WALK – ein modernes Naturprodukt

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Eine schon im Mittelalter in Europa eingesetzte Veredelung von gestrickten Stoffen ist Grundlage des unter anderem in Österreich entwickelten Verfahrens zur Herstellung von Walkstoffen, die viele Vorteile bieten.

Bei Verwendung des Grundmaterials „Reine Schurwolle“ ist der Ausgangsstoff ein tierisches, unverfälschtes und feines Naturprodukt. Ein Etikett mit der Bezeichnung „Reine Wolle“ hingegen ist immer ein Hinweis auf minderwertiges, zum Teil recyceltes Grundmaterial.

Schurwolle wird gewonnen von den hauptsächlich in Australien und in den Nachfolgestaaten der UDSSR lebenden Schafen, von denen es etwa eine Milliarde weltweit gibt. Das in Australien lebende Merinoschaf liefert uns die Merinowolle.

Wolle hat durch seinen Molekularaufbau bedingt, viele positive Eigenschaften, die sich der Mensch schon früh zu nutze machte. Die Kettenmoleküle liegen nicht glatt aneinander, sondern sind über Aminosäuren untereinander verknüpft. Die Kräuselung von innen führt dazu, dass viel Luft eingeschlossen wird, was lange warm hält. Feine Häutchen umgeben die Schuppenzellen des Faserstammes der Wolle. Diese Häutchen geben der Wolle die Möglichkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen, Wassertropfen hingegen abzustoßen. Deshalb ist reine Schurwolle…

  • temperaturausgleichend
  • klimaausgleichend
  • nicht leicht beschmutzbar
  • elastisch, biegsam und sehr strapazierfähig
  • zum Filzen fähig

Durch Einwirkung von Feuchtigkeit, Wärme, Druck und wechselnde Bewegung wird Schurwolle zum Filzen gebracht. Daraus wurde ein Stoff, der als eigentlicher Ursprung der Textilien bezeichnet werden kann.

Früher war es nicht möglich, den Walkstoff erst herzustellen und dann zu konfektionieren. Die gestrickten Teile mussten entsprechend größer gefertigt werden, damit man nach dem Walken oder Verfilzen einen einigermaßen passenden Pullover oder eine Jacke herstellen konnte. Das hat sich grundlegend durch die in Österreich entwickelte Technik geändert. In riesigen Rundstrickmaschinen wird der bereits natürlich gefärbte Wollfaden zu endlos langen Bahnen gestrickt, danach in einem aufwendigen Verfahren gewaschen und gefilzt. Je nach Verwendung des Grundmaterials kommen Stoffe zum Vorschein, die zwischen 330 bis 750 g. pro qm auf die Waage bringen.

Die erwähnten Eigenschaften der Schurwolle werden durch das Filzen oder Walken noch verstärkt und entsprechen somit den Eigenschaften der modernen Mikrofaser.

Wie werden Produkte aus reiner Schurwolle gepflegt?

Reine Schurwolle hat von Natur aus einige angenehme Eigenschaften, die eine Grundreinigung oftmals entbehrlich machen. So dringt der Schmutz, bedingt durch die schuppige Oberfläche erst gar nicht tief ein und lässt sich leicht ausschütteln oder ausklopfen.

Ein zweiter Vorteil der Schurwolle ist es, Säuren, wie z. B. Schweiß, zu binden und zu neutralisieren. Dies hat zur Folge, dass Schweißgeruch erst gar nicht entsteht und Gerüche von Rauch oder Essen nach einer Erholungsphase in feuchter Luft von alleine verschwinden. Es empfiehlt sich, Kleidung aus reiner Schurwolle regelmäßig an die frische Luft zu hängen.
Hängen Sie Wollbekleidung eine Nacht nach draußen oder in Ihr Bad, wenn Sie heiß duschen. Die Luftfeuchtigkeit sorgt dafür, dass sich die Falten von alleine wieder gerade hängen.

Sollten Sie ein Wollteil dennoch waschen wollen, dann drehen sie es auf links, verwenden Sie Spezialwollwaschmittel und reichlich Wasser bis ca. 30 Grad warm. Leicht hin und her bewegen und nicht Drücken, Reiben oder Bürsten. Danach schnell aus dem Wasser und in Form ziehen. Die Teile zum Trocknen legen und nicht hängen, nicht an der Sonne oder auf der Heizung trocknen. Wenn notwendig, von links dämpfen.

Pilling ist kein Zeichen von minderer Qualität, sondern ein Zeichen dafür, dass dieses Produkt seine Eigenschaften behalten hat und nicht durch FCKW-haltige Stoffe bearbeitet wurde, um den sog. Anti-Pilling-Effekt zu erhalten. Bis alle überschüssigen Faserstücke (Flusen) aus dem Teil heraus sind, dauert es nun einmal einige Zeit. Beschleunigen Sie diesen Vorgang mit Pillingkämmen und dämpfen Sie das Kleidungsstück. Danach sieht es aus wie neu.

Übrigens, elektrostatische Aufladung erfolgt bei reiner Schurwolle nur in ganz geringem Maße, da die in den Fasern eingeschlossene Feuchtigkeit dies verhindert und dadurch auch kein Schmutz magnetisch angezogen wird.

Die modernen Walkstoffe sind immer mehr ein gern gesehenes Material der heutigen Designer großer Marken.

(Michael Korbmacher)