Wenn der Kuckuck drei mal ruft…

. / copyright: Michael Weimer
.
copyright: Michael Weimer

Eine Frau, zwei Männer – das verspricht spannend zu werden. Mit „Wenn der Kuckuck drei mal ruft…“ bringt das Theater am Dom ein typisch britisches Boulevardstück auf die Bühne. CityNEWS sprach mit den Darstellern über das Stück, den typischen Kölner und den Mangel an Hundekotbeuteln in unserer Domstadt.

CityNEWS: Könnten Sie vielleicht zunächst das Stück für unsere Leser kurz zusammenfassen?

Christian Wolff: In einem Schloss leben Victor und Hillary mit ihren Kindern und führen dort das, was man eine glückliche Ehe nennen könnte. Sie haben finanzielle Probleme, wie es die nun mal in vielen Schlössern gab und immer noch gibt, nicht nur in England. Dann taucht Charles auf, dessen Bekanntschaft Hillary schon vor einigen Monaten gemacht hat. Die Beiden hatten da nämlich eine Affäre. Die Vergangenheit holt die beiden so ein und – ja. Wenn der Zuschauer dieses Stück sieht, dann darf er seine Freude daran haben, wie der betrogene Ehemann mit Beharrlichkeit und auch ein wenig Phantasie versucht, seine untreue Ehefrau wieder für sich zu gewinnen.

CityNEWS: Das Stück wurde von Margaret und Hugh Williams in den späten 50er Jahren als Bühnenstück mit dem Namen „The grass is greener“ konzipiert. In den 60er Jahren konnte man dann auch in Deutschland die Verfilmung mit dem Titel „Vor Hausfreunden wird gewarnt“ sehen. Nun stehen Sie mit eben diesem Stück wieder auf der Bühne. Jetzt heißt es „Wenn der Kuckuck drei mal ruft…“. Wieso diese Namensänderungen?

Christian Wolff: „Vor Hausfreunden wird gewarnt“ war ja auch nur ein neuer deutscher Titel für das Stück. Allerdings ein sehr unpassender, denn ein Hausfreund ist ja jemand, der immer wieder ein- und auskehrt. Dies ist im Stück ja nicht der Fall. Der Verlag sah sich also nach einem neuen Titel um und da der Kuckuck in dem Stück – auch in dem Original – eine witzige dramaturgische Funktion hat, kam man darauf, dass Stück nun so zu nennen.

Anja Kruse: „The gras is greener“ lässt sich ja auch nicht sinnvoll ins Deutsche übersetzen. Am treffendsten könnte man vielleicht sagen: „Die Kirschen in Nachbars Garten sind immer Süßer.“ – Aber „Die Kirschen in Nachbars Garten wäre ja wirklich ein doofer Titel. Das grünere Gras kennt hier jedenfalls kein Mensch.

CityNEWS: Wie eben schon erwähnt ist der Stoff aus den 50er Jahren. Ist das überhaupt noch aktuell?

Christian Wolff: Nebenbuhler im Theater gibt es, solange es Boulevardstücke gibt – und solange wird es die immer geben. Das Stück aus den 50er Jahren ist sicherlich dadurch interessant, da damals noch mit feinerer Klinge gekämpft wurde, als man das bei Boulevardstücke heutzutage so oft tut. Bei denen wird ja zumeist doch sehr auf die Pauke gehauen. Das tun wir nicht, wir spielen ein Stück im klassischen britischen Boulevardstil. Hier gibt es einige ironische und witzige Dialoge, wo nicht notdringlich eine Pointe die nächste jagt und die Leute vor lauter Lachen nicht mehr wissen wie spät es ist.

Anja Kruse: Das Stück ist so strukturiert, dass es viel besser in den 50er Jahren unterzubringen ist. Für den Zuschauer ist es ja auch etwas schönes für eine Weile in eine andere Zeit eintauchen zu können – das hat man nicht immer. Es gibt wunderschöne Kostüme und es ist sicherlich mal eine Abwechslung.

CityNEWS: Würde man aber heute nicht anders mit der Problematik umgehen?

Christian Wolff: Nein, man würde es genauso schreiben. Vielleicht würde man andere Dialoge wählen, weil die Situation eine Andere ist. Aber man würde überhaupt nichts anders machen.

