und Prognosen zum Fernlinienbus sind morgen das zentrale Thema auf dem 40. RDA-Workshop. Auf der weltweit größten Einkaufsmesse der Bus- und Gruppentouristik, auf der sich vom 29. bis 31. Juli rund 1.100 Aussteller aus über 40 Ländern treffen, diskutieren Vertreter der führenden Anbieter von Fernlinienbussen mit Wissenschaftlern und Busherstellern über Kundenprofile und Tarifsysteme.
Dabei werden auch Defizite in der Infrastruktur angesprochen. “In vielen Städten fehlt es an Busbahnhöfen und Haltestellen”, kritisiert Eberhardt.
Innovationen für anspruchsvolle Verbraucher
Zahlreiche Aussteller auf der Kölner Messe reagieren auf das zunehmende Interesse an einer aktiven Freizeitgestaltung. Destinationen wie Frankreich, Polen oder die Steiermark präsentieren attraktive Routen für Gruppenreisen mit dem Rad. Und für Touren mit dem E-Bike begeistern sich immer mehr Senioren, die zur wichtigsten Zielgruppe der Bustouristik gehören.
Die Branche reagiert auf die Bedürfnisse dieser anspruchsvollen Verbraucher mit komfortab-len Fahrzeugen. “Fast ein Viertel aller klassifizierten Reisebusse erfüllt mittlerweile den Fünf-Sterne-Standard”, erklärt Hermann Meyering. “Diese Fahrzeuge bieten ihren Gästen nicht nur eine großzügige Beinfreiheit von mindestens 81 Zentimetern”, stellt der Vorsitzende der Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) mit Blick auf neue Kriterien für die Vergabe der Sterne fest “Mit einer Stehhöhe von mindestens 1,80 Metern wird aus dem Bord-WC eine Komfort-toilette.” Und Steckdosen für jeden Doppelsitz garantieren, dass die Gäste ihre multimedialen Endgeräte nutzen können.
Der RDA-Workshop präsentiert auch innovative Konzepte für die Bordverpflegung. Meyering: “Das breite Spektrum der Angebote reicht vom hochwertigen Menü aus dem Heißluftofen über die Espressomaschine bis zum Snackautomaten, der vor allem im Fernlinienbusverkehr zum Einsatz kommt.”