Die mageren Jahre sind vorbei am KölnBonn Airport. Steigende Passagierzahlen und Zuwächse im Frachtgeschäft haben unserem Flughafen im zurückliegenden Geschäftsjahr einen Gewinnsprung beschert. Und auch in 2015 setzt sich der Wachstumstrend fort. “Im ersten Halbjahr lag die Zahl der Fluggäste in Köln/Bonn bei über 4,5 Millionen – acht Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum”, sagt Michael Garvens, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH, im Interview mit CityNEWS.
CityNEWS: Wollen Sie eine Prognose wagen für das zweite Halbjahr 2015?
Michael Garvens: Ich blicke optimistisch nach vorne und gehe davon aus, dass wir – erstmals seit 2008 – am Jahresende die Marke von zehn Millionen Fluggästen knacken werden.
CityNEWS: Wer oder was schiebt das Wachstum am Flughafen besonders voran?
Michael Garvens: Es sind vor allem die Lowcost-Verkehre. Und jetzt kommt noch unser neues Flaggschiff hinzu: die Lowcost-Langstrecke. Die neue Lufthansa-Tochter Eurowings bietet ab November 36 wöchentliche Langstreckenflüge zu zehn Fernzielen ab Köln/Bonn an – unter anderem nach Dubai, Thailand und in die Karibik. Darauf freuen wir uns besonders. Mit Eurowings wird Köln/Bonn in der europäischen Flughafenlandschaft wieder eine Adresse im Langstrecken-Segment.
CityNEWS: Dieses Geschäftsmodell ist Ihnen vertraut, oder?
Michael Garvens: Ja. Diese Idee hatte ich schon vor über zehn Jahren skizziert.
CityNEWS: Was ist das Besondere daran?
Michael Garvens: Wir kommen unserem Ziel, Köln/Bonn global zu vernetzen, immer näher. Was wir im Frachtbereich schon lange kennen, folgt jetzt endlich auch im Passagierbereich. Das ist ein Schritt von großer Tragweite. Das Modell ist nahezu einzigartig in Europa.
CityNEWS: Welche Ziele hat der Flughafen langfristig?
Michael Garvens: Wir wollen Köln/Bonn als feste Adresse im Langstreckenverkehr etablieren und unsere Rolle als einer der größten europäischen Lowcost-Flughäfen festigen. Darüber hinaus stehen wir vor dem größten Sanierungs- und Instandhaltungsprogramm unserer Geschichte, das bis zum Jahr 2022 laufen soll. Es geht hier um ein Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro.
CityNEWS: Welche Arbeiten stehen an?
Michael Garvens: Unter anderem wird unsere Querwindbahn saniert. Bis Oktober werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Danach kommt die große Start- und Landebahn an die Reihe, außerdem einer unserer wichtigsten Rollwege, der Rollweg Bravo, und das Entwässerungssystem. Mit den Investitionen in den nächsten Jahren stellen wir die Weichen für eine prosperierende Zukunft des Flughafens. Die Infrastruktur ist unser Herzstück.
CityNEWS: Es wird auch über ein neues Hotel gemunkelt. Was ist dran an den Gerüchten?
Michael Garvens: Die größte Hürde für den Hotelbau ist mittlerweile genommen. In den 70er-Jahren hat man dem Holiday Inn die Gewähr gegeben, dass kein Mitbewerber am Flughafen seine Zelte aufschlagen darf. Dagegen sind wir juristisch vorgegangen und haben gewonnen.
CityNEWS: Was können Sie über das neue Hotel schon verraten?
Michael Garvens: Es soll ein Haus im Segment drei bis vier Sterne entstehen – in zentraler Lage zwischen den beiden Terminals, in unmittelbarer Nähe zum ICE-Bahnhof.
CityNEWS: Stichwort Bahnhof: Die Stadt Köln will den Fernbusbahnhof von Breslauer Platz und Gummersbacher Straße an den Airport verlegen. Wie weit ist das Projekt?
Michael Garvens: Das läuft alles planmäßig. Am 28. Oktober 2015 wird der Betrieb losgehen.
CityNEWS: Welche Bedeutung hat dieses Projekt für den Flughafen?
Michael Garvens: Vom Investment her ist es ein eher kleines Projekt mit einem Volumen im sechsstelligen Bereich. Der strategische Stellenwert ist dagegen umso größer. Durch den Fernbusbahnhof erfährt unser Flughafen eine attraktive Erweiterung des Verkehrsangebotes. Unsere intermodale Vernetzung wird immer besser.
CityNEWS: Es gibt viele Gegner des neuen Standortes. Welche Argumente setzen Sie dagegen?
Michael Garvens: Nicht jeder, der mit dem Bus nach Köln kommt, will ins Zentrum, und nicht jeder, der Köln verlässt, wohnt im Zentrum. Die S-Bahn von oder zum Flughafen braucht 15 Minuten. Außerdem wird der Busbahnhof am Flughafen wesentlich angenehmer und bequemer sein. Ich denke, auch die Betreiber werden schnell merken, dass sich der Umzug für sie lohnt.
CityNEWS: Kommen wir wieder zurück zum Thema Fliegen. Neben den Flugzeugen schwirren auch jedes Jahr Tausende von Bienen in der Nachbarschaft umher. Was hat es damit auf sich?
Michael Garvens: Das sind unsere Umweltpolizisten. Rund 200.000 Bienen gehören zu diesem Projekt, das vor über zehn Jahren angelaufen ist. Der Airport hat eigene Bienenstöcke auf dem Gelände. Der Honig unserer Bienenvölker wird regelmäßig auf Schadstoffe am Boden und aus der Luft untersucht. Biomonitoring heißt dieses Verfahren zur Untersuchung der Umweltqualität.
CityNEWS: Mit welchem Ergebnis?
Michael Garvens: Dem Flughafen werden jedes Jahr beste Luftverhältnisse bescheinigt. Und der Honig soll super schmecken – das sagt auf jeden Fall meine Tochter. Sie ist der Honigfan in unserer Familie. Autor: Redaktion/ Astrid Waligura