Die Themen Fachkräftemangel und mehr Flexibilität im Bereich der Studienzugänge bewegen seit Jahren die Wirtschaft und die Öffentlichkeit. Am 15. Juni 2013 erhielten die jetzt ersten sechs Maschinenbau-Absolventen ihre Abschlusszeugnisse – fünf weitere schreiben derzeit an ihrer Bachelor-Arbeit.
Der TÜV Rheinland hat mit seinem Tochterunternehmen TÜV Rheinland Akademie und in Kooperation mit der FH Südwestfalen ein Studienkonzept erarbeitet und umgesetzt, welches das nebenberufliche Studieren – auch ohne Abitur – ermöglicht. Die Akademie bietet drei Studiengänge an: Den Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen (Maschinenbau), Maschinenbau und Elektrotechnik.
Die Absolventen wurden von Prof. Dr. Wolfram Stolp (Fachbereich Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften FH Südwestfalen) und Markus Dohm (Geschäftsführer TÜV Rheinland Akademie GmbH) verabschiedet.
Besonders froh ist Studienleiter Stefan Ungruh, der neben Sandra Klein beim TÜV Rheinland die Studiengänge betreut, über ein Ergebnis: Eine Ex-Studentin hat – ohne zuvor eine technische oder andere fachbezogene Ausbildung gemacht zu haben – das Studium Maschinenbau absolviert und hat mit ihrem Prüfungsergebnis den ECTS-Grad A erreicht. Dabei handelt es sich um einen bundesweiten Vergleich aller Bachelor-Absolventen eines Jahrgangs – in die Gruppe A kommen die zehn Prozent mit den besten Prüfungsergebnissen.
“Mich hat das Studium interessiert, weil es so viele Naturwissenschaften abdeckt. Zuerst wollte ich Wirtschaftsingenieur studieren, bin dann aber doch bei Maschinenbau geblieben, um die Fachkenntnisse zu vertiefen”, schildert die Absolventin die Gründe, warum sie das Studium begonnen und die Doppelbelastung Lernen und Beruf durchgehalten hat. Eigentlich hat sie eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Sie habe im Moment keine Absicht die Stelle zu wechseln, aber sie schätzt die Vorteile, die ihr das Studium schon für ihre derzeitige Tätigkeit gebracht hat: “Ein Studienabschluss ist immer sinnvoll, aber dazu kommt die Methodenkompetenz, die vermittelt wurde. Ich gehe jetzt auch an die derzeitigen beruflichen Aufgaben wie ein Ingenieur denkend heran”, schildert sie: “Das Verständnis für logische Zusammenhänge und Rechnen ist gewachsen. Ich stelle fest, dass ich viel komplexere Aufgaben löse, bei denen man vorher überhaupt keine Idee hatte, wie an sie heranzugehen ist.” Die viereinhalb Jahre Studium haben viel Energie gekostet, räumt sie ein. Die Freizeit sei in einigen Bereichen zu kurz gekommen, dazu hat sie die Gebühren komplett privat finanziert. Aber insgesamt habe sich der Aufwand gelohnt.
Zulassungsvoraussetzungen
Ziel des berufsbegleitenden Studienangebotes von TÜV Rheinland und FH Südwestfalen ist es, dem Fachkräftemangel und besonders dem Bedarf an ausgebildeten Ingenieuren in Deutschland zu begegnen. Die Zulassungsvoraussetzungen sind breit: Neben Abiturienten oder Interessenten mit Fachhochschulreife können Techniker, Meister oder Menschen mit einer studienbezogenen Ausbildung und dreijähriger Berufserfahrung teilnehmen. Studieninteressierte ohne studienbezogene Ausbildung und mit drei Jahren Berufserfahrung können nach bestandenem Eignungstest studieren.
Hintergrund-Zahlen
Im März 2013 waren laut VDI 70 000 Ingenieurstellen unbesetzt – dagegen gab es nur 26 000 arbeitssuchende Ingenieure. Damit schrumpfte zwar die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage, aber schon ab 2020 – wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Ruhestand gehen – werden laut Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) weniger Fachkräfte aus den Hörsälen nachrücken.
Autor: Redaktion / TÜV Rheinland Bildung und Cons