Die würzigen Knollen sind das perfekte Gemüse für Ungeduldige: Noch im August können Gartenfreunde Radieschen aussähen. Innerhalb weniger Wochen entstehen aus den winzig kleinen Samen ganze Pflanzen. Auch Anfänger können sich an dem Gewächs versuchen, denn besonders kompliziert ist der Anbau von Radieschen nicht.
Boden muss feucht sein, aber nicht nass
Einige Regeln gilt es aber dennoch zu befolgen, damit aus dem Saatgut eine leckere und gesunde Zwischenmahlzeit werden kann. «Radieschen kann man schon im April aussäen, aber auch im August ist das kein Problem. Erst im September wird das Licht langsam knapp», sagt Jürgen Sheldon, Bundesfachberater beim Bundesverband Deutscher Gartenfreunde in Berlin. Gut für die Pflanzen sei ein sonniger, lichter Standort und ein sandiger, humusreicher Boden, der Wasser durchlasse. Denn Radieschen hätten es zwar gerne feucht, aber nicht nass. «Es sollte auf keinen Fall Staunässe aufkommen», sagt Sheldon. Blumenerde müsse man nicht benutzen. Radieschen bräuchten auch keinen Dünger. «Ein normal mit Kompost gepflegter Boden reicht.»
Ausgesät werden Radieschen-Samen in einer Reihe – und zwar in einem Abstand von etwa 20 Zentimetern. Man sollte sie einen Zentimeter tief in den Boden bringen und anschließend mit Erde bedecken. Problematisch könne sein, dass handelsübliche Radieschen-Saat oft sehr klein sei. Er rät Ungeübten daher zum Kauf eines Saatbandes, auf dem die Samen schon im richtigen Abstand befestigt sind. Bis die Pflanzen aufgingen, vergehe kaum mehr als eine Woche. «Wenn dann einige von ihnen zu dicht stehen, müssen sie raus. Der Fachberater weist darauf hin, dass die Wurzeln sich sonst nicht entfalten können und die Radieschen klein bleiben. Unter normalen Wetterbedingungen müsse man die Pflanzen nicht gießen, Regen sei ausreichend.
Mit kaltem Wasser gegen Flohbefall
Während des Wachstums ist die Pflanze relativ unkompliziert und hat auch wenige Feinde. Ein wenig Acht geben müssen Hobbygärtner allerdings auf Erdflöhe, rät Heide Haßkerl im hessischen Ostheim, Autorin des Buches »Selbstversorgt!: Gemüse, Kräuter und Beeren aus dem eigenen Garten«: »Man erkennt einen Befall an den kreisrund ausgefressenen Blättern. Wenn man die Tiere stört, sieht man auch, wie sie fliehen und über den Boden springen. Es sind eben Flöhe.« Ist der Befall nicht zu stark, reichen Haßkerl zufolge regelmäßige Störmanöver auch vollkommen aus, um die Pflanzen zu schützen – etwa, indem man ab und an mit einer Harke über den Boden wedele oder die Pflanzen mit kaltem Wasser abbrause. »Ein geringer Befall ist für Radieschen keine Katastrophe. Die Pflanze übersteht das«, sagt die Garten-Expertin. Sei die Zahl der Flöhe größer, empfehle sich das Aussäen von Senf. »Dadurch werden die Erdflöhe zuverlässig vertrieben.«
Ohnehin ist nach Heide Haßkerl die Nachbarschaft der Pflanzen wichtig für deren Entwicklung – und auch den Ertrag: »Radieschen gedeihen am besten in Mischkulturen. Man kann etwa Kohl, Erbsen, Spinat oder Rüben in die Reihe mit hinein pflanzen«, sagt sie. Gut geeignet seien auch Salatpflanzen, die mit ihren Blättern den Boden feucht hielten.
Ein »Strauß« Radieschen
Bereits nach vier Wochen sind die Radieschen erntefertig. Wer Lust zum Experimentieren hat, kann auch eine einzelne Pflanze stehen lassen. »So kann man seine Samen selber ziehen. Man muss die Pflanze ausblühen lassen, anschließend bilden sich an ihr richtige Bohnenschoten«. Sie habe das selbst schon ausprobiert und 640 Samen gewonnen, erzählt Buchautorin Heide Haßkerl. Das funktioniere aber nicht mit einer der unfruchtbaren Hybrid-Sorten, die es im Handel häufig gebe.» Und: Nicht alle Radieschen sehen so aus wie die, die man üblicherweise im Handel bekommt.
Haßkert empfiehlt «Riesenbutter», eine alte, bewährte Radieschensorte. «Die Knollen werden richtig groß und sind innen trotzdem knackig», sagt sie. Für Laien sei der «Eiszapfen» besonders gut geeignet. Weiß und kegelförmig sieht er aus wie ein kleiner Rettich. «Diese Sorte funktioniert immer: Sie ist robust und gedeiht bei jedem Wetter», sagt Haßkerl.
Sind die Radieschen geerntet, halten sie sich nur wenige Tage. Am längsten bleiben sie frisch, wenn man sie wie Blumen in die Vase stellt: Einfach zwei Zentimeter Grün daran lassen und mit dem Kraut nach oben ins Wasser legen. Haßkerl: «Man kann sich ja auch einen Radieschen-Strauch auf den Küchentisch stellen. Das ist mal was anderes.»
Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion