Museumsneubauten im Kulturquartier am Neumarkt eröffnen am 22. Oktober 2010

Blick von oben auf St. Cäcilien und Museumsneubauten / copyright: Michael Albers / Rheinisches Bildarchiv
Blick von oben auf St. Cäcilien und Museumsneubauten
copyright: Michael Albers / Rheinisches Bildarchiv

Nach mehr als achtjähriger Bauzeit eröffnet im Zentrum Kölns der Neubau für das neue Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt und das Museum Schnütgen – Kunst des Mittelalters, sowie für das JuniorMuseum und den Veranstaltungssaal der Volkshochschule. Wir haben bereits in den Museumskomplex geschaut.

Mit dem Museumskomplex in unmittelbarer Nähe zum Neumarkt erhalten die hochkarätigen Sammlungen einen würdigen und zugleich modernen Ort. Noch in diesem Jahr können Besucher dort mit allen Sinnen neue und alte, fremde und vertraute Welten anhand authentischer Objekte aktiv erleben. Wirkungsvolle Rauminszenierungen und eine durchdachte Ausstellungsdidaktik lassen in Kürze die Kulturen der Welt im Dialog mit der Kunst des Mittelalters lebendig werden. Schon jetzt vermittelt sich dem Besucher ein spannendes Raumerlebnis, das neuartige Perspektiven eröffnet.

Kölns Kulturdezernent Professor Georg Quandert: „Wir eröffnen das Haus am 22. Oktober. Am darauf folgenden Wochenende werden alle die Gelegenheit haben, die einmaligen Sammlungen bei freiem Eintritt in völlig neuem Licht zu erleben. Köln gewinnt damit einen neuen Besuchermagneten von europäischem Rang“.

Im großzügigen Foyer des Neubaus werden in den nächsten Wochen als gemeinsame Einrichtungen Empfang, Information, Kasse, Museumsgastronomie mit einzigartigem Blick auf die Westfassade von St. Cäcilien und der Museumsshop für beide Museen eingerichtet. Hier steht bereits der prächtige Reisspeicher aus Indonesien als größtes Exponat und Wahr¬zeichen des neuen Rautenstrauch-Joest-Museums – Kulturen der Welt der Reisspeicher der Sa’dan-Toraja von der indonesischen Insel Sulawesi, ein Pfahlbau aus Holz, Bambus und Rotang, ist reich beschnitzt, farbig gefasst, 11 m lang, 7,5 m hoch und etwa 75 Jahre alt. Er ist Teil des sozialen und religiösen Zentrums einer Adelsfamilie und Symbol traditioneller Kosmosvorstellungen. In Korrespondenz zur gegenüberliegenden um 1160 entstandenen Westfassade von St. Cäcilien, die als romanische Kirche weiterhin das Herz des Museum Schnütgen darstellt, werden beide zu den neuen Wahrzeichen des Gesamtkomplexes.

Besucher gehen auf Entdeckungsreise

Im Erdgeschoss des Neubaus beginnt der Themenparcours unter dem Motto „Der Mensch in seinen Welten“, mit dem das Rautenstrauch-Joest-Museum die Besucher zur Entdeckungsreise einlädt. Der Parcours setzt sich in den beiden oberen Zwischengeschossen fort. Vom Erdgeschoss aus gelangt der Besucher auch zum Museum Schnütgen. Ein neuer Verbindungsbau, der die Eingangshalle mit der benachbarten Kirche St. Cäcilien direkt verbindet, beschert dem Museum Schnütgen zusammen mit dem generalsanierten Anbau von Karl Band und dem neu angelegten Cäciliengarten rund 1000 Quadratmeter zusätzlicher Ausstellungsfläche für die Präsentation seiner Schätze.

An das Foyer schließt sich ein Veranstaltungssaal – das Forum Volkshochschule – mit 380 Quadratmetern an. Dieser Saal steht neben den Veranstaltungen der Volkshochschule auch für Veranstaltungen der übri¬gen Nutzer des Hauses zur Verfügung.

Im 1. Obergeschoss des Neubaus befindet sich neben Verwaltungs- und Ausstellungsräumen das neue JuniorMuseum, eine Abteilung, die für junge Besucher konzipiert wurde, im 2. OG folgen weitere Verwaltungsräume und die Bibliothek. Im Untergeschoss des Neubaus befinden sich Garderobe, Waschräume und die neuen Depots der beiden Museen.

Das Gebäude wurde in Abstimmung mit den Vertretern der Behinderten- und Selbsthilfeorganisationen, die sich im “Arbeitskreis barrierefreies Köln” zusammengeschlossen haben, weitgehend barrierefrei erstellt.

Das neue Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt

Wie gestalten Menschen zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Teilen der Erde ihr Leben? Was verbindet uns mit Menschen aus völlig anderen Lebenszusammenhängen? Auf 3600 m² Fläche und über drei Etagen lädt ab dem 22 Oktober der Themenparcours „Der Mensch in seinen Welten“ die Besucher zu einer ebenso verblüffenden wie lehrreichen Entdeckungsreise ein. Vielfältige Inszenierungen schaffen eine spannende Abfolge von Raumerlebnissen. Exponate aus unterschiedlichen Regionen der Erde – ergänzt durch audiovisuelle Medien – lassen die Gleichberechtigung und -wertigkeit verschiedener Lebensformen und unsere eigene als eine von vielen möglichen erkennen. Unterteilt ist der Themenparcours in die beiden Bereiche „Die Welt erfassen“ und „Die Welt gestalten“.

