Aktualisiert am 14.11.2017 – 19:00 Uhr: Zur Sessionseröffnung des Kölner Karneval am 11.11. kam es zu zahlreichen Einsätzen der Polizei und auch das Ordnungsamt der Stadt Köln hatte alle Hände voll zu tun. Besonders in den “Party-Vierteln” auf den Kölner Ringen und am Zülpicher Platz spielten sich Zustände ab, die weit vom friedlichen Feiern entfernt waren. Wildpinkler, übermäßiger Alkoholkonsum, Agressivität, Gewalt, Müll und Dreck. Oberbürgermeisterin Henriette Reker möchte in einem “Runden Tisch” nun die unerwünschten Erscheinungsformen des Straßenkarnevals mit den Hauptakteuren des Kölner Karnevals und Vertretern der Stadtgesellschaft und Behörden nun thematisieren. Das sagte sie heute am Rande einer Pressekonferenz.
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker äußert sich
Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte zu den Vorfällen: “Wir wollen es nicht hinnehmen, dass unser Karneval und unsere Stadt kaputtgemacht werden. Die Stadtgesellschaft muss jetzt entscheiden, wie es mit den öffentlichen Feiern an den Karnevalstagen weitergehen soll. Ich setze mich deshalb für die zügige Einberufung eines runden Tisches mit allen beteiligten Akteuren ein, um gemeinsam zu entscheiden, wie wir künftig den Straßenkarneval in Köln feiern wollen.”
Im Vorfeld hatten das Festkomittee eine Kampagne gegen Suff, Müll und übermäßigen Alkoholkonsum gestartet. Diese fiel wohl bei nicht allen Feiernden auf fruchtbaren Boden. Allein bis 15 Uhr wurden insgesamt 109 Männer und 10 Frauen als “Wildpinkler” vom Ordnungsamt der Stadt Köln angetroffen.
Koordinierungsstab verfolgte die Geschehnisse zur Sessionseröffnung
Der Ordnungs- und Verkehrsdienst der Stadt Köln legte außerdem seine Bilanz zur Eröffnung der neuen Karnevalssession am 11.11.2017 vor. Wie zu erwarten, machten sich viele Jecke bereits früh morgens auf den Weg und feierten um 11:11 Uhr die Eröffnung auf dem Heumarkt. Heumarkt und Altstadt wurden deswegen am frühen Vormittag wegen hohen Besucheraufkommens gesperrt. Bereits gegen 13 Uhr war das Zülpicher Viertel stark ausgelastet. So musste dieses kurz nach 16 Uhr für den weiteren Zulauf aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Erst gegen 19 Uhr konnte die Sperrung des Viertels schrittweise wieder aufgehoben werden.
Von 8 Uhr am Samstag, 11.11.2017 bis 2 Uhr am Sonntag, 12.11.2017 tagte unter der Leitung des Amtes für öffentliche Ordnung ein Koordinierungsstab. In diesem waren neben dem Ordnungsamt auch die Berufsfeuerwehr, die Landespolizei, die Bundespolizei, die Sanitätsdienste, die KVB und Vertreter der Willi-Ostermann-Gesellschaft (Veranstalter für die Sessionseröffnung auf dem Kölner Heumarkt) ständig vertreten. Das Gremium verfolgte des ganzen Tag über die Entwicklungen in der Kölner Altstadt, dem Zülpicher Viertel sowie im gesamten Stadtgebiet.
Stadtdirektor Dr. Stephan Keller: “Einsatz des Ordnungsamtes wird durch Betrunkene immer schwerer”
Kölns Stadtdirektor Dr. Stephan Keller äußerte sich nun zu den Vorfällen der Sessionseröffnung. “Die Aufgabe des Ordnungsamtes an solchen Tagen wird zunehmend schwerer, in Einzelfällen sogar unzumutbar. Alle verfügbaren Außendienstkräfte waren auf den Straßen und Plätzen im Einsatz. Aber man muss es leider sagen – eine zunehmende Zahl von schlichtweg Betrunkenen hat den wirklich engagierten Mitarbeitern ihren Job in vielen Fällen unmöglich gemacht. Wer unsere Einsatzkräfte anpöbelt, beschimpft, sogar angreift oder mit Flaschen bewirft, hat im Kölner Karneval nichts zu suchen. Und der Einsatz von morgens bis tief in die Nachtstunden hinein verdient meines Erachtens den großen Respekt der Öffentlichkeit, auch der Medien”, so Kölns Stadtdirektor. Ein reines Betrachten von Statistiken gebe nun überhaupt kein zusammenfassendes Bild ab über die Leistungen des Ordnungsdienstes, so Dr. Keller weiter. Die Gesamtumstände gelte es zu bewerten.
Zur Sessionseröffnung des Kölner Karneval am Samstag, 11.11.2017, waren alle für den Außendienst verfügbaren Mitarbeiter in zwei Schichten im Einsatz. In der Altstadt waren insgesamt 43 und im Zülpicher Viertel 59 Außendienstmitarbeiter unterwegs. Darüber hinaus waren Einsatzkräfte auch in der Streife am Kölner Dom und für die Kontrolle der Kräfte privater Sicherheitsunternehmen tätig. In der Summe waren das über den ganzen Tag 123 städtische Kräfte des Ordnungsdienstes. Hinzu kamen noch leitende Mitarbeiter im Koordinierungsstab und auch der Verkehrsdienst, der zum Beispiel noch mit viel Erfolg versuchte, Fahrzeughalter von einem drohenden Abschleppen ihres Wagens zu bewahren.
Besonders das Zülpicher Viertel machte Probleme
Speziell die Einsatzlage im Zülpicher Viertel war für die Teams des Ordnungsamtes eine große Herausforderung. Hier wurde das diesjährige Sessionsmotto “Mer Kölsche danze us der Reih” zu wörtlich genommen. Schon gegen 13 Uhr war das Viertel sehr stark ausgelastet und vor allen Dingen herrschte eine aggressive Grundstimmung.
Die Außendienstkräfte erlebten hier massive Widerstände bei Maßnahmen und wurden in Schlägereien verwickelt. Aufgrund der Menschenmassen war zeitweise eine Bestreifung nicht möglich, geschweige denn Ordnungswidrigkeiten zu ahnden. Darüber hinaus wurden die Außendienstkräfte vereinzelt aus den Fenstern und der Menge mit Flaschen und anderen Gegenständen beworfen, beleidigt und angepöbelt. Bei einer Schlägerei wurde eine hilflose, schwer verletzte Person angetroffen, erstversorgt und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes vor weiteren Angriffen geschützt.
Gegen 15 Uhr entschied der Koordinierungsstab, dass das Zülpicher Viertel mittels Personensperren für den weiteren Zulauf gesperrt werden soll. Erst nach der Sperrung des Viertels für den weiteren Zulauf beruhigte sich die Situation.
“Ein besonderer Dank gilt auch den Mitarbeitern von Feuerwehr und Rettungsdienst und den ehrenamtlichen Einsatzkräften, die ebenfalls Herausragendes geleistet haben”, betonte Stadtdirektor Dr. Keller.
Stadt Köln stellte mehr Toilettenanlagen bereit
Insgesamt wurden von der Stadt Köln 75 Toilettenanlagen aufgestellt (2016: 73). Zusätzlich wurde auf dem Bahnhofsvorplatz und im Zülpicher Viertel eine Zwischenreinigung der Anlagen durchgeführt, um so die Kapazität zu erhöhen. Die Kapazität wurde damit gegenüber 2016 faktisch um 29 Anlagen erhöht und die Nutzbarkeit durch bessere Platzierung optmiert. Ebenso wurde umgeschichtet von Dixi-Toiletten zu Urinalen, um die Kapazität zu erhöhen. Außerdem wurden Standorte, die bisher nicht genutzt wurden, auf stark frequentierte Bereiche verlagert. Wo es möglich war, wurden die Urinale direkt ins Kanalnetz eingeleitet, um die Kapazität zu erhöhen.
Kater-Stimmung statt Vorfreude in Köln
Dass, diese Toiletten nicht immer genutzt wurden zeigen verschiedene Beispiele, wo u.a. gegen Denkmäler (am Chlodwigplatz), in Hauseingänge oder Treppenhäuser die Notdurft verrichtet wurden. In Köln herrscht nach dem diesjährigen 11.11. jedenfalls eher Kater-Stimmung als große Vorfreude auf die weitere Karnevalssession.
Stadt Köln und Veranstalter müssen dringend am Konzept schrauben, um die Sicherheit zu erhöhen und für mehr Ordnung zu sorgen. Dabei muss der Spagat zwischen Spießigkeit, Akzeptanz und Toleranz geschaffen werden. Gemeinsames Feiern = JA! Die Veranstaltung(en) aber zu nutzen, um einmal ordentlich die Sau rauszulassen = NEIN! In Köln herrscht zu Karneval immer ein wenig der Ausnahmezustand. Aber es muss auch Grenzen geben, an die sich jeder (Kölner oder Gäste) halten muss.
Dieser Beitrag wurde am 14.11.2017 um 19:00 Uhr aktualisiert.