Olivia Silhavy: Sehen sie sich doch nur mal die Telenovelas heutzutage an. Wenn man das damit vergleicht… Worum geht es denn da? Eigentlich immer nur darum, dass es zwei Menschen gibt, die sich lieben. Dann kommt eine dritte Person dazu. Wenn man das im Fernsehen sieht, dann kommt einem das sehr modern vor. Dabei ist das Thema doch so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Es geht um Treue, um Liebe, und um Respekt voreinander – und wie man damit umgeht. Die Frage ob man es heute anders schreiben würde ist schwierig, denn es wird ja ständig noch geschrieben. Eine Telenovela nutzt einfach eine andere Form um das auszudrücken. Da hängt es natürlich zuallererst vom Autor ab. Wie Christian das schon richtig gesagt hat, hat es dadurch, dass es in den 50er Jahren geschrieben wurde eine feinere Klinge, eine schönere Umgangsform. Heute sagt man: „Hast Du ‘nen Knall? Geh scheißen…!“ – dies ist die Umgangssprache heutzutage. Wir haben es hier mit einem viel gepflegteren, feinen Umgangston zu tun, den man früher eben auch miteinander hatte.

CityNEWS: Sie haben teilweise schon öfters gemeinsam auf der Bühe oder vor der Fernsehkamera gestanden…

Patrick Wolff: ja, Anja und mein Vater haben bei Forsthaus Falkenau lange ein Ehepaar gespielt. Ich habe dann im letzten Film den mein Vater bei Forsthaus Falkenau überhaupt gemacht hat, seinen Gegenpart gespielt der versucht ihn umzubringen…

CityNEWS: Also ähnlich wie jetzt?

Patrick Wolff: (lacht) Ja, das hat also fast schon Tradition. Auch in einem Film haben wir schon um die gleiche Frau geworben.

Christian Wolff: Im Film hat der Vater gewonnen. Und jetzt im Stück… Das soll hier erstmal ein großes Fragezeichen bleiben…

CityNEWS: Ist es schwierig den Kontrahenten des Vaters, bzw. des Sohnes zu spielen oder macht diese persönliche Beziehung untereinander die Sache leichter?

Christian Wolff: Für mich ist das völlig normal. Auf der Bühne ist Patrick nicht mein Sohn, sondern ein Partner.

Patrick Wolff: Für mich ist es das definitiv nicht. Es macht mir sehr viel Spaß und ich habe mich lange auf das gemeinsame Spiel gefreut, da ich ihn schon seit langer Zeit wieder auf die Bühne treiben wollte. Jetzt haben wir es nochmal geschafft gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Dabei ist er aber nicht einfach irgendein Partner – das sehe ich anders als mein Vater. In dem Moment in dem man auf der Bühne steht muss man versuchen es hinzubekommen da nicht den Vater zu sehen, sondern den Gegenspieler. Das ist nicht immer so leicht.

Christian Wolff: Spätestens dann, wenn du mich mit „Papi“ anredest, dann war irgendetwas falsch.

CityNEWS: Frau Kruse und Herr Wolff, wie kam es, dass sie wieder zusammen auf der Bühne stehen? War das Zufall?

Anja Kruse: Nein, das war natürlich schwere Absicht!

Christian Wolff: Es ist das dritte mal, dass wir beruflich miteinander verheiratet sind. Das letzte Mal Theater vor „Forsthaus“ habe ich mit Anja gespielt. Patrick und ich standen für das aktuelle Stück schon fest, wir brauchten noch eine Partnerin. Daher fand ich die Idee sehr schön, Anja zu fragen – die dann Gott sei Dank ja gesagt hat.

CityNEWS: Was tun sie in Köln, wenn sie nicht gerade im Theater sind?

Christian Wolff: Für mich kommt diese Frage viel zu früh, denn ich bin immer noch damit beschäftigt mich erstmal zu orientieren. Bisher habe ich nur gesucht. Wo finde ich welchen Laden? Wo bekomme ich Gemüse her und wo ist ein guter Bäcker? In welches Restaurant kann ich mit meinem Sohn gehen, damit wir Mittags mal gemeinsam essen können? Man sucht einen Friseur und ein Fitnessstudio… Wir sind ja auch noch nicht so lange hier. Wenn diese Fragen geklärt sind, dann werde ich wohl den Auftrieb haben, auch mal die Kölner Museen zu erkunden.

Olivia Silhavy: Für mich ist das anders, denn ich bin nicht das erste mal in Köln. Ich habe hier in Ossendorf lange die Serie „Jede
Menge Leben“ für das ZDF gedreht, dadurch kenne ich die Stadt eigentlich schon recht gut. Ich nutze jetzt die Gelegenheit hier alte Freunde zu treffen, die ich lange nicht gesehen habe. Jetzt bei dem Wetter ist das leider nicht so gut möglich – aber wenn es nicht mehr zu viel regnet, dann werde ich sehen, dass ich ein bisschen mehr nach draußen komme. Besonders gerne drehe ich ein paar Runden im Stadtgarten, weil ich da die Papageien so faszinierend finde, die dort das ganze Jahr über in den Bäumen sitzen.

Anja Kruse: Es gibt Tage, da kommt man gar nicht in die Gänge, weil es abends oft doch etwas später wird, weil wir nach dem Stück noch nett zusammensitzen und was trinken gehen. Und wenn man wieder richtig fit ist, dann ist es beinahe wieder Zeit für die Bühne. Olivia und ich haben allerdings schon ein Fitnessstudio gefunden, in dem wir nun gemeinsam trainieren gehen.

