Mit „Zärtliche Machos“ hat René Heinersdorff ein Stück geschaffen, das einem zwischen dem Lachen kaum Luft zum Atmen lässt. CityNEWS sprach mit den Darstellern über das Stück, den Weg zum Theater und über Wünsche für das kommende Jahr.
„In diesen Haushalt kommt uns keine Frau…“ haben sich Großvater, Vater und Sohn nach schlechten Erfahrungen geschworen. Eines Abends steht plötzlich doch eine Frau in der Männer-WG und sorgt für reichlich Wirbel.
CityNEWS: Fassen Sie doch vielleicht für unsere Leser das Stück zunächst einmal zusammen.
Mogens von Gadow: Da ist diese drei Generationen-WG in der Opa, Vater und Enkel einen mehr oder weniger schlampigen Haushalt führen. Auf einmal platzt eine Frau hinein und bringt alles durcheinander. Man sollte hier gar nicht zu viel erzählen, denn sonst sind ja die Überraschungen für den Zuschauer weg.
Werner Michael Damman: Die drei hatten sich zuvor geschworen ohne Frau weiterzuleben, weil sie da alle schon ihre Erfahrungen mit gemacht haben. Es ist dann nie etwas daraus geworden. Dann zieht diese neue Nachbarin ins Wohnhaus – und mit ihr die Katastrophe. Nebenbei geht es dann auch noch um kulinarische Vorlieben, es gibt eine ganz tolle Essensszene.
Hans Jürgen Bäumler: Es ist ein sehr komisches Stück. Ich habe ja schon einen Haufen Stücke gespielt bei denen die Leute viel gelacht und sich auf die Schenkel geklopft haben. „Zärtliche Machos“ toppt das alles nochmal. Wir müssen auf der Bühne oft hin und her gehen und können gar nicht weitermachen, weil die Leute noch nicht ausgelacht haben. Sehenswert – besonders für die Männerwelt – ist in jedem Falle Michaela , die hier mit uns das erste mal auf der Bühne steht. Bei Mischa Damman kann ich mir auch gut vorstellen, dass er schon einen Kreis weiblicher Fans um sich schart. Und Mogens ist ohnehin unser Knuddelbär, den lieben sie alle. Und ich freue mich sehr, dass ich auch wieder dabei sein darf. Ich denke, man hat als Schauspieler selten so viel Spaß an einem Stück. Wenn man an dem Stück etwas kritisieren möchte, dann ist es, dass es keine sozialkritische Aussage hat. Aber es hat eine Story. Es gibt viele Stücke, die werden auf einen Sketch reduziert. Dieses hier ist eine Geschichte und die ist wahnsinnig lustig und wenn wir am Ende dann da stehen und das Publikum viel gelacht hat, dann ist es ein Zeichen dafür, dass das Stück funktioniert.
Michaela Schaffrath: Für mich ist es einfach wunderbar. Es ist wie schon gesagt das erste Stück, welches ich spiele. Und ich habe hier Kollegen mit viel Erfahrung, die mich echt auf Händen tragen. Und dann auch noch mit René Heinersdorff als Autor und Regisseur. Die Rolle, die er mir gegeben hat, die ist mir wahrlich auf den Leib geschrieben. Oft erkenne ich mich in Cecilia wieder – und das macht riesen Spaß.
Hans Jürgen Bäumler: Sie hat mit dieser Rolle wirklich großes Glück. Im Normalfall ist es ja bei dem ersten Bühnenauftritt eher so, dass man einmal über die Bühne läuft und so etwas sagt wie…
Mogens von Gadow: …“Mein Herr, darf ich Sie stören“…
Hans Jürgen Bäumler: … und das war dann schon die ganze Rolle. Es ist sehr dankbar Boulevardschauspielerei vom Feinsten so kennenzulernen. Die Schauspielerei an sich von der schönsten Seite kennen, die es überhaupt gibt. Du kommst raus, sagst zwei Sätze und die Leute biegen sich vor Lachen. Und man selbst sagt sich: „Na wartet nur ab, ich servier euch gleich noch so ein Ding.“.
CityNEWS: Freut man sich da schon auf den nächsten Gag?
Mogens von Gadow: Ja, sicher! Man erfährt ja sehr schnell wo die Dinge liegen und arbeitet dann auch bewusst darauf hin. Für das Publikum ist so ein Lacher ja eine Brücke zum nächsten Textteil. Für uns Schauspieler ist es einfach ein Loch, welches man mit der eigenen Spannung überbrücken muss um dann gut abzuschätzen ob die Leute das nächste dann wieder mitbekommen.
