Die Gastronomen übernehmen künftig mehr Verantwortung im Kölner Straßenkarneval. Darauf haben sich die Stadt Köln, der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA und die Handwerkskammer zu Köln (HWK) am Donnerstag, 25. Januar 2018, bei einem gemeinsamen Treffen verständigt. Die Gastronomen werden ihre Toiletten für den Außenausschank verdoppeln. Darüber hinaus wird ein Mehrweg-Pfandsystem für den Ausschank von Getränken in der gesamten Altstadtzone eingeführt. Die Gastwirte sorgen zudem für eine bessere Müllentsorgung im Kölner Karneval.
Ziel müsse bleiben, so übereinstimmend die Teilnehmer, den Straßenkarneval wieder als Tage des Frohsinns erlebbar zu machen, die nicht überschattet werden vom Fehlverhalten Einzelner. Nach Aschermittwoch werden die Ergebnisse und Wirkungen des Runden Tischs Straßenkarneval evaluiert und entsprechende Konsequenzen für den 11.11.2018 empfohlen.
Folgende Maßnahmen werden an Karneval umgesetzt werden:
- Im nahen Umfeld der genehmigten Außengastronomie stellen die Gastronomen zusätzliche Sanitäranlagen auf. Die Gastwirte werden dort auch zusätzliche Müllentsorgungsmöglichkeiten einrichten.
- An allen Ausschankeinrichtungen in der Altstadtzone erfolgt die Abgabe von Getränken ausschließlich nur noch in Mehrweg-Pfandbehältnissen.
- Das Mehrweg-/Pfandsystem wird auf die gesamte Glasverbotszone in der Kölner Altstadt ausgeweitet. Die Ausgabe von Mehrweg-/Pfandbehältern erfolgt bereits an den Abgabestellen der Glasverbotszone. Es wird angestrebt, die mobilen Ausschankgelegenheiten des Festkomitees entlang des Zugwegs in der Kölner Altstadt in das Mehrwegsystem einzubeziehen.
- Es erfolgt keine Außenbeschallung durch die Gaststätten. Die Beschallungen der Außengastronomie beschränken sich auf den unmittelbaren Nahbereich.
- Die Funktionsfähigkeit der aufgestellten Sanitäranlagen sowie die permanente Verfügbarkeit der Müllentsorgungsmöglichkeiten werden durch die Gastronomen zu jedem Zeitpunkt sichergestellt.
- Diese Regelungen werden als Auflagen in die Genehmigungen für die einzelnen Außengastronomie-Einrichtungen aufgenommen. Das Ordnungsamt kontrolliert Umsetzung und Einhaltung.
- An neuralgischen Punkten, die durch besondere Enge oder eine räumliche Situation Fehlverhalten des Publikums begünstigen, zum Beispiel am Heumarkt, Ostermannplatz oder Quatermarkt, werden mobile Ausschankeinrichtungen wegfallen oder reduziert (um insgesamt vier). Zwei weitere Ausschank- und Imbisseinrichtungen werden nur an Weiberfastnacht genehmigt und entfallen für die übrigen Karnevalstage.
- Die Gastronomie wird an sehr stark frequentierten Außengastronomieeinrichtungen zusätzliches Sicherheitspersonal einsetzen.
- Der DEHOGA wird als Vertreter der Gastronomie einen Ansprechpartner für alle Karnevalstage benennen. Dieser nimmt Hinweise, zum Beispiel bei Problemen mit einzelnen Betrieben bei der Umsetzung des Konzeptes in der Altstadt, entgegen. In direktem Kontakt zwischen DEHOGA und den Betrieben wird unverzüglich für Abhilfe gesorgt.
Auf diese Punkte haben sich Stadt Köln, DEHOGA und HWK haben sich im Detail verständigt.
Nach Sessionseröffnung musste gehandelt werden
Auf Einladung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte sich am 22. November 2017 zum ersten Mal der Runde Tisch zum Thema “Straßenkarneval” im Rathaus getroffen. Anlass für dieses Treffen waren die negativen Begleiterscheinungen im Straßenkarneval wie Alkohol-Exzesse, Vermüllung, Wildpinkeln und zunehmende Aggressivität, die beim Sessions-Auftakt am 11.11.2017 einen vorläufigen negativen Höhepunkt erreichten.
Insgesamt 35 Vertreter der Stadtgesellschaft verabredeten die Fortführung dieses Runden Tisches und die Einrichtung von Arbeitsgruppen. Dazu gehörten das Festkomitee Kölner Karneval, die Karnevalsgesellschaften, die Polizei, Bürger- und Interessengemeinschaften aus der Altstadt und dem Kwartier Latäng, des Weiteren Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, der Allgemeinen Studierendenausschüsse von Universität, Stadtmarketing sowie von Köln Tourismus, der AG Arsch huh, der Kölner Verkehrs-Betriebe, des Kölner Jugendrings und verschiedener städtischer Ämter. Dieses erste Treffen diente zunächst der wechselseitigen Information über die individuell durchaus unterschiedlichen Erfahrungen und erkannten Problemlagen der beteiligten Institutionen.
Stimmen zu den Maßnahmenpaket im Kölner Karneval
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker:
“Wir haben damit erstmals einen Schulterschluss mit den Gastronomen in dieser wichtigen Frage erreicht. Das jetzt abgestimmte Konzept ist geeignet, die Situation vor Ort zu verbessern. Die Wirte in der Altstadt übernehmen jetzt auch einen Teil der Verantwortung für die Situation auf den Straßen und Plätzen. Ich setze darauf, dass die Gastronomen alles tun werden, um den von allen kritisierten negativen Begleiterscheinungen aktiv entgegenzuwirken. Das wird jetzt der Testlauf sein. Nach Karneval müssen wir uns dann zusammensetzen und uns ganz genau anschauen, was funktioniert hat und was nicht.”
Christoph Becker, Geschäftsführer DEHOGA Nordrhein:
“Wir wollen unseren Beitrag leisten, dass in Köln wieder eine respektvolle Feierkultur herrscht, die alle einlädt und niemanden ausgrenzt. Wir werden alles tun, um Exzesse wie am 11.11.2017 zu verhindern. Die Gastronomen leisten einen wichtigen Beitrag für die Stadtgesellschaft.”
Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln:
“Ich bin der Oberbürgermeisterin dankbar, dass sie die Initiative ergriffen hat, damit Karneval wieder mit Respekt und Qualität gefeiert werden kann. Für die Handwerkskammer ist es dabei entscheidend, dass wir hierfür ein breites Bündnis verschiedener Institutionen in dieser Stadt haben und dass die Altstadtgastronomen mitwirken. Persönlich habe ich mich dafür eingesetzt, um zu zeigen, Köln gelingt so etwas. Dies ist ein bemerkenswerter Erfolg für unsere Stadt.”