Meist fällt es Betroffenen schwer, zu erkennen, ob das Symptom harmlos ist oder auf eine wirkliche Erkrankung hindeutet. Wann sollte ein Facharzt aufgesucht werden und wann einfach entspannt über die kleinen körperlichen Veränderungen hinweggesehen werden?
Reine Nervensache: Kribbeln in Armen oder Beinen
Es fühlt sich an wie tausend kleine Nadelstiche – das Kribbeln in Armen oder Beinen, wenn die Durchblutung wieder zunimmt. In den meisten Fällen stellen frostige Temperaturen oder kurzzeitig unterversorgte Körperteile, im Volksmund auch als “eingeschlafen” bezeichnet, die Ursache dar. Als Auslöser für das Kribbeln gelten aus dem Blutfluss resultierende verstärkte Nervenaktivitäten und überaktive Leitungsbahnen. Sogar Taubheitsgefühle können daraus folgen. “Beobachten Betroffene diese Symptome jedoch häufiger und gehen sie mit Schmerzen im Rückenbereich einher, kann es sich auch um einen Bandscheibenvorfall handeln, der Nerven einengt und deren Signalübertragung stört”, weiß Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde aus München und Präsident der deutschen Wirbelsäulenliga. “In diesem Fall empfiehlt es sich, umgehend einen Rückenspezialisten aufzusuchen und die Beschwerden abklären zu lassen.”
Schambehaftete Kehrseite: Brennen und Juckreiz am Po
Juckreiz oder Brennen im Analbereich sind gesellschaftliche Tabuthemen, obwohl diese Beschwerden in der Bevölkerung weit verbreitet sind. So unangenehm und schmerzhaft, so harmlos erweist sich dabei in den meisten Fällen die Ursache. “Oft stecken allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe in Speisen oder Getränken dahinter. Besonders starke exotische Gewürze sowie Nüsse oder Milchprodukte gelten als häufige Auslöser”, erklärt Prof. (Univ. Chisinau) Dr. Dr. Stefan Hillejan, Proktologe von der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover. Als Begleiterscheinung entsteht oftmals auch eine Hautirritation. Halten die Beschwerden über mehrere Tage an oder kommen sie in regelmäßigen Abständen wieder, sollten jedoch ernst zu nehmende proktologische Erkrankungen ausgeschlossen werden. Hierzu zählen neben Hämorrhoidalleiden auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Ist die Ursache erst einmal erkannt, kann eine entsprechende Therapie begonnen werden und der gereizte Analbereich beruhigt sich.
Mundgeruch: Küssen – nein, danke!
Nikotin, Knoblauch oder Alkohol: Schlechter Atem lässt sich auf den Konsum von vielen Lebens- oder Genussmitteln zurückführen. Alternativ ist auch mangelnder Speichelfluss – beispielsweise während des Schlafs oder durch Medikamente – die Ursache für schlechten Atem. “Insgesamt stellt der Mund aufgrund seines feuchten Milieus den perfekten Lebensraum für Bakterien und andere Mikroorganismen dar. Sie dienen unter anderem der Zersetzung von Essensresten, wobei jedoch flüchtige Schwefelverbindungen entstehen können, die wir dann als unangenehmen Geruch wahrnehmen”, beschreibt Milan Michalides, Gründer der Zahnarztpraxis Michalides & Lang in Stuhr bei Bremen. Stellen Betroffene regelmäßig Mundgeruch fest, sollte jedoch eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Denn obwohl mangelnde Hygiene die häufigste Ursache darstellt, kommen auch der Verdauungstrakt sowie die Speiseröhre als Quelle des schlechten Atems infrage.
Regulationssystem auf Abwegen: Schwitzen
Schwitzen ist gesund. Es dient dem Körper dazu, überschüssige Wärme hinauszuleiten, indem salzhaltige Flüssigkeit gebildet wird, welche verdunstet und die Temperatur so senkt. Schweiß produzierende Drüsen befinden sich dabei über den gesamten Körper verteilt in unserer Haut. “Es handelt sich um eine lebenswichtige Funktion, die verhindert, dass der Organismus überhitzt”, erklärt Dr. Christian Schmitz, Facharzt für Ästhetische und Plastische Chirurgie der Pure Aesthetics-Praxis aus Köln. “Doch darüber hinaus kann es auch Symptom einer oftmals belastenden Krankheit sein.” Hyperhidrose lautet die Diagnose, bei der Betroffene unabhängig von körperlicher Belastung oder übermäßiger Aufregung unkontrolliert schwitzen. Vermuten Betroffene, daran zu leiden, sollten sie zunächst genau beobachten, wann, wie oft und an welchen Körperteilen sie schwitzen, und dann einen Facharzt aufsuchen. Dieser misst die Menge an produziertem Schweiß und leitet gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen ein. Höchste Alarmstufe ist hingegen bei spontanem kaltem Schweiß geboten, in Kombination mit Schmerzen in der Brust kann er ein Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. In diesem Fall gilt es umgehend den Notarzt zu verständigen.
Vielfältiger Drehwurm: Schwindel
Unter Schwindel litt wohl fast jeder schon einmal im Leben: Dabei gestalten sich sowohl Art als auch Ursache sehr vielfältig. “Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen wie beispielsweise Dreh-, Schwank- oder Liftschwindel”, erklärt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik Berlin mit Repräsentanz in Hamburg. Prinzipiell ist Schwindel ein Zeichen für außer Kontrolle geratenes Körpergleichgewicht. Dazu kann sowohl eine schnelle Fahrt im Karussell als auch zu wenig Schlaf oder niedriger Blutdruck beitragen. “Einzeln sind diese Symptome ungefährlich, treten sie jedoch mit weiteren Symptomen wie beispielsweise Kopfschmerzen auf, sollten Betroffene dringend einen Arzt aufsuchen”, fügt Dr. Sabarini hinzu. Hier kommt beispielsweise die sogenannte vestibuläre Migräne – im Volksmund auch Schwindelmigräne genannt – als Ursache infrage.
(Un-)Gefährlicher Druckabbau: Zähneknirschen
Viele Menschen knirschen nachts mit den Zähnen. Häufig stellt eine besonders stressige Lebensphase den Auslöser dar. “Prinzipiell ist Zähneknirschen erst einmal nicht gefährlich und dient sozusagen als seelischer Mülleimer”, weiß Dr. Roland Althoff, MSc, leitender Zahnarzt an der Zahnarztpraxis Oppspring in Mülheim an der Ruhr und spezialisiert auf CMD-Therapie (Kiefergelenktherapie). “Wenn Betroffene jedoch morgendliche Abgeschlagenheit, Verspannungen im Kiefer oder aber dauerhafte Kopf- oder Nackenschmerzen bemerken, sollten sie dringend einen Zahnarzt aufsuchen.” Denn neben diesen Symptomen besteht die Gefahr, dass Zähne splittern oder sogar ganz absterben. Auch das Kiefergelenk kann dauerhaften Schaden nehmen. Schuld daran sind die Kräfte von bis zu 150 Kilogramm, die beim Knirschen auf die Zähne wirken. Eine extreme Belastung, bei der selbst der härteste Zahnschmelz früher oder später nachgibt. Abhilfe schafft eine so genannte Aufbissschiene, die Ober- oder Unterkiefer umhüllt und Sorge dafür trägt, dass sich die auf die Zähne wirkenden Kräfte optimal verteilen.