Hans Jürgen Bäumler: Für uns ist es dann aber umgekehrt wieder schwierig Lücken zu suchen, in denen gerade niemand lacht, um die nächste Pointe zu bringen. Wenn da etwas verloren geht, weil das Publikum nichts versteht, weil alle noch so lachen, dann ist das doch sehr schade.
Mogens von Gadow: Wenn sie so einen Punkt erwischen, dass aus dem Lachen der letzte Applaus kommen kann, dann ist das der beste Abschied. Das gibt es sehr selten.
Werner Michael Dammann: Genau. Denn das ist es, was den Leuten dann auch bleibt.
CityNEWS: Wenn da ein Lacher den nächsten jagt, ist es dann für Sie nicht manchmal schwierig ernst zu bleiben?
Mogens von Gadow: Nein. In komischen Stücken, da lacht man nicht. Das Problem sich wirklich beherrschen zu müssen bekommt man höchstens mal bei ernsten Stücken, wenn die Spannung nicht stimmt. In einem komischen Stück habe ich noch niemals in meinem Leben lachen müssen. Mein Lehrer hat mir damals immer gesagt, dass man sich als Komiker immer ernst nehmen muss um überhaupt komisch sein zu können.
Michaela Schaffrath: Bei den Proben, da haben wir sehr oft gelacht. Einige Pointen sind erst während der Proben entstanden, die stehen nicht so im Buch. Aber dann ist uns hier noch was eingefallen und dann da noch etwas dem Regisseur. Herr Heinersdorf ist da ja ein Genie.
CityNEWS: Das Stück dauert etwa zwei Stunden. Wie lange müssen Sie da vorher proben?
Mogens von Gadow: Normalerweise sind es vier Wochen.
Hans Jürgen Bäumler: Für dieses Stück war es ein bisschen knapper. Wir haben in Hamburg geprobt – ohne Bühnenbild, ohne Grundriss auf dem Boden, ohne Türen. Das Bühnenbild in Köln war erst am Montag richtig fertig, am Dienstag war die erste Aufführung. Da mussten wir ein bisschen ins kalte Wasser springen, denn es ergaben sich dann natürlich einige neue Situationen.
Werner Michael Dammann: Da steht dann auf einmal eine Säule, wo vorher keine war, die Türen sind ganz woanders…
Hans Jürgen Bäumler: Bei uns Sportlern hieß es dann immer: „Arschbacken zusammenkneifen und durch“ – das ist dann auch manchmal beim Theater so. Anders geht’s dann nicht.
CityNEWS: Das Bühnenbild zeigt das Wohnzimmer einer Mehrgenerationen-WG, Sie sind ein Mehrgenerationen-Ensemble. Macht sich das manchmal bemerkbar?
Michaela Schaffrath: Ich für meinen Teil profitiere unheimlich von der Berufserfahrung die hier zusammenkommt. Ich bin sehr dankbar, weil ich hier eben noch sehr viel lernen kann. Was das Private angeht, so habe ich oft das Gefühl, wir liegen mit dem Alter gar nicht so weit auseinander. Wir können ernste Themen besprechen, können aber auch sehr kindisch sein und haben viel Spaß.
Hans Jürgen Bäumler: Das Ensemble ist wirklich ein Glückstreffer. Es war das erste Mal, dass ich vorher niemanden kannte. Mogens von Gadow natürlich vom Namen her. Es ist sehr stimmig, wir verstehen uns alle prima und haben hier auf der Bühne viel Freude an der Sache. Wenn das nicht so wäre, welcher Funken der Freude sollte dann auch zum Publikum überspringen?
Werner Michael Dammann: Ja, ich finde auch, dass wir eigentlich eine sehr homogene Gruppe sind. Wir haben uns gleich zu Beginn der Proben darauf geeinigt, dass wir uns gegenseitig immer gleich sagen können, wenn wir eine Idee haben oder denken, dass man irgendetwas vielleicht doch anders machen sollte. Niemand nimmt das hier dann persönlich oder fühlt sich gleich angegriffen. Das ist toll.
Mogens von Gadow: Es ist wichtig, dass man Kritik äußern darf und das Gegenüber das auch annimmt. Es ist nicht ein einziges Mal passiert, dass da jemand sauer gewe
sen ist. Sich die kindliche Freude zu bewahren und naiv zu bleiben ist für einen Schauspieler sehr wichtig. Nur dann kann man stets aufmerksam bleiben und Dinge auf- und annehmen.
Michaela Schaffrath: Es ist auch jetzt noch so. Wenn wir etwas spielen und uns fällt etwas bestimmtes auf, was man ändern könnte, dann sagen wir uns das. Das Ensemble ist sehr kritikempfänglich und ich bin da sehr wissbegierig, weil das für mich ja absolutes Neuland ist. Ich bin wirklich dankbar, dass ich da so „alte Hasen“ aus dem Geschäft an meiner Seite weiß, die mich ab und an dann auch mal an die Hand nehmen.
