Hinweise auf weiteren Anschlag der Terrorgruppe NSU in Köln

Ein Absperrband der Polizei sichert am 10.06.2004 nach einem Bombenanschlag in Köln-Mühlheim den Tatort. Es gab laut Innenministerium bereits durch die DVD der Neonazis Hinweise auf den Anschlag in der Kölner Keupstraße im Jahr 2004. Dabei waren 22 Menschen in einem türkischen Viertel teils lebensgefährlich verletzt worden. / copyright: Henning Kaiser / dapd
Ein Absperrband der Polizei sichert am 10.06.2004 nach einem Bombenanschlag in Köln-Mühlheim den Tatort. Es gab laut Innenministerium bereits durch die DVD der Neonazis Hinweise auf den Anschlag in der Kölner Keupstraße im Jahr 2004. Dabei waren 22 Menschen in einem türkischen Viertel teils lebensgefährlich verletzt worden.
copyright: Henning Kaiser / dapd

Die rechtsradikale Terrorgruppe “Nationalsozialistischer Untergrund” (NSU) ist möglicherweise für einen weiteren Anschlag verantwortlich. Die Analyse der Bekenner-DVD durch die Ermittler des Landeskriminalamtes hat jetzt Hinweise auf einen bisher unaufgeklärten Sprengstoffanschlag in der Köln im Jahr 2001 ergeben.

Am 19. Januar 2001 war eine damals 19-jährige Deutsch-Iranerin bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Kölner Lebensmittelgeschäft schwer verletzt worden. Ein rechtsextremistischer Hintergrund wurde bereits seinerzeit nicht ausgeschlossen.

Offenbar mehrere Anschläge in NRW

In den Büroräumen des Getränke- und Lebensmittelmarktes war es vor mehr als zehn Jahren zu einer Verpuffung gekommen, bei der die Tochter des Ladeninhabers erhebliche Verbrennungen erlitt. Nach damaligen Aussagen der betroffenen Familie hatte ein etwa 25-jähriger Deutscher kurz nach Weihnachten 2000 das Ladenlokal mit einem Einkaufskorb betreten. In diesem Korb befand sich unter anderen eine rot lackierte Dose mit Sternenmuster.

Im Geschäft kaufte der Unbekannte weitere Lebensmittel ein. An der Kasse behauptete der Mann, dass er seine Geldbörse vergessen habe. Mit dem Hinweis, dass er Geld holen wolle, ließ er den Warenkorb im Laden zurück. Da der Kunde nicht wieder auftauchte, wurde der Korb von den Geschäftsinhabern in einem Nebenraum abgestellt. Rund drei Wochen später kam es zur Explosion. Laut seinerzeitiger Auswertung der Spuren hatte sich in der roten Dose Sprengstoff befunden. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) sprach in in Düsseldorf von einer “Sprengfalle”.

Bereits zuvor gab es laut Innenministerium durch die DVD der Neonazis Hinweise auf den Anschlag in der Kölner Keupstraße im Jahr 2004. Dabei waren 22 Menschen in einem türkischen Viertel teils lebensgefährlich verletzt worden. Ein Zusammenhang mit einem Bombenanschlag an der S-Bahn-Station Düsseldorf-Wehrhahn im Jahr 2000 wird laut Jäger ebenfalls untersucht. Ein in einer Plastiktüte versteckter Sprengsatz war damals in einer Gruppe jüdischer Aussiedler explodiert, zehn Menschen wurden verletzt. Eine Frau verlor durch das Attentat ihr ungeborenes Kind.

Debatte im NRW-Landtag

“Wir überprüfen erneut alle unaufgeklärten Verbrechen, für die sich bislang kein schlüssiges Tatmotiv finden ließ und rechtsextremistische Motive denkbar sind”, sagte Minister Jäger. “Wir beschränken uns nicht nur auf die Hinweise, die uns die DVD liefert”, fügte der SPD-Politiker hinzu.

Der Düsseldorfer Landtag debattiert am Donnerstag (17. November) in einer aktuellen Stunde über den Neonazi-Terror.

Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de