Das neue Museum Schnütgen – Kunst des Mittelalters

Warum ist das Mittelalter heute noch interessant? Antworten gibt das Museum Schnütgen in einem lebendigen Überblick über die wichtigsten kulturellen und künstlerischen Themen des Mittelalters. Zukünftig wir das Museum vom neuen Foyer aus erschlossen. Zwei neue Ausstellungssäle verbinden den Neubau mit dem Anbau von Karl Band von 1956, der schließlich in den Cäciliengarten und in das Herz des Museum Schnütgen, die romanische Kirche St. Cäcilien, führen wird. Mit dieser Erweiterung gewinnt das Museum rund 60 Prozent Ausstellungsfläche hinzu, die es erlauben, mehr als die bisherigen 10 Prozent der Sammlungsbestände zu zeigen. Hinzu kommt die Möglichkeit, endlich wieder große Wechselausstellungen unter einem Dach zu präsentieren. Mit dem neuen Cäciliengarten wird die Ausstellungsfläche „unter freiem Himmel” weitergeführt, er bietet zukünftig einen Ruhepol im belebten Kulturquar¬tier. Die neue Nachbarschaft mit den Kulturen der Welt, in deren Mitte das Museum Schnütgen die christlichen Wurzeln Europas repräsentiert, regt darüber hinaus zu gemeinsamen Projekten beider Museen an.

Das JuniorMuseum

Wie wächst man in Japan auf? Wie sieht der Alltag für Kinder in Sierra Leone aus? Was machen Jugendliche in Kanada? Speziell an junge Besucher wendet sich das interaktiv ausgerichtete JuniorMuseum. Ein Besuch zu Hause bei Kindern aus fünf Ländern und eine Vielzahl praktischer Aufgaben öffnen den Blick und wecken die Neugier auf Feste und Rituale, die den Übergang vom Jungen zum Mann und vom Mädchen zur Frau in anderen Teilen der Welt markieren.

Materialien

Die Architektur des Neubaus besitzt die Monumentalität, die dieser Ort städtebaulich fordert. Gleichzeitig wirkt sie ruhig und zurückgenommen und zeigt ein belebendes Wechselspiel von lichtreicheren und lichtärmeren Bereichen. Die Oberflächen sind auf wenige Materialien reduziert: Ziegel, Naturstein, Holz und Glas. Über den aus Stahlbeton hergestellten Rohbau wurde eine Haut aus traditionell im Ringofen gebrannten Ziegeln gelegt. Jeder Stein ist ein Unikat in seinem Farbenspiel und in seiner Oberflächenstruktur.

In allen öffentlichen Bereichen sind die Fußböden mit Basaltlava belegt, ebenso Treppen und Brücken in den Gebäudefugen. Dieses Material zieht sich auch in die Ausstellungsflächen der Eingangsebene. Der Veranstaltungssaal im Erdgeschoss, die Bibliothek im Obergeschoss und die Ausstellungsräume sind mit Industrieparkett belegt. Die Türen, die in die Ausstellungsräume führen, haben Oberflächen aus Holz. Die Wände in den Ausstellungsräumen erscheinen als neutraler Untergrund.

Gebäudenutzung und –struktur

Für den Neubau am Neumarkt wurde eine Stahlbetonkonstruktion aus massiven Decken und Wänden geplant. Der Museumsneubau gliedert sich in vier kubische Baukörper, die durch verglaste Zwischenräume miteinander verbunden werden, so dass alle Nutzungen unter einem Dach verbunden sind. Durch die Zwischenräume geführte Verbindungsstege stellen Übergänge in den Fugenbereichen her. Der Erweiterungsneubau des Museums Schnütgen und der bestehende „Band Bau” wird als eingeschossiges Verbindungsbauwerk errichtet.

Die Baukörper A und B beinhalten die Ausstellungsräume des Rautenstrauch-Joest-Museums und die Sonderausstellungsfläche. Der östliche schmale Gebäuderiegel (Baukörper C) nimmt im Eingangs- und Basisgeschoß die Funktion von Gastronomie, Museumsshop, Empfang und Information auf. In den Obergeschossen sind die Verwaltungsräum
e der einzelnen Institutionen angesiedelt. Im Baukörper D sind Vortragssäle der VHS, die Bibliothek und Studiensammlung der Museen sowie das Juniormuseum untergebracht.

Außerdem befindet sich eine Tiefgarage am Neumarkt, welche ihren Zugang über ein Treppenhaus hat. Das Treppenhaus wird in dieser Ebene baulich entsprechend den Nutzungen Museumsneubau und Tiefgarage getrennt. Die Zufahrt der Tiefgarage mündet vor dem Band-Bau in eine Tunnelrampe. Die Tiefgarage dient dem Neubau als Gründungsbaukörper, außer dieser statischen Funktion sind alle Bauteile funktional, thermisch und akustisch getrennt.

Autor: KölnTourismus