Hans Jürgen Bäumler: Das ist wie bei den Zahnrädern eines Uhrwerks. Das eine greift in das andere ein. Es ist niemand da, der seine Lacher zählt und hinterher damit prahlt, dass sie über ihn am meisten gelacht hätten. Am lustigsten finden die Leute hier natürlich unseren Opa, die Rolle ist auch so geschrieben. Mir fällt niemand ein, der diese Rolle so gut präsentieren und auch auskosten kann wie Mogens von Gadow – und das soll jetzt nicht irgendein Kompliment sein.
Mogens von Gadow: Ja, wenn das eine Feststellung war, dann ist das auch viel mehr wert als ein Kompliment (lacht). Man muss eben wissen, wo die Stärken und die Schwächen einer Rolle sitzen.
Hans Jürgen Bäumler: Wenn das Publikum dann aufsteht und klatscht und lacht, dann weiß man, dass man es richtig gemacht hat.
CityNEWS: Die meisten von Ihnen haben, bevor sie zum Schauspiel kamen, andere Sachen gemacht. Frau Schaffrath hat zuerst eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester abgeschlossen, Herr von Gadow war als Radiotechniker tätig, Herr Bäumler sehr erfolgreicher Eiskunstläufer. Wie kommt man dann doch noch auf die Bühne?
Hans Jürgen Bäumler: Ja, ich bin zuerst einmal eisgelaufen, war ein paar Mal Europameister, ein paar Mal Weltmeister und dadurch über alle Maße bekannt. Dann haben wir einen Eislauffilm gedreht, in dem ich mitgespielt habe. Danach im Geschäft zu bleiben, das ist gar nicht so einfach. Erst mal musste ich Sprechen lernen. Ich hatte einen sehr starken bayrischen Dialekt. Für mich war das ein sehr steiniger Weg, denn immer wenn ich auf die Bühne kam, sagten die Leute: „Ach, da ist ja der Eisprinz!“ Das musste ich erst einmal wegspielen. Ich habe viele Rollen im Fernsehen deswegen erst einmal nicht bekommen, bis wir dann „Salto Mortale“ drehten. Viele denken, dass man es wegen seiner Popularität leicht hat – aber das Gegenteil ist der Fall. Auf der Bühne kann man nicht bescheißen, da kann man sich nicht noch einmal drehen oder einfach weglaufen.
Michaela Schaffrath: Ich habe da ein ähnliches Problem gehabt. Bei mir ist es nicht so lange her wie bei Hans Jürgen, dass ich mich in dieser Branche bewege. Man muss sich da seine Daseinsberechtigung schon erkämpfen. Nach meiner Zeit in der Erotikbranche fragen sich die Leute natürlich, ob ich überhaupt etwas Anderes kann. Ich bin damals für einen Kinofilm entdeckt worden. Der Regisseur riet mir an, mich weiter mit Schauspielerei zu beschäftigen. Die Kollegen haben das immer wieder bestätigt und ich dachte mir, dass ich den Schritt natürlich gehen möchte um nicht immer in der Erotikbranche steckenzubleiben und etwas aus meinem Talent zu machen. Mit diesem wunderbaren Stück kann ich mich jetzt unter Beweis stellen. Es ist für mich ein großer Schritt auf die Bühne und vielleicht öffnet er mir viele Türen, die mir bislang verschlossen blieben.
Werner Michael Damman: Ich habe zuerst in München die Schule abgeschlossen und gleich im Anschluss daran für Pro Sieben eine Dokusoap gedreht. „Die Abschlussklasse“ zeigte das Leben und Leiden an einem Münchener Gymnasium. Danach wusste ich nicht so genau was ich tun soll, bis eines Tages ein Brief kam, dass ich nun meinen Zivildienst leisten müsse. Da bin ich dann schnell auf die Schauspielschule ausgewichen. Danach habe ich gleich den Lore-Bronner-Preis gewonnen und das erste Engagement in Köln bekommen. Ich bin sehr glücklich darüber, damit den Absprung geschafft zu haben. Andere Kollegen hatten da nicht so viel Glück.
