Comedian Roberto Capitoni im CityNEWS-Interview: "Der Italiener gewinnt oft die Oberhand"

Wenn der Deutsche und der Italiener d’accord sind, grätscht der Schwabe dazwischen. / copyright: capitoni / z-management
Wenn der Deutsche und der Italiener d’accord sind, grätscht der Schwabe dazwischen.
copyright: capitoni / z-management

Als Italiener ist das Nie-Alleine-Sein sein zentrales Dilemma: Seit vielen Jahren spielt Roberto Capitoni mit seinen verschiedenen Identitäten auf der Bühne. Und als italienisch-deutscher Schwabe hat er es da wirklich nicht leicht. CityNEWS traf ihm zum Gespräch über Fußball, Klischees und la famiglia …

CityNEWS: Herr Capitoni, Sie sind der Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters. Welche Gene waren da die dominanteren?

Roberto Capitoni: Das kommt immer auf die Situation an. Ich bin ja nicht nur Deutscher und Italiener, ich habe da noch einen dritten Alien in mir. Ich bin ja zudem noch Schwabe. Wenn der Deutsche und der Italiener dann mal d’accord sind, dann kommt der Schwabe und grätscht dazwischen. Da funktioniert dann nichts mehr.

CityNEWS: Wo ist denn der Hauptreibungspunkt zwischen dem Deutschen, dem Italiener und dem Schwaben?

Roberto Capitoni: Der Schwabe ist immer sehr sachlich. Bei ihm ist das Glas immer halb leer anstatt halb voll und Emotion ist nicht gerade sein zweiter Vorname. Da ist es ganz gut, dass der Italiener oft die Oberhand gewinnt. Vor allem auf der Bühne. Wenn ich darüber nachdenke, wie der Schwabe in manchen Situationen reagieren würde … Das wäre katastrophal!

CityNEWS: Gibt es einen Punkt, bei dem Sie sich ganz besonders zerrissen fühlen? Mal ganz abgesehen von den Ersparnissen, die Sie als Schwabe, nicht aber als Italiener machen könnten?

Roberto Capitoni: Eine innere Zerrissenheit gibt es immer beim Fußball. Zu 51 Prozent bin ich natürlich für Italien. Wenn man mit 20 Italienern Fußball guckt, dann kann man ja nicht für Deutschland sein. Aber ansonsten bin ich natürlich für Deutschland. Ich hasse es einfach, wenn die beiden Mannschaften gegeneinander spielen. Ich möchte solche Spiele gar nicht. Am liebsten ist es mir, wenn eine von beiden Mannschaften vor einem möglichen Zusammentreffen ausscheidet.

Ein Klischee entsteht, weil es 100 Mal bestätigt wurde

CityNEWS: Deutsche und Italiener haben ja eine lange Tradition sich misszuverstehen. Italiener betrachten Deutsche als humorlose Pedanten und für die Deutschen sind die Italiener einfach oberflächliche und laute Machos. Ist das auch etwas, was in Ihnen tobt?

Roberto Capitoni: Ja, ich glaube, dass ist so eine Hassliebe. Die Italiener lieben die Deutschen natürlich auch, denn es ist ja oft vorteilhaft, wenn man immer straight und immer pünktlich ist. Dabei geht aber auch die Lebensqualität ein bisschen verloren. Das Beste ist eine Symbiose, da kommt der Sebastian Vettel zu Ferrari und schon läuft es wieder. Italiener sind hier ja auch keine Ausländer, alleine weil wir durch dieselbe Religion sozialisiert sind.
„Ein Klischee entsteht, weil es 100 Mal bestätigt wurde.“

CityNEWS: Sie sehen die Klischees aber grundsätzlich bestätigt?

Roberto Capitoni: Ja. Woher kommt denn ein Klischee? Ein Klischee entsteht, weil es 100 Mal bestätigt wurde.

CityNEWS: Bei uns in Deutschland gibt es viele Witze über andere Nationen. In Italien gibt es sicher auch Witze über die Deutschen, oder?

Roberto Capitoni: Ja, zum Beispiel: Warum sind die Deutschen so groß und die Italiener so klein? Weil man ihnen als Kinder gesagt hat, dass man arbeiten muss, wenn man groß ist.

CityNEWS: In Ihrem Programm sprechen Sie oft von Ihrer Familie. Wissen Ihre Verwandten in Italien, was Sie hier so erzählen?

Roberto Capitoni: Nicht mehr so viele. Mein Papa ist schon gestorben und der Kontakt zu entfernteren Verwandten bricht langsam immer weiter ab. Ich möchte gerne noch mal hin, schaffe es aber nie, weil ich so viel auf Tour bin. Aber ich denke, sie könnten darüber lachen.

CityNEWS: Haben Sie schon mal in Italien gespielt?

Roberto Capitoni: Nein, ich spreche ja kaum noch italienisch.

CityNEWS: Würde dort das gleich Programm funktionieren?

Roberto Capitoni: Ja, man müsste es dann halt ein bisschen umdrehen.

CityNEWS: Was werden wir in der nächsten Zeit noch von Ihnen sehen?

Roberto Capitoni: Ich werde vor allem mein Programm spielen, das im Oktober Premiere hatte. Ansonsten moderiere ich Quatsch Comedy Club in Hamburg und Berlin und auch hier und da bei anderen Mix-Shows und Galas. Bis Juni bin ich ja auch noch bei der Kabarett Bundes:Liga zu sehen. Wo ich als Italiener schon kein Fußball spiele, da ist das als Fußball-Fan eine super Alternative für mich.

CityNEWS: Neben Ihrem neuen Programm haben Sie ja kürzlich auch ein Buch auf den Markt gebracht …

Roberto Capitoni: Ja, als vor einigen Jahren alle begannen Bücher zu schreiben, statt Live-CDs zu produzieren, dachte ich mir, dass ich das auch kann. Ursprünglich hatte ich hierfür mit einem Freund drei Kurzgeschichten geschrieben, die wir dann bei einem Verlag abgegeben haben. Die meinten „Boah, das ist voll lustig und spannend, mach da bitte einen Roman draus.“ Ich habe dann erst mal geschluckt. Ein Roman ist da ja schon die Königsklasse, der braucht richtig Handlung und ein Finale. Aber wir haben es geschafft. Er heißt “Ich mach dir Betonschuhe: Wie ich einmal fast Mafioso wurde” und handelt von meiner Reise, bei der ich gemeinsam mit Onkel Luigi eine große Kiste abliefern muss – und das ohne zu wissen, was da eigentlich drin ist …

CityNEWS: Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und bedanken uns für das Gespräch.

Autor: Redaktion / Ina Laudenberg