Rolf Kuhsiek: Ich habe zwei Hunde und muss an dieser Stelle der Stadt Köln wirklich ankreiden, dass es hier nirgendwo Kästen mit Hundekotbeuteln gibt. In München gibt es die an jeder Ecke. Ich habe jetzt ein Tiergeschäft gefunden, in dem ich mir selber welche gekauft habe – denn ich bin derjenige, der es wegmacht. Aber es wundert mich doch sehr, dass es so etwas in Köln nicht gibt. Bei so viel Fußgängerzone, da bleibt es ja nicht aus, dass die hier und da mal hin machen. Alle zwei Meter ein Papierkorb, aber keine Kästen mit Tüten…

Olivia Silhavy: Na, vielleicht wollen die ja, dass du den Hund hochhebst, damit er direkt in den Papierkorb machen kann…

CityNEWS: Bald fängt Karneval an…

Anja Kruse: …und da haben wir frei und darauf freuen wir uns wahnsinnig. So schnell, wie ich dann weg bin kann man gar nicht gucken. (lacht)

Christian Wolff: Wenn man nicht hierbleibt, dann ist das ja nicht unbedingt eine Entscheidung gegen Karneval. Eher eine Entscheidung für das nach Hause fahren. Wenn man hier einige Monate ist und durch die Karnevalstage die gute Gelegenheit bekommt drei Tage frei zu haben, dann fährt glaube ich jeder gerne heim. Und so verzichtet man schweren Herzens auf den Karneval…

Anja Kruse: Nein, ich sag das ganz ehrlich: Ich bin nicht so der Karnevalstyp. Ich bin ja aufgrund meiner Rheinischen Großmutter damit aufgewachsen. Nein danke! Das reicht mir für die nächsten drei Leben.

Patrick Wolff: Ich kann das noch gar nicht beurteilen und werde mir das hier dann mal voll reinziehen.

Christian Wolff: Und danach erzählt er uns wie es war.

Olivia Silhavy: Ich finde die Randerscheinungen jetzt schon wunderbar. Wenn wir nach dem Theater noch in die Kneipe gehen, da wird dann schon auf die Trommel gehauen und Karnevalslieder gesungen. Das genügt mir dann allerdings auch was Karneval betrifft.

CityNEWS: Wie würden sie „den Kölner“ beschreiben?

Christian Wolff: Ich würde nie in einer Stadt oder einer Region öffentlich meine Meinung über die dort lebenden Menschen von mir geben. In keinem Fall. Ich fühle mich hier sehr wohl, die Leute sind wahnsinnig freundlich – aber ich möchte hier nicht „den Kölner“ irgendwo einstufen.

Rolf Kuhsiek: Ich würde sagen, der Kölner ist wahnsinnig freundlich, sehr höflich – das ist etwas, was ich in München manchmal vermisse – und er ist sehr aufgeschlossen.

Olivia Silhavy: Er ist vor allem auch sehr unkompliziert. Man kann hier jeden etwas fragen und bekommt dann auch eine Antwort. Und ins Gespräch kommt man auch sofort.

CityNEWS: Gibt es eine Rolle, die sie immer unbedingt spielen wollten?

Christian Wolff: Das ist eine Frage, die man nur Menschen stellen sollte, die in einem festen Ensemble sind. Dort, wo man das ganze Spektrum der Klassiker und der ganzen tollen Stücke hat. Oft ist man für eine Rolle zu jung, später ist man für ebendiese Rolle zu alt. Und auf dem freien Markt gibt es keine Rollen, die ich unbedingt spielen möchte.

Anja Kruse: Ich habe immer davon geträumt, die Julia zu spielen. Auf der Schauspielschule habe ich an dieser Rolle gearbeitet und gearbeitet. Als ich in Münster an einem festen Haus engagiert wurde, lief es da gerade aus. Ich spielte dann die Luise in Kabale und Liebe – was letztendlich die viel schönere Rolle ist. Grundsätzlich bin ich da sehr flexibel.

Olivia Silhavy: Ich kann da ganz kurz drauf antworten: Ich wollte immer die „Maggy“ in Tennessee Williams’ Katze auf dem heißen Blechdach spielen.

Patrick Wolff: Auch ganz kurz: Büchners Woyzeck.

Rolf Kuhsiek: den “Malvoglio” in “Was ihr wollt”, den sollte ich auch mal spielen. Da es aber nur vier Vorstellungen gewesen wären, habe ich die Rolle dann doch abgelehnt. Dafür lerne ich doch diesen riesen Text nicht. (lacht) Sonst gäbe es da sicher noch einige wenn ich singen könnte. Aber das kann ich nicht.

Autor: Ina Laudenberg