Mogens von Gadow: Ich habe mit Umwegen den Weg auf die Bühne gefunden. Meine Familie hatte einige Besitztümer und ich wollte ursprünglich einmal Landwirt werden. Meine Familie war sehr komödiantisch und jeder spielte ein Instrument. Meine Großmutter sagte zwischendurch: So, deckt mal den Tisch ab, stieg dann auf den Tisch und rezitierte Balladen. Es wurde immer viel vorgelesen und war sehr lustig. Später wollte ich Schauspieler werden, mein Vater wollte aber, dass ich zuerst etwas „Anständiges“ lerne. So machte ich eine Lehre zum Radiotechniker, habe aber nebenbei schon privat Schauspiel- und Gesangsunterricht genommen. Noch bevor ich meine Abschlussprüfung in Düsseldorf hatte, wurde ich schon für das erste richtige Stück engagiert. Darauf folgte dann das nächste und das nächste Stück… Ich hatte einen der besten Agenten in Deutschland und wollte immer etwas Neues machen. Es hielt mich nie lange an einem Ort. Irgendwann hatte ich mich so etabliert, dass ich als freier Schauspieler arbeiten konnte.
CityNEWS: Die Premiere des Stückes war am 11.11. – genau dann, wenn in Köln die fünfte Jahreszeit beginnt. Haben Sie davon etwas mitbekommen?
Mogens von Gadow: Ja, vormittags. Ich saß gerade beim Frühstück und sah auf einmal, wie Massen verkleideter Leute aus den Zügen strömten. Die Polizei musste teilweise sogar absperren, so viele waren es.
Michaela Schaffrath: Alleine am Heumarkt sollen an die einhunderttausend Leute gewesen sein. Ich habe mich gefragt, wie das abends wohl enden wird und ob die dann alle mit Pappnasen und Blinkeohren im Publikum sitzen. Aber dann war hier im Theater nichts davon zu spüren.
Werner Michael Dammann: Ich musste meinen Vater am Nachmittag um drei Uhr vom Kölner Hauptbahnhof abholen. Ich habe es kaum geschafft ihn durch die Massen zu bringen. In der einen Hand hielt er seinen Koffer, mit der anderen klammerte er sich an meinen Arm. Über Bierflaschen und Bierlaachen haben wir uns dann ins Hotel gekämpft.
Hans Jürgen Bäumler: Ich bin schon gespannt, wie es wohl an Silvester werden wird. Da werden die Leute auch in riesen Feierlaune sein und wir geben hier drei Vorstellungen.
CityNEWS: Feiern Sie denn selber Karneval?
Hans Jürgen Bäumler: Ich finde den Straßenkarneval klasse – vor allem, wenn er so Tradition hat wie hier. Ich selbst muss dann da aber nicht unbedingt mitfeiern.
Mogens von Gadow: Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre haben ich und meine Frau manchmal bei diesen schwarz-weiß Festen mitgemacht. Sie waren damals sehr berühmt. Sich auszudenken, was man da anzieht war immer viel spannender als tatsächlich dorthin zu gehen. Da treten sich die Leute dann auf den Füßen rum und man kann gar nicht mehr richtig tanzen. Wissen Sie, wir müssen uns als Schauspieler so oft verkleiden, da mag man gerne privat ein bisschen Abstand davon halten.
CityNEWS: Was wünschen Sie sich für das nächste Jahr?
Hans Jürgen Bäumler: Gesundheit. Was ich sonst noch will, dass kann ich mir kaufen. Ich bin glücklich und zufrieden. Wenn alles so bleibt, was will ich dann mehr?
Michaela Schaffrath: Am wichtigsten ist es tatsächlich, dass man gesund bleibt, dass man seine Familie und seine Freunde um sich herum hat. Ehrliche Menschen, die einem was bedeuten. Außerdem wünsche ich mir, meinen Beruf noch lange ausüben zu dürfen, denn das war schon immer mein Traum. Das schönste Geschenk ist doch, wenn man abends nach Hause fährt und weiß, dass man dem Publikum hier eine schöne Zeit bereitet hat, in der es viel lachen konnte.
Mogens von Gadow: Ja, was gibt es schöneres als sagen zu können, dass man sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Vor ein paar Jahren habe ich mal gelesen, dass über 80 Prozent der Menschen mit ihren Berufen nicht zufrieden sind. Die müssen dann morgens zur Arbeit gehen und fühlen sich die ganze Zeit schlecht, weil sie Dinge tun müssen, die sie gar nicht tun möchten.
Hans Jürgen Bäumler: Ja, wir verdienen unser Geld spielend. Wenn man genau das machen kann, was man sich einmal ausgesucht hat, den Spaß daran behält und anderen Leuten Spaß damit bereitet, dann ist das das Schönste, was einem passieren kann.
Werner Michael Dammann: Das gilt auch für mich. Ich lebe mein Hobby – und dieses bei bester Gesundheit weiter ausüben zu dürfen, das ist natürlich der größte Wunsch.
Autor: Ina Laudenberg