Schnupfen, Husten, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen. Mit Minustemperaturen, Schnee und Regen haben grippale Infekte wieder Hochsaison. Kann man sich vor den vielfältigen Erregern überhaupt schützen oder ist das schützende Immunsystem ein Mythos der Werbeindustrie?
Grippale Infekte oder gar eine echte Influenza scheinen die Wintermonate zu lieben. Denn in der kalten Jahreszeit erwischt es besonders viele. Von Husten, Schnupfen, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen bis hin zum Fieber – nur die wenigsten bleiben von den vielzähligen Erregern verschont. Laut dem Gesundheitsportal erkaeltet.info können über 200 Viren aus unterschiedlichen Erregerfamilien bei Menschen eine Erkältung verursachen. Anders hingegen die echte Grippe, die nur durch Influenzaviren ausgelöst wird. Die Ansteckung erfolgt in beiden Fällen durch Kontakt mit dem Erreger, bricht aber nur dann aus, wenn genügend Viren oder Bakterien auf ein ausreichend schwaches Immunsystem stoßen.
Wie lässt sich demnach das Immunsystem stärken?
Es soll sie ja geben: Menschen, die auf Regengüsse warten, um zu joggen. Die sich nackt in den Schnee stürzen, jeden Morgen – egal bei welcher Temperatur – Barfuß über den Rasen gehen, oder solche, die bei Minusgraden im Eiswasser baden. Belohnt werden soll das instiktwidrige Verhalten angeblich mit guten Abwehrkräften. Denn solche Aktionen härten ab.
Gleichzeitig aber suggeriert die Werbung, dass es ausreiche, bestimmte Drinks zu sich zu nehmen, um das Immunsystem zu fördern. Kann es so einfach sein? Oder verlangt das Immunsystem nach drastischen Maßnahmen wie dem Eisbaden?
Das Immunsystem ist das Abwehrsystem des menschlichen Körpers gegen alle Krankheitserreger (Mikroorganismen wie Viren, Bakterien, Parasiten) und Fremdstoffe, mit denen der Mensch in Berührung kommt. Es ist ein System, das wie ein großes Netz unseren gesamten Körper durchzieht und unsere Gesundheit schützen soll (Quelle: Zentrum der Gesundheit).Wenn Erreger die natürliche Barriere des Körpers wie der Haut und den Schleimhäuten überwinden, sorgen Immunzellen dafür, dass diese unschädlich gemacht werden. Dabei wird sehr effizient vorgegangen und nur Schädliches angegriffen.
Gesund schlemmen: Lassen sich mit Powerfood die leeren Akkus aufladen?
Die Arbeit des Immunsystems ist immer mit einem Reinigungsprozess verbunden, denn der beste Nährboden für Bakterien sind Schlacken und abgestorbene Hautzellen. Daraus ließe sich also ableiten, dass sich das Immunsystem durch eine entsprechende Ernährung statt Verhalten unterstützen lässt.
“Jein”, sagen Experten. Die Ernährung sei wichtig und müsse vor allem ausgewogen sein. Durch einzelne Lebensmittel lasse sich jedoch kein Einfluss nehmen. Zum Beispiel fühle man sich durch den Konsum einer Hühnersuppe sicherlich besser, jedoch lasse sich das Immunsystem nicht von der Speise beeinflussen. Gleiches gilt für bestimmte Drinks, die laut der Werbeindustrie, die Abwehrkräfte unterstützen könnten.
Das Abwehrsystem funktioniert im Einklang mit dem gesamten Körper. Es braucht bestimmte Nährstoffe, um zu funktionieren, wie Vitamine, aber auch Eisen, Zink und Selen. Wer zu den richtigen Lebensmitteln greift, kann dank dem sogenannten Powerfood seine leeren Akkus schnell wieder aufladen, hat mehr Energie und stärkt sein Immunsystem.
Das Immunsystem stärken: Welche Rolle spielt die Ernährung?
Kohlenhydrate zum Beispiel sind ein wichtiger Energielieferant. Fehlen diese im Körper, fühlen wir uns schlapp und können uns nicht konzentrieren. Natürlich sollte statt auf Süßigkeiten, Backwaren und Softgetränke eher auf Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse gegriffen werden.
Damit der Körper Kohlenhydrate in Energie umwandeln kann, braucht er Magnesium. Mandeln, Haselnüsse und Cashew-Kerne enthalten besonders viel Magnesium und sind wahre Powernüsse! Aber auch Haferflocken, Obst, Gemüse und Milchprodukte sind gute Quellen.
Nicht fehlen auf dem Speiseplan sollten Eiweißlieferanten wie Fleisch, Geflügel, Fisch, Eiern und Milch. Diese Lebensmittel sind besonders gut für die Gehirnleistung. Besonders Milch hat alles, was ein echtes Powerfood braucht: Neben Magnesium sind gesunde Fette, Eiweiß, Calcium und viel B12 enthalten. Letzteres ist auch zur Genüge in Fisch zu finden. Das Vitamin hebt die Laune und sorgt für einen erholsamen Schlaf.
- Fleisch ist ein super Mineralstofflieferant. Insbesondere Zink, Eisen und Selen stärken die Abwehrkräfte.
- Ausreichend Flüssigkeit, am besten in Form von Mineralwasser, puscht den Stoffwechsel und damit das Energieniveau. Alle Zellen werden aktiviert, der Körper zudem entschlackt. Gerade im Winter sollte viel getrunken werden, um die Schleimhäute, die durch Heizungsluft gereizt ist, zu entlasten und Bakterien wegzuspülen.
- Drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag liefern zusätzlich Flüssigkeit und sind ein gesunder Energie-Kick.
- Gerade in den Wintermonaten sollte auf eine ausreichende Vitamin C-Zufuhr geachtet werden. Das Powervitamin ist besonders in Zitrusfrüchten enthalten, aber auch in Grünkohl und in Sanddorn.
- Ein Allround-Talent ist Ingwer. Die Wurzel wirkt antibakteriell, fördert die Durchblutung und hilft bei Erkältungen. Power verleiht auch Chili. Dabei gilt: umso schärfer, desto gesünder. Chilis heizen uns ordentlich ein und verbessern so die Durchblutung unserer Schleimhäute, die nun Krankheitserreger leichter abwehren können.
Immunkiller Stress: Ein Ausgleich ist wichtig
Dennoch: Wer nur auf die Ernährung setzt, ansonsten aber unausgeglichen lebe, kann nur wenig erreichen. Denn das größte Risiko für das Immunsystem sei Stress, da ist sich die Wissenschaft einig. Bei dauerhaftem Stress und psychischen Unwohlsein schüttet der Körper Kortisol aus, das Hormon unterdrückt die Arbeit des Immunsystems.
Ausgleich durch Sport sei daher wichtig. Nicht nur für die innere Balance, sondern die Medizin geht davon aus, dass mit jedem Training das Immunsystem ein wenig gereizt und dadurch stimuliert werde. Durch das Training funktioniert es besser. Zusätzlich wird durch die Muskelbewegung die Lymphflüssigkeit transportiert; das ist wichtig für die Reinigung des Körpers.
Hinsichtlich der “Reizung” müsse auch dem eingangs beschriebenen Abhärten ein positiver Effekt zugesprochen werden. Zudem wird durch die Nutzung der Temperaturextreme die Thermoregulation des Körpers verbessert. Der Körper kühle dadurch im Sommer elichter ab und könne sich im Winter eher stabilisieren. Wärmekapazitäten werden so geschont.
Ähnlich helfe auch das Saunieren. Durch den Wechsel zwischen hohen Temperaturen und dem Schwitzen in der Sauna sowie dem folgenden kaltem Abduschen, werde die Durchblutung gefördert. Enorm hilfreich sei auch der entspannende Effekt des Saunierens.
Erkältungspillen aus der Apotheke haben allerdings keinen Effekt – jedoch, so die Mediziner, sei der Placebo-Effekt unglaublich